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Endlich vollstillen und keine Stillhütchen mehr! – Ein Erfahrungsbericht

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Und um es für euch noch hilfreicher und fundierter zu machen, habe ich für diesen Artikel mit Stefanie Rebou, der Still- und Trageberaterin von der Trageberatung Nesthäkchen zusammen gerabeitet. Mit ihrer Kollegin Irina Bahouri hatte ich ja schon für die Trageberatung das Vergnügen und war so froh sie gefunden zu haben.

Irgendwie fühlt sich das hier an wie Geburtsbericht reloaded. Denn dass Stillen so eine individuelle und irgendwie komplizierte Sache ist, hätte ich nicht gedacht (so wie für mich ja einiges doch ziemlich anders war als gedacht). Aber wie die Überschrift schon sagt: Hey, wir sind angekommen! Happy End für Merle und mich. Beziehungsweise Happy Milestone. Ich hoffe, dass die ein oder andere Mama in einer ähnlichen Situation hier ein paar Hilfen findet. Denn so viele haben mich gefragt, wie ich das gemacht habe, das Vollstillen nach vorherigem Zufüttern. Das Bedürfnis ist wohl also groß, genauso wie die Unsicherheiten. Für die meisten gilt: Einmal Fläschchen, immer Fläschchen und aus Zufütterung wird dann meist sehr rasch ein mehr oder weniger unfreiwilliges Abstillen. Mein Beispiel zeigt, dass das nicht so sein muss, ich aber viel dafür tun musste, um an dieses Ziel namens Vollstillen zu gelangen.

Aber direkt zu Anfang: Es gibt nicht DIE Lösung und DAS Happy End. Das hier ist meine Geschichte, komplettiert mit allgemeinen Tipps aus der Stillberatung. Jedes Mutter-Kind-Team hat seinen eigenen Weg und nicht für alle ist Vollstillen dabei erklärtes Ziel. Ich sage: Das ist zwar schade, weil Stillen soooo viele Vorteile hat, für Mutter und Kind, vor allem gesundheitliche, aber da ich selbst etliche Wochen alles andere als Freude am Stillen hatte, kann ich sehr gut verstehen, wenn sich Mütter für einen anderen Weg entscheiden. Hier geht es aber nun eben darum, wie es laufen kann, wenn man sich wünscht stillen zu können und es nicht einfach „von allein“ klappen will.

Wie? Wieso ist Stillen denn kompliziert? Brust raus, Baby dran und lass es nuckeln! Wo ist das Problem?

Theoretisch gibt es da kein Problem. Praktisch ist Stillen gar nicht so einfach. Vor allem wohl auch deshalb, weil es kaum Stillvorbilder gibt, bei denen frau sich das hätte abgucken können. Oder wie oft konntet ihr schon zuschauen, wie ein Baby angelegt wird? Also so richtig? Nicht nur halb aus dem Augenwinkel, weil „man da ja nicht so hinguckt“. Bei mir hat sich die Erfahrung auf diese Augenwinkelschmulereien beschränkt. Zum Glück haben mir meine lieben Leserinnen auf Instagram empfohlen mir bei YouTube mal anzugucken, wie man ein Kind anlegt. Suchbegriff: „Latch on“

Erste Reaktion meinerseits: Was es nicht alles auf YouTube gibt! Ich musste mich da erst ein bisschen dran gewöhnen. Nicht aus Prüderie, sondern einfach, weil es mir fremd war Frauen bei soetwas Intimen zuschauen zu können. Es hat sich doch sehr voyeuristisch angefühlt, war aber definitiv hilfreich. Wenn auch die meisten Frauen einfach sehr viel größere Brüste haben als ich und die dem Baby ganz anders angereicht werden können, als ich das kann.

Ein guter Start ist wichtig

Generell gilt für alle Mütter, egal mit welcher Anatomie und auch wenn es schon Stillvorbilder gab: Idealerweise gibt es am Entbindungsort schon Stillberatung, denn dort hat man dann Erfahrung mit allen möglichen Brüsten, Problemen und Problemchen. Ich hatte das und wäre ohne diese Hilfe wohl ehrlich verzweifelt. So hat man mich gut abgefangen. Ein solch „babyfreundliches“ Krankenhaus zu finden (das Prädikat ist tatsächlich an ein Zertifikat gekoppelt), kann je nach Region leider schwierig sein. Sich umzuhören lohnt sich dann noch mal mehr.

Mit Entlassung nach Hause oder auch bei einer Haus- oder Geburtshausgeburt tut es gut eine Nachsorgehebamme zu haben, die sich mit Stillen auskennt. Leider ist das sehr oft nur sehr begrenzt der Fall. Stillen ist für Hebammen nicht Hauptarbeitsbereich. Aber vielleicht weiß die Hebamme dann ja, an welche Stillberatung man sich wenden kann. Da aber sowohl Hebammen teils schwer zu bekommen sind und Stillberatung noch mal mehr, empfiehlt es sich auch da sich frühzeitig schlau zu machen.

Und, eben weil das so ist, auch deshalb schreibe ich diesen Artikel für euch.

Alles steht und fällt mit dem Stillen

Das sage ich jetzt und es gilt für uns hier. Ich habe mich vor der Geburt kaum informieret, weil ich auch dachte: „Na, kann ja nicht so schwer sein und wenn es nicht läuft, ja, dann gibt es eben Fläschchen. Wo ist das Problem?“ Nun, es gab einige.

Tagesrhythmus. Vorgegeben durch Babys Hunger. Nachtrhythmus im übrigen auch. Wir stillen nach Bedarf und nicht nach Uhrzeit, was ich auch als für mich einzig gangbaren Weg erlebt habe. Nach Uhrzeit bedeutet das Baby weinen zu lassen, wenn es noch nicht so weit ist laut Stundenplan. Denn das mit dem Hinauszögern, das geht bei einem geduldigen Baby wie unserem (und das ist Merle!) vielleicht ein paar Minuten, aber mehr nicht. Und das auch erst seit sie mehr von ihrer Umwelt wahrnimmt, also im Wochenbett noch nicht.

Da wir grad vom Schlafen sprechen: Ruhe reinbringen, hieß es immer wieder. Und das ist auch wichtig. Wenn das Baby aber nicht satt wird, hilft das dunkelste Zimmer, schweigen oder die sanfteste Stimme nichts. Und mit schmerzenden Brustwarzen schläft auch die Mama nicht einfach weiter. Aber vor allem nachts wird die Milchmenge für den Folgetag geregelt. Das ist mit ein Grund, weswegen empfohlen wird durchschlafende Neugeborene zu wecken, um sie zu stillen. Damit die Milchmenge nicht unfreiwillig zurück geht. Wir haben anfangs auch nachts fast stündlich gestillt. Da musste einiges hochgeregelt werden. Sehr häufiges Stillen nennt sich Clusterfeeding und ist für viele Babys völlig normal nachmittags und gen Abend: Milchmenge einstellen. Volltanken für die Nacht, um mehr schlafen zu können. Babys wollen auch schlafen. Die Evolution will auch, dass die Mutter nicht total am Stock geht, also macht das Sinn. Hunger (und Durst!) sticht allerdings Schlaf.

Blockfeeding. Gehört auch zum Schlafen. Beim Blockfeeding wird über eine gewisse Zeit (nachts hier) nur eine Brust angeboten. Das ist nachts super, weil man das Baby nur ranziehen und kein Licht machen muss. Weiterschlafen oder zumindest dösen dadurch enorm erleichtert. Für beide. Blockfeeding wirkt sich aber negativ auf die Milchmenge aus. Also nichts für jemanden, der mehr Milch haben möchte. Deswegen musste ich (und muss ich immer noch) Merle nachts immer umlagern, damit sie abwechselnd links und rechts angelegt werden kann. Das macht die Nacht deutlich rauer.

Persönliche Freiheiten und Termine. Wenn das Baby jede Stunde trinken will, kann Mama nicht mal eben vor die Tür gehen bzw. nur SEHR kurz. Ich war in den letzten 3 Monaten 3x allein unterwegs. Das war zu Fläschchenzeiten. Nur gestillt wäre das gar nicht gegangen. Ich war bei dm. Mehr war nicht drin. Auch für Termine, bei denen Merle mitkam (Arzt, Freundin ein paar Straßen weiter besuchen) war immer klar: ich werde dort stillen – und wenn ich Pech habe auch unterwegs. Es ist Winterzeit. Letzteres wollte ich deshalb echt vermeiden. Einmal habe ich in der Trage stillen müssen. Was nur ging, weil mir eine Freundin geholfen hat. Ich hatte vorher nicht geübt und musste einfach. Wir waren mitten im Waldspaziergang.

Verständnis für das Baby

Nicht vergessen: Stillen ist nicht nur füttern, sondern auch Durst löschen! Und Beruhigung, Trost und generell Nähe. Hunger ist ein mächtiges Gefühl, Durst noch viel mehr. Wenn da die Menge also nicht stimmt, könnt ihr euch vorstellen, weshalb Babys da teilweise ganz schön heftig nach mehr verlangen. Und wer so frisch auf der Welt ist, hat auch eine Menge zu verarbeiten, und nachvollziehbarerweise ab und an oder auch öfter das Bedürfnis sich zu verkriechen. Und an Mama ist das noch am nächsten dran, wenn man Heimweh nach dem vorherigen Uteruszuhause hatte. Dauerstillen ist körperlich und emotional Schwerstarbeit, auch wenn man nur sitzt oder liegt. Wann immer ich am Limit war, hat mir das enorm geholfen: mir mein Baby anzusehen und mich daran zu erinnern, dass es für sie nicht leichter ist und ich zumindest den Vorteil habe, die Situation kognitiv einordnen zu können und zu wissen: Es wird besser werden! Das weiß ein Baby nicht. Für es ist erst mal alles schwerer: Schwerkraft, Atmen, Verdauung, Wärme und Kälte… alles. So gesehen eigentlich irre, dass nicht alle Babys permanent an die Brust wollen, so als Ersatznabelschnur

Verständnis für sich selbst

Im selben Kontext dabei aber auch enorm wichtig, mit sich selbst liebevoll zu sein, nachsichtig und wohlwollend. Die ersten Wochen sind für die meisten hart und für viele härter. Wann immer möglich, tat es gut, mich daran zu erinnern, dass für mich jetzt auch alles anders ist. In gewisser Weise beeltert man sich dabei selbst. Und es ist keine Schande, wenn man nicht mehr kann, sich auch jemanden zu wünschen, der einen in den Arm nimmt und die Welt aussperrt. Aber es wird besser. Versprochen. 🙂

Gerade beim Stillen haben viele Mütter geradezu Angst ihr Baby nicht satt zu bekommen. Bei den allermeisten ist das unbegründet. Rückblickend betrachtet: Auch bei uns drohte keine echte Gefahr einer Gedeihstörung. Aber es war so hart, – für mich eher körperlich als emotional/mental, aber da hat jede Frau ihre eigenen Grenzen – dass ich glauben wollte, was ich befürchtete und was auch von außen an mich herangetragen wurde: Ich hatte wohl zu wenig Milch. Das „zu“ in diesem Satz war falsch. Ich hatte wenig Milch. Und ein gieriges Baby. Was verständich ist, so ein kleines Vögelchen, wie sie war.

Kleine Brüste, wenig Milch?

Ein Klassiker unter den Vorurteilen und zum Glück einer, den ich schon als Ammenmärchen kannte. Ich habe eine kleine Brust, ja, aber, dass wir solche Startschwierigkeiten hatten, hatte damit so gar nichts zu tun.

Auch dass in meiner Familie alle Frauen Probleme mit dem Stillen hatten und Fläschchen genommen haben, sagt nichts über die Fähigkeit zu stillen aus, sondern mehr darüber, dass auch sie zu wenig Unterstützung hatten.

Unsere Stillprobleme

Nun wir hatten leider mehrere:
Sehr schmerzhafter Stillstart mit extrem empfindlichen Brustwarzen. Ein Luftzug tat so weh wie an empfindlichen Zahnhälsen. Die Nippel waren wund, lila, pustelig. Deshalb haben wir von der Stillberatung Stillhütchen bekommen. Die Beratung rund um korrektes Anlegen und verschiedenen Positionen hatte es vorher schon gegeben. Das hat erleichtert und war auch mit Hütchen noch bitter nötig.

„Bissiges“ Baby. Merle hat von Anfang an sehr fest gesaugt und heftig gekaut. Letzteres macht sie jetzt immer noch, wenn sie frustriert ist, wenn nicht so viel Milch kommt, wie sie sich das wünscht. Starkes Saugen is trst mal nicht schlecht. Sie trinkt sehr effektiv, das Gegenteil wäre schwieriger. Aber das war und ist oft immer noch noch mal schmerzhafter. Als Stillanfängerin musste ich höllisch aufpassen, dass ich sie richtig anlegen konnte, weil ich dafür nur einen Sekundenbruchteil Zeit hatte, bevor sie zugeschnappt hat. Auch hier haben die Stillhütchen Linderung veschafft. „Meine Protektoren“ hab ich die Dinger oft genannt und mir manchmal gewünscht, sie wären aus Metall. Oder zumindest Hartplastik.

Wenig Milch bzw. weniger Milch, als das Baby wollte. Denn dass es nicht tatsächlich wenig war, wurde allein dadurch deutlich, wie viele schwere, nasse Windeln wir täglich hatten. Das hat mich immer enorm beruhigt. Nichts desto trotz wollte Merle einfach ständig an die Brust. Über Wochen. Nach 4 Wochen habe ich ja dann vollkommen erschöpft weinend kapituliert. Ich war mit unter 4h Schlaf pro 24h so übermüdet, dass auch meine Geburtsverletzungen nicht gut heilen konnten. Gynäkologin und Hebamme rieten zum Zufüttern. Ich habe angenommen. Und: Ich würde es wieder tun. Denn:

Teufelskreis Stress und Milch. Stress ist absolutes Gift für die Stillbeziehung. Mehr Milch macht das nicht, ganz im Gegenteil. Und weniger Milch führte zu noch häufigerem Anlegen und dadurch noch weniger Schlaf (und mehr Schmerzen). Die Entlastung durch die Fläschchen und den Schlaf dadurch waren Gold wert. Für alle Beteiligten. Trotz der Nebenwirkungen. Denn richtig gut vertragen hat Merle die Pre-Milch nicht. Deshalb war sehr schnell für mich klar: Die Flasche soll wieder weg. Sobald wie möglich.

Später Milchspendereflex. Ich dachte früher, das hieße Milcheinschuss. Das ist aber tatsächlich nur das, was uuuungefähr an Tag 3 post partum passiert, wenn die Brüste endlich auf normale Milchproduktion schalten. Der Milchspendereflex ist das, was passiert, wenn das Baby trinkt und die Brust in dem Moment die Milch freigibt und anfängt zu produzieren. Die Milch schießt dann ein (und bei starkem Milchspendereflex sogar aus der Brustwarze heraus), deshalb ist „Milcheinschuss“ auch nicht so ganz falsch. Vor dem Milchspendereflex kommt nichts aus der Brust heraus oder nur wenige Tröpfchen. Mit bzw. nach Milchspendereflex kommen kleine Strahlen heraus. Einige Frauen bekommen einen Milcheinschuss/Spendereflex, wenn sie ihr Baby weinen hören (oder auch ein anderes Baby) oder es nur ansehen. Er lässt sich stimulieren durch Massage der Brust vor dem Anlegen, Stimulierung der Brustwarze oder Schütteln der Brust. Aber… nicht bei allen Frauen. Bei mir zum Beispiel gar nicht. Er kommt, nachdem Merle ein paar mal gesaugt hat. Mit der Pumpe ist es ein totaler Akt und funktioniert nur, wenn die Brust sehr voll ist. Und auch wenn Merle trinkt, gilt: je mehr Zeit die Brust hatte, um schon mal wieder nachzuproduzieren, desto schneller der Milchspendereflex. Bei exzessivem Clusterfeeding über viele Stunden und vor allem, wenn ich dann schon müde bin (also abends), dauerte es mehrere Minuten, bis die Milch anfing gut zu fließen. Merle wurde dadurch frustriert und teils richtig sauer. Brust anbrüllen, verprügeln und Nippelbeißen. Macht viel Spaß, wenn man schon total müde ist und sowieso wunde Brustwarzen hat… Dieser späte Milchspendereflex vor allem abends hat bei uns dazu geführt, dass ich erst sehr spät die Stillhütchen loswerden konnte, weil Merle vor Frust so gebissen hat oder mit Nippel zwischen den Kauleisten den Kopf geschlenkert hat (also wollte sie die Brust beuteln), dass ich meine Protektoren wirklich brauchte.

Stillhütchen. Sind Teil der Lösung für uns gewesen, aber auch Teil des Problems. Das Baby entleert die Brust effektiver ohne Hütchen, das heißt, ohne Hütchen hätte ich schneller mehr Milch haben können. Stillhütchen verlangen wie alle künstlichen Sauger außerdem vom Baby eine andere Saugtechnik als am baren Busen. Je jünger das Baby, desto mehr Probleme kann das machen, was sich dann Saugverwirrung nennt. Damit hatten wir zum Glück wenig Last, Merle ist nicht wählerisch mit dem, woran sie nuckeln und trinken darf.

Fläschchen. Trotz extra schwergängigem Sauger in extra Nippelform (wir hatten schließlich das System von Medela, vorher das von NUK, aus dem kam die Milch aber viel zu schnell), hat Merle nach den Fläschchen gemeckert, wenn sie an die Brust sollte, zumal wenn dann der Milchspendereflex noch verspätet kam. Ein Säugling kann kognitiv noch nicht wirklich viel, aber sein System ist auf maximale Entwicklung ausgelegt und damit ist Energie enorm kostbar. Die kleinen Menschen kriegen schnell spitz, dass sie ihr Futter ja auch einfacher bekommen können als aus Mamas Brust, an der sie teilweise ja richtig arbeiten müssen. Das ist dann auch Saugverwirrung. Nicht nur weil der Sauger anders ist, sondern auch weil die Milch aus der Brsut schwerer herauszubekommen ist und das Baby dann frustriert ist und nach dem einfachen Fläschchen verlangt. Da wird dann oft gesagt: „Es hat sich selbst abgestillt“, denn ja, das Baby bevorzugt dann die Flasche. Aber nicht, weil es keine Muttermilch wollen würde. Es will einfach energieeffizient sein. Da dann dran zu bleiben und weiter die Brust anzubieten, kann ganz schön Nerven kosten. Viele babys sind dann wirklich sauer, wenn die Milch nicht so läuft, wie sie es vom Fläschchen kennegelernt haben. Da jedes Unwohlsein mit Gebrüll quittiert wird, ist es unter Umständen dann eher schwer sehen zu können, ob das Baby aus Hunger schreit, oder aus Frust. Im Zweifel stimmt beides, denn es müsste über den Frust hinaus gehen, um wieder satt zu werden. Wirklich nicht leicht für die Mutter am anderen Ende der Brust.
Nachträgliche: Anmerkung: Statt mit Fläschchen kann auch mit Becher oder Brusternährungsset gefüttert werden, das senkt das Risiko für Saugverwirrung an der Brust. Wir haben die Fläschchen genommen, weil wir in der Situation so gestresst waren, dass wir einfach das genommen haben, was wir schon daheim hatten. Sonst wäre es wohl Becherernährung geworden.

Futterverwertung. Das ist eher eine Mutmaßung an dieser Stelle, denn es lässt sich nicht nachprüfen. Man kann aber ein paar Dinge beobachten: Ich bin sehr schlank und muss TONNEN essen, um zuzunehmen. Merle war ebenfalls ein sehr schlankes Neugeborenes. Sie ist meine Tochter, eine gewisse erbliche Komponente könnte also vorhanden sein, was die Gefräßigkeit angeht. Bei dem häufigem Anlegen und bei den vielen vollen Windeln (und dem häufigen Abhalten), liegt die Vermutung nahe, dass sie ein Vieltrinker ist und einfach viel braucht, um zuzulegen. Dass Babys unterschiedliche Milchmengen verlangen, ist bekannt und das schwankt teilweise auch bei kleinen Säuglingen um mehrere 100ml. Wir scheinen uns am oberen Ende zu bewegen. Aber wie gesagt Spekulation. Das hätte man mit einer Babywaage  (vor und nach dem Stillen jeweils) auswiegen können, aber das habe ich nicht gemacht. Bewusst nicht. Das stresst in den allermeisten Fällen dann mehr, als dass es nützt. Und dass Stress Mist ist, das wusste ich ja schon.

Wahrnehmung von außen und Kommentare. Niemandem hier mache ich einen ehrlich Vorwurf. Wirklich ganz und gar nicht. Es ist eine Beobachtung. Alle haben gesagt, was sie gesagt haben, weil sie wollten, dass es uns gut bzw. besser geht. Niemand war schadenfroh oder besserwisserisch. Dennoch ist es aus meiner Position jetzt etwas, was ich hier unter Problematiken aufzähle. Es wurden etliche Ammenmärchen an mich herangetragen. Zum Beispiel, dass meine Brüste mit 6 Wochen post partum nicht noch mehr Milch produzieren können würden und ich mir deshalb keine Mühe mehr geben und nichts meher erwarten müsse. Was mit einmal darüber nachdenken Quatsch ist. Ein 6 Monate altes Baby z.B. braucht ja auch mehr Milch als ein 6 Wochen altes. Die Brüste passen sich über die gesamte Stillbeziehung hinweg an. Ich habe viel Zuspruch bekommen für die Fläschchen und öfter Unverständnis für das extrem häufige Anlegen. „Das kann doch nicht normal sein!“ Ich stimme halb zu. Nicht normal im Sinne von: Da war viel zu tun jenseits des Durchschnitts, aber es war nicht krankhaft. Das häufige Anlegen war nötig, um die Milchmenge hochzuregeln. Stillen funktioniert nach Angebot und Nachfrage. Merle wurde als Klette wahrgenommen. Übrigens auch von mir. Es ist auch die eigene innere Kommunikation, die viel ausmacht. „Du musst sie doch mal ablegen können!“ Nein. Muss man nicht. Das kommt. Beizeiten. Aber müssen tut ein Säugling erst mal herzlich wenig, außer dafür Sorge tragen, dass man ihn genug füttert, sauber und warm hält und bitte nicht zurück lässt. Lieb haben nicht vergessen.

Somit viele, viele Gründe, weshalb Stillen für uns alles andere als ein Selbstläufer war. Warum wollte ich denn dann so unbedingt vollstillen? Nun, weil Muttermilch erwiesenermaßen die gesündeste Nahrung für ein Baby ist. Stillen hat enorm viele gesundheitliche Vorteile für Baby und Mutter (letzteres war mir auch recht neu!): von stärkerem Immunsystem, über geringeres Krebsrisiko bei der Mutter, bis hin zu niedrigerem Diabetesrisiko für beide ist die Liste lang. Für die Entwicklung des Kiefers das Babys ist nichts so optimal, wie die bare Brust, deshalb wollte ich dann auch die Stillhütchen los sein. Davon ab ist Stillen, wenn es erst mal läuft, irre bequem, kostengünstig und tatsächlich – ich wollte es anfangs mit den Schmerzen wirklich nicht glauben – eine schöne Sache so als Schmuseeinheit. Ein weiterer Punkt war, dass Merle die Pre-Milch nicht so gut vertragen hat. Als wir sie loswaren, verschwanden auch die Blähungen und die nächtliche Unruhe.

Und nun:

Lösungen!

Bestätigung! Ich sage bewusst nicht „Durchhalteparolen“, denn die haben mich eher fertig gemacht. Nur mit „Halte durch, es wird besser!“ konnte ich nichts anfangen. Das ließ mich passiv wartend zurück, ich fühlte mich hilflos der Situation ausgeliefer, wartend auf Zeiten, die vielleicht mit Besserung kommen würden. Angeblich. Bestätigung dagegen, also von anderen zu hören, dass das, was ich tue gut ist, das war psychologisch einfach nur Gold wert. Lob und Anerkennung für die Arbeit, die ich geleistet habe, denn das war es wirklich: Arbeit. Ein 24h-Job. Es tat einfach gut, zu hören, dass man sieht und merkt, wie sehr ich mich bemühe. Im Übrigen habe ich auch Merle immer gelobt für ihre Arbeit an mir. Beim Stillen habe ich sie gestreichelt und ihr gesagt: „Noch ein bisschen, trink noch etwas mehr, versuch es noch mal!“, denn wenn nichts mehr kommt, dann dockt sie ab. Dass sie aber möglichst vollständig die Brust entleert, war essentiell. Ich habe sie beruhigt und gelobt, dafür, dass sie dann doch immer wieder die Brust genommen hat, trotz des Frustes, weil es mit Fläschchen ja leichter ging. Und wie schön dann zu sehen, wenn die kleinen Fäustchen sich endlich entspannt haben.

Austausch. Mit anderen Müttern. Da ist man über Instagram auf mich zugekommen. Ich hätte gar nicht gefragt, denn was ich in meinem direkten Umfeld kannte, waren nur recht einfache Stillbeziehungen, bei denen ich immer das Gefühl hatte, wir sind die vom anderen Stern, bei denen es einfach nicht läuft. Oder Frauen, die dann eben abgestillt haben und Fläschchen gegeben haben und zwar aus nachvollziehbaren Gründen, allerdings auch – denke ich jetzt – aus einer gewissen Unwissenheit heraus, die ich ja hoffe mit diesem Artikel etwas beseitigen zu können. Es tat gut zu hören, dass andere da auch schon waren, wo ich gerade war und es tatsächlich vorbei ging. 1000 Dank an dieser Stelle!

Kein Stress. Ruhe reinbringen. Denn je mehr Stress, desto weniger Milch. Deshalb war das Zufüttern für uns eine Zwischenlösung, um überhaupt den Teufelskreis durchbrechen zu können. Ich brauchte dringend Schlaf. Und mit „Papa schiebt mit dem Kinderwagen um den Block,“ war es leider nicht getan. Abgesehen vom Zufüttern war dann zu späterem Zeitpunkt folgendes enorm hilfreich, um die Situation zu entstressen: NICHTS vornehmen außer „Wir kriegen das jetzt mit dem Stillen hin, ich bin jetzt Mama und sonst erst mal nichts, bis das läuft.“ Daran arbeiten, alles andere wird in der Prioritätenliste degradiert. Und zwar ziemlich weit nach unten. In gewisser Weise war das „Den Plan haben, keinen Plan zu haben.“ Ein Schritt nach dem anderen. Ich habe nicht mehr weiter als bis zum nächsten Füttern und bis zur nächsten Nacht gedacht. Hauptsache: Und weiter. Nach vorn. Zeit kommt und geht von allein. Mitfließen.
Um Hilfe bitten und diese annehmen. Freunde, die Essen vorbeibringen (Cordula, meine Heldin!) oder mal die Küche aufräumen. Mama war zu Besuch, zweimal jeweils für eine Woche. Generell nur auf 80% Leistung fahren. Die 100% werden zwischenzeitlich eh immer mal wieder abgefragt, z.B. nach einem Kinderarztbesuch und mehr als 100% ist nicht drin, bei der Dauerbelastung.

Die Nächte entstressen. Mir haben Hörbücher geholfen (mit Kopfhörern) beim Stillen, damit ich gar nicht erst in die Gedankenmühle gekommen bin von: „Oh, gleich schläft sie, meine einzige Möglichkeit auch mal 3h zu schlafen. Ich muss jetzt schlafen! JETZT!“ Dann nach dem Stillen Schäfchenzählen für Fortgeschrittene, denn Schäfchen sind zu stumpf, da schweift mein Geist ab. ABC: Obstsorten. Apfel, Birne, Clementine… bis Z. Oder Gemüse. Bäume. Schauspieler. Farben. Was auch immer. Meist bin ich nicht bis T gekommen. Hörbuch und ABC haben mir bei einem totalen Tiefpunkt sehr geholfen.

Clusterfeeding. Es war mein Alptraum, zumal am Anfang, aber es war die Lösung. Anlegen, anlegen, anlegen! Angebot und Nachfrage. Ich wollte es nicht hören, aber ich sage es nun auch: Weitermachen! Und jeden kleinen Erfolg feiern. Wir haben 3 Monate jeden Abend über viele Stunden geclustert. Erst seit Woche 12 habe ich Tage, an denen wir nicht mehr clustern. Wir legen aber immer noch fast stündlich tagsüber an. Wenn es mal 90min sind, dann freue ich mich sehr. Gaaanz langsam erarbeiten wir uns die viel besungenen und für uns noch völlig fremden Stillintervalle von alle 2-4h. Wir kommen vom Anlegen alle 5-20min (gerechnet ab Abdocken des Babys). Jetzt über 1h Pause zu haben, ist ein riesen Erfolg für uns. Und es wird weiter besser.

Stillhütchen. Wie schon erwähnt, haben die ihre Kehrseite, aber ich brauchte sie, um das exzessive Clustern überhaupt leisten zu können. Meine Brüste waren nur einmal blutig. Das hat mir gereicht. Mehr brauchte ich nicht.

Kuscheln, Tragen, Hautkontakt. Das hat bei mir tatsächlich sehr viel für die Milchproduktion getan. Tragen vorneweg, Hautkontakt tatsächlich bei uns am wenigsten. Man mag es glauben oder nicht, aber Merle steht da nicht so drauf. Ich hatte es oft gelesen, dass es vielen geholfen hat. Uns nicht. Merle ist gern in eine Decke gepackt und hält dann Händchen oder sucht sich ein Stückchen nackige Mamahaut zum Anfummeln. Das reicht ihr. Nackig wehrt sie sich und versucht abzurücken.

Fotos machen, ganz viele, süße Fotos machen. Wie jetzt? Nun, es war eine harte Zeit und ist es ab und an immer noch. Und die süßen Bilder die haben mir wirklich geholfen in den emotionalen Talsohlen, in denen ich übermüdet von einem brustprügelnden Baby angeschrien wurde, mich wieder aufzuraffen. Denn es stimmt: Wenn die kKeinen lächeln, dann weiß man, wofür man den ganzen Mist auf sich nimmt. Nur lächeln sie ja ausgerechnet dann nicht, wenn man es am dringendsten bräuchte. Fotos also!

ESSEN!!! Und keine sportlichen Ambitionen. Ich war ja nach der Geburt noch sehr motiviert, was mein Gesportel anging, und ich war froh, dass ich meinen Körper fast direkt nach der Entbindung wieder so hatte wie vorher. Wobei ich da schon gesagt habe: „Boah, nimm jemand meinen flachen Bauch, ich nehme dafür ein heiles Untergeschoss und schmerzfreie Brüste!“ It is all about what your body can do. Und meiner sah gut aus, konnte aber wenig.  Ich mache derzeit nur Yoga und auch nur, wenn es grad passt, in der regel wenige Minuten. Das entspannt mich. Alles andere kommt später wieder. Sport kostet erst mal Energie und das konnte ich mir nicht leisten. Ein bisschen Bauchspecki war geblieben, und das wollte ich gern loswerden, aus Eitelkeit, ganz klar. Aber ein Kaloriendefizit, selbst ein nur kleines, hat sich nicht mit meinem Wunsch vollzustillen vertragen. Um genug Milch zu haben, musste ich tatsächlich deutlich in den Kalorienüberschuss gehen. Als ich zugenommen habe, wurde auch die Milchmenge besser. Also esse ich. Viel. Ich komme auf 3500 bis 4000kcal am Tag. Und selbst nachts habe ich Nüsse oder Stillkugeln am Bett. Suboptimal für meine Zähne, aber wie gesagt: Ein Schritt nach dem anderen.

Essen. Galaktogene. Das sind milchbildende Nahrungsmittel. Neben generell einer sehr kalorienreichen Diät mit eher mehr Kohlenhydraten, gibt es ein paar spezielle Helferlein. Jede Kultur kennt da besondere Lebensmittel. Ich habe sie alle gegessen (alle, die mir bekannt waren). Mein Favorit ist mit Abstand Bockshornklee, als gemahlene Samen als Gewürz über sämtliches Essen. Ich mag das. Curryartig in herzhaft, ein bisschen weihnachtlich bei Süßspeisen, ich kann aber verstehen, dass viele den Geschmack nicht mögen, da wären dann wohl Kapseln besser. Wenn es schnell gehen musste, einfach auf eine Scheibe Schinken gestreut und weggemapft. Also auf eher 5 bis 6 Scheiben Schinken. Davon ab natürlich Stilltees, vor allem die mit neben Fenchel, Anis und Kümmel auch Melisse, Majoran und eben Bockshornklee. Diverse Stillkugeln, aka. Energiebällchen. Nüsse, Nüsse und noch mehr Nüsse. Erdnüsse (Hülsenfrüchte) gingen auch gut. Datteln und anderes Trockenobst. Aber Datteln mag ich am liebsten. Vollkorngetreide. Bei mir: Amaranth, Quinoa, Hirse. Meeresfrüchte, also Fisch und auch Algen. Sushi ist super zusammen mit dem Reis für die Kohlenhydrate und sich ab und an was liefern zu lassen, kann einem gerade im Wochenbett sowieso manchmal den Verstand retten. Da die Milchdrüsen physiologisch verwandt sind mit Schweißdrüsen, hilft auch alles, was zum Schwitzen bingt: scharfes Essen (sofern es vertragen wird), Ingwer… und besser kein Salbei- oder Minztee. Zimt wurde auch ab und an genannt und da ich den ersten immer und zweitens in der Weihnachtszeit ganz besonders mag, ging der dann auch an sämtliche Süßspeisen. Kurkuma ist als Gewürz ein Allrounder, der irgendwie immer geannt, wird, wenn es um gesundheitliche Vorzüge geht, so auch hier, wenn auch eher selten. Ich mag ihn, er ist ein super Gewürz, drum ist er für mich dabei, wenn auch eingeklammert. Wurzelgemüse und Knollen helfen angeblich auch. Ich hatte auf jeden Fall sowieso Gelüste auf Möhren, Süßkartoffeln und rote Beete. Viel trinken ist immer wichtig und beim Stillen noch mal mehr. Allein nachst ziehe ich mir 1 bis 1,5 Liter weg.

Wärme. Wie gesagt sind Milchdrüsen und Schweißdrüsen verwandt. Also: warm halten und gern auch mal Kompressen oder Körnerkissen auf die Brüste packen.

Salamitaktik. Also Scheibchenweise zum Erfolg. Um die Stillhütchen loszuwerden, habe ich erst nur einmal am Tag ohne gestillt. Dann zweimal. Und so weiter wäre gut gewesen, aber Merle war dann doch tatsächlich etwas verwirrt durch den Saugerwechsel und so bin ich dann direkt auf tagsüber immer ohne und nur noch nachts mit Hütchen hochgegangen (für die meisten klappt es umgekehrt besser) und habe einige Tage die Zähne zusammenbeißen müssen, weil es wieder gezwiebelt hat. Es hat etwa 5 Tage gedauert, bis ich dann auch nachts allmählich die Hütchen weglassen konnte. Nachts ging für uns schlechter, weil merle bei nur verspätetem Milchspendereflex oft abdockt und die Kopf dreht, dadurch zieht sie an der Brustwarze. Da brauchte ich die Hütchen noch, denn, hui, das tat weh. Mittlerweile geht auch das. Ist nicht schön, aber nur noch etwas nervig und nicht mehr böse schmerzhaft.

Stillhütchen nur zum Anlegen. Auch das war ein guter Tipp. Da Merle ja vor allem frustriert und damit bissig war, wenn die Milch noch nicht floss, habe ich die Hütchen beim Anlegen gebraucht, sie dann nach eingesetztem Milchspendereflex kurz abgedockt, das Hütchen weggezogen und sie wieder angelegt. Das ging ziemlich gut.

Stillberatung. Stefanie hatte dann noch ein paar entscheidende Tipps für mich parat, um endlich die Stillhütchen loszuwerden und generell noch mehr Entspannung reinzubringen. Brüste an der Luft lassen, Milch drauf trockenen lassen und NICHT mit Lanolin eincremen! Lanolinsalbe ist am Anfang okay, wenn die Haut fast offen ist. Aber die Brustwarzen sollen ja etwas abhärten, deshalb kein Lanolin mehr, das hält die Haut weich und empfindlich. Ich hab meine Brüste vor allem nachts gelüftet. Tags war das schwer umsetzbar, weil ich Merle viel trage und sie dann gescheuert hätte. Wenn möglich vor dem Stillen etwas anpumpen, damit schon ein bisschen Milch kommt, wenn das Baby sonst frustriert an der Brust ist, weil der Milchspendereflex nicht kommt. Stillhütchen immer dann weglassen, wenn das Baby möglichst friedlich ist. So im Halbschalf geht für die meisten ganz gut. Für uns wie gesagt nicht, aber das ist ein Grund mehr, weshalb ich nicht warte, bis Merle brüllt. Wenn sie Hunger anziegt, lege ich sie sehr zeitnah an (also ich kann vorher noch mal aufs Klo gehen oder mir Tee eingießen, aber ich sollte vielleicht nicht mehr noch eben die Wäsche einstecken wollen), dann dockt sie ruhiger an und saugt gleichmäßiger. Brüllt sie erst mal, wird es heftig. „Ich habe einen Dyson,“ habe ich oft gesagt, „Ohne Saugkraftverlust!“. Ich hatte das Gefühl mich ihr dann zum Fraß vorzuwerfen. Sie hat mich dann regelrecht angefallen. Von wegen Kuschelstunde. Da sie gerade am Anfang ja fast dauerhungrig war, hatte ich in den ersten Wochen gar keine Chance, sie vor diesem Wuthunger anzulegen, aber zumindest wurde sie immer dann nach den ersten Schlucken sanfter. Und wie gesagt: Jetzt ist es besser. Seit einigen Wochen können wir das Stillen genießen.

Und da wären wir. Mit einem zufriedenen, vollgestillten Baby und… naaa, noch nicht 100%ig tollen Brustwarzen, aber auf dem Weg dahin. 5 Wochen haben wir gebraucht, um die Pre-Milch wieder auszuschleichen. Etwa eine weitere Woche habe ich gebraucht, um die Stillhütchen loszuwerden und es sieht so aus, als würden es noch mal so zwei Wochen insgesamt dann werden, bis Stillen ohne Hütchen dann auch schmerzfrei sein dürfte. Wir sind so gut wie angekommen.

Was mir noch aufgefallen ist und was ich einmal benennen mag:

Stillen in unserer Gesellschaft

Stillen hat bei uns in gewisser Weise zwei Gesichter in der öffentlichen Wahrnehmung. Zum Einen das des einzig Wahren, des Idealisierten, das Mittel zum Zweck ein perfektes Kind großzuziehen. Wer sich gegen das Stillen entscheidet, ist nahezu geächtet als egoistische Mutter, die sich ja keine Vorstellungen davon macht, was sie ihrem Kind damit antut bzw. vorenthält. Das ist ein eher kleiner Teil der Gesellschaft, der diesen Bereich hier bespielt und ich sage mal: Zum Glück. Die Frauen, die ich kennenlernen durfte, die pro Stillen eingestellt sind, die sind dabei wirklich warm und offen und denen ist absolut bewusst, was das für eine riesige Aufgabe ist und dass Stillen zwar wirklich eine tolle Sache ist, aber eben nicht die Antwort auf alle Fragen, auch nicht im Umgang mit einem Säugling.

Was mir dagegen häufiger begegnet, das ist das andere Ende der Skala. Stillen wird dort nicht abgelehnt, denn in der Regel ist wirklich allen bewusst, dass es eine sinnvolle Sache für Babys ist, aber es herrscht eine große Unwissenheit vor und wie mit den meisten Dingen, die fremd sind, wird aus Unwissenheit schnell Unsicherheit. Vorurteile, Ammenmrächen und gefährliches Halbwissen ersetzen dann eine differenziertere Meinung. Niemand muss Stillprofi sein, schon gar nicht, wenn man selbst kinderlos ist, aber es ist nicht nur einfach schade, sondern teilweise schon ein bisschen erschreckend, wie schwer es stillenden Müttern gemacht wird, einfach dadurch, dass das Unwissen so verbreitet ist.

Nach wie vor gehören stillende Mütter absolut nicht zum Alltagsbild, auch wenn man sich in manchen Stadtteilen vor Dickbäuchen und Kinderwagen kaum retten kann. Stillen in der Öffentlichkeit ist gerade erst dabei sich besser zu etablieren und ich hoffe, der Trend setzt sich fort.

Ich habe hier nicht umsonst die psychologischen Aspekte zuerst genannt, als es um die Lösungen unserer Probleme ging. Denn stillen ist hochemotional und gerade vor diesem Unwissenheitshintergrund mit soviele Unsicherheiten behaftet. Sehr viele Frauen akzeptieren dann die bei uns etablierte Norm, dass wenn es mit dem Stillen nicht von allein läuft, man eben zum Fläschchen wechselt und aus Zufütterung wird schnell ein mehr oder weniger unfreiwilliges Abstillen. Hebammen und Kinderärzte, genauso wie Gynäkologen haben oft erschreckend wenig Erfahrung mit dem Stillen, obwohl sie direkten Kontakt mit der Thematik haben. Echte Stillberatung ist schwer zu finden.

Betrachtete man die gesundheitlichen Vorzüge des Stillens, so hat aber auch unsere Gesellschaft als Ganzes ein echtes Interesse daran, dass möglichst viele Frauen ihre Babys stillen, allein schon aus Prävention. Aktuell bleibt aber der Wunsch nach mehr Stillberatung für alle genau das: ein Wunsch. Denn viele finden ja noch nicht mal eine Nachsorgehebamme. Auch deshalb dieser Artikel hier. Für ein klein bisschen bessere Welt. Für Informationen und mehr Zuspruch. Dafür, dass es eben sehr wohl geht: wieder voll zu stillen, auch wenn einmal das Fläschchen da war. Und auch um zu sagen: Ja, es ist Arbeit und es läuft sehr oft nicht von allein. Aber es lohnt sich.

Stillen wird schön. Es kann nur unter Umständen etwas dauern. In den ersten Lebenswochen des Babys, ist die Flasche für die meisten absolut bequemer. Aber später dann, dann kehrt sich das um. Die Brust ist immer dabei, immer wohl temperiert, muss nicht sterilisiert werden. Es entfällt eine Menge unbequeme Packerei und Logistik und Stillen ist viel günstiger. Flaschennahrung kostet ein paar tausend Euro im Jahr, wer also weniger emotional am Thema hängt, den bekomme ich vielleicht mit diesem Argument.

Langzeitstillen ist bei uns geradezu geächtet und das, obwohl es weltweit eher die Regel als die Ausnahme ist. Wer bei uns sein Kind noch stillt, wenn es schon laufen oder gar sprechen kann, der wird oft mehr als nur schief angesehen. Begriffe wie „abartig“ fallen da. Echtes Langzeitstillen ist aber etwas, was hier wirklich, wirklich selten ist: mit einem Kind, das zusätzlich zur normalen Kost noch zusätzlich gestillt wird, wenn (nicht obwohl!) es schon 3 oder 4 Jahre alt ist. Die Milch ist dann ein Zusatz. Einer mit einer Menge Vorteilen fürs Immunsystem. Und wie gesagt eher die Regel weltweit. Bei uns herrscht eher die Angst vor, dass die Kinder dann „einen Hau weg“ bekommen könnten, vor allem, was ihre sexuelle Entwicklung angeht, weil bei uns die Brust traditionell eher als Sexualorgan, denn als Babyversorgung angesehen wird. Ich selbst fremdel enorm mit Kindern, die selbst nach der Brust greifen können, aber ich muss einräumen: Das ist eine absolut erlernte Reaktion. Ich kenne das nicht, deswegen finde ich es komisch. Stillen ist etwas, was auch ich nur als Teil des absoluten Säuglingsalters kennengelernt habe.

Ich weiß selbst noch nicht, wie lange ich stillen möchte. Einen großen Teil der Entscheidung wird Merle mir abnehmen. Und, das sage ich jetzt, eventuell auch ihre Zähne. Aber da sind wir noch nicht. Also schließen wir für heute damit, dass ich für meinen Teil sagen kann: Es war ein langer Weg, aber er hat sich gelohnt! Für die Gesundheit meines Babys, für meine und für die Horizonterweiterung.

Nicht vergessen

Und auch hier noch mal ganz wichtig: Ich habe zwar eitliche allgemeine Tipps zusammengetragen, einfach auch, weil ich sämtliche Register gezogen habe, die ich gefunden habe, aber das hier war und ist Merles und mein Weg. Jedes Stillpärchen ist anders. Was für uns funktioniert hat, muss nicht auch für andere klappen. Auch deshalb mag ich hier noch mal wiederholen: Nicht kampflos aufgeben, Hilfe holen, ausprobieren, anpassen. Nichts war für mich so wertvoll, wie der Zuspruch anderer, die meine Situation nachempfinden konnten.

Wenn es nicht klappt mit dem Vollstillen oder auch mit dem Stillen allgemein, dann ist das wie gesagt schade, aber eine glückliche Mutter-Kind-Beziehung ist nicht allein davon abhängig und auch die Gesundheit des Kindes nicht. Stillen hat enorm viele Vorteile für Mutter und Kind, aber wer bin ich, euch zu sagen, dass ihr euch nur genug bemühen müsst? Ich hab auch bei der Geburt um eine PDA gefleht. Ich habe auch zwischenzeitlich kapituliert und dankbar die Pre-Milch angerührt und hatte Tränen in den Augen, als ich unsere Tochter zum ersten Mal wirklich satt und ruhig nach einer Mahlzeit erlebt habe. Etwas, was wir erst seit kurzem auch mit Muttermilch haben. Jeder hat eigene Grenzen. Zumal wenn man weiß, dass es Alternativen gibt. In diesem Sinne wünsche ich einfach allen Müttern, die das hier lesen eine schöne Zeit mit ihren Babys. Geborgen liebevoll und ja, auch natürlich satt und zufrieden.

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Hier findet ihr Stefanie Rebou bei der Still- und Trageberatung Nesthäkchen

Und hier ist die Liste meiner kleinen großen Helferlein, die uns das Stillen erleichtert haben:

Lansinoh Lanolin Brustwarzensalbe. Vor allem ganz am Anfang hilfreich, später wie oben beschrieben nicht mehr. Bei Brustwarzensalbe immer darauf achten, dass reines Wollfett (Lanolin) drin ist und nichts weiteres. Lanolin muss nicht von der Brust abgewaschen werden, bevor das Baby angelegt wird.

Tulips Stillhütchen von Ardo. Die hatte ich im Krankenhaus schon in der Wegwerfversion bekommen, daheim dann diese hier zum Abkochen. Alternativ die von Medela (die gibt es auch bei dm), aber die haben eine gaaaanz feine Pressnaht am Übergang zwischen Schild und Nippel und ganz am Anfang konnte ich die Nahrt unangenehm spüren. Später war es egal. Fragt eure Hebamme oder besser noch Stillberaterin, welche Größe ihr braucht. Ich habe z.B. eher kleine Brustwarzen, bin aber sowohl bei Ardo als auch bei Medela mit Größe M dabei. Bei der Medelapumpe habe ich sowohl den M- als auch den S-Aufsatz, perfekt wäre etwas dazwischen.

Sehr gut fand und finde ich den Medela Calma Sauger. Der Nuckel passt außerdem auf die Fläschchen, die zur Milchpumpe gehören. wenn man die Flasche senkrecht nach unten hält, kommt nichts heraus. Das Baby muss saugen, um an die Milch zu kommen und der Sauger ist brustwarzenförmig (so wie die Warze dann aussieht, wenn sie vom Baby eingesogen wurde). Bei anderen Saugern läuft zumindest ein bisschen Milch eigentlich immer von selbst allein durch die Schwerkraft heraus. Medela-Pumpe und Fläschchen bekommt ihr auch bei dm. Hier wäre ein via Amazon: Medela Flaschenset mit Calma Sauger und Muttermilchbeuteln. Und das hier ist die Medela Harmony Hand-Milchpumpe die ich auch verwende. Und natürlich könnt ihr auch direkt von der Medela-Seite aus bestellen, die haben sowieso gutes Stillzubehör. Nicht ganz billig, aber bei Medela und Ardo hat das Preis-Leistungs-Verhältnis für mich bisher immer gepasst. Nur schade, dass sie keine Glasfläschchen haben… Da wären wir dann doch wieder bei NUK und dm. Da sind die Sauger aber nicht so gut wie bei Medela. Leider ist der Calma-Sauger nicht compatibel mit den Glasfläschchen.

Stilleinlagen aus Wolle-Seide-Gemisch von Elanee. Ich mag die Einmalwegwerfeinlagen gar nicht, zumal ich da sagen muss: tatsächlich je billiger desto schlechter. Da klebt das obere Flies dann schnell an der Brustwarze und wenn das festtrocknet und wieder abgezogen werden muss, ist das fies. Die Einlagen von Alana (dm) sind schon ganz gut, meine Favoriten sind aber die von Elanee. Auch die gibt es bei dm.

Bio-Stilltee von Lilabu Den Beuteltee von dm babylove oder Hipp Bio habe ich auch, aber den hier mag ich lieber bzw. ich bilde mir ein, dass er mehr bringt. Reiner Fenchel-Anis-Kümmel-Tee, wird auch oft als Stilltee verkauft. Den trinke ich seit Jahren auch so. Vielleicht konnte ich da deshalb keinen weiteren Effekt auf die Milch feststellen, weil mein Körper diese Zusammensetzung kennt.

Stillkissen Ohne das Teil ging vor allem anfangs gar nichts. Wer stillt, muss bequem sitzen. Erst hat Mama es bequem, dann das Baby. Ich mag unser Pünktchenmodell sehr. Angenehm groß und dick und damit habe ich Merle dann schön hoch bekommen, denn bei winzigem Baby und kleiner Brust an langer Mama ist sonst der Abstand ganz schön groß. Mittlerweile geht es deutlich besser, weil sie nicht mehr so klein ist, dass sie mir im „Graben“ zwischen Stillkissen und meinen Körper versinken würde. Da stopfe ich immer noch ein Handtuch zwischen, wodurch sie sich auch noch besser halten lässt. Ich habe das graue mit den weißen Punkten.

Stefanie ergänzt hier: Stillkissen sind nicht für jeden was. Dass ich damit wunderbar klarkomme, muss also für andere Mütter nichts heißen.

BIO-Bockshornklee-Samenpulver. Es gibt auch Kapseln oder ganze  Samen. Das Pulver fand ich sehr komfortabel, weil eben einfach ein Gewürz. Ich esse davon etwa 1/2 bis 1TL am Tag. Von der Marke Azafran habe ich noch andere Gewürze. Bio, dabei vergleichswese günstig und geschmacklich war ich auch immer zufrieden. Dazu gehören der Ceylonzimt und das Kurkumapulver vom Bild oben, ebenso wie auch süßes smoky Paprikapulver (das hier irrelevant ist, bloß lecker).

Diverse Stillkugelrezepte findet ihr hier auf meiner Süßspeisenrezepteseite.

Und schließlich Hörbücher: audible bietet drei kostenlose Probemonate für Amazon-prime Kunden. Da wir das sowieso sind, hat das echt gut gepasst. Das kann, wenn es wie bei uns vor allem Startschwierigkeiten sind, dann über die härteste Zeit hinweg helfen und man musste nichts kaufen.

Der Beitrag Endlich vollstillen und keine Stillhütchen mehr! – Ein Erfahrungsbericht erschien zuerst auf haselnussblond - healthy happy hair.


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