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Beikost, Breikost, Bonuskost oder: Was isst Babymerle denn?

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Fragen über Fragen. Und wenn ich eins allein durch Beobachtung und Austausch bei Mamitreffs, Muddispazierrunden, Rückbildungskursen oder auch natürlich online gemerkt habe, dann das: Der Beikoststart ist so individuell wie die Elternkindpaare. Wollte ich auf alle Fragen im Detail eingehen, würde das hier ein Buch. Selbst für meine Verhältnisse kurzgefasst habe ich hier mal wieder zumindest ein Booklet erstellt. Für heute erzähle ich euch also einfach mal, wie wir das machen, warum und auch, wie ihr bei Bedarf selbst weiter recherchieren könnt, um einen für euch passenden Weg zu finden.

Beikost oder Bonuskost?

Ich bin ja bekennender Fan von Herbert Renz-Polster und sehe das Thema Babyessen genau so, wie er es in seinem Buch „Kinder verstehen“ beschreibt: Beikost müsste eigentlich Bonuskost heißen. Ein Baby ist lange Zeit in erster Linie noch ein Säugling, Muttermilch ist die perfekte Nahrung für ihn (siehe unten: Gedanken zu Beikost und Stillen). Beikost sollte idealerweise nicht aufs Abstillen abzielen, sondern einfach darauf dem Baby sobald es dafür bereit ist (Stichwort Beikostreifezeichen), weitere Nährstoffquellen zu erschließen. Brei oder Fingerfood wollten wir somit nicht geben, um eine Stillmahlzeit zu ersetzen, sondern um das Stillen zu ergänzen.

Beikostfahrplan oder baby led weaning

Es gibt verschiedene Beikostfahrpläne. Die meisten beginnen damit am Mittag einen Brei zu geben und dadurch „die Mittagsbrust“ zu ersetzen. Wer nach Bedarf stillt, merkt schon, dass das sowieso nicht ganz passt. Einfach weil es nicht DIE Mittagsstillmahlzeit gibt. Baby stillt, wenn es das braucht. Wenn es sich zum Beispiel mehr bewegt oder es wärmer ist, oder es nach vielen Tagseindrücken mehr Mamanähe sucht, ist das häufiger, ist es durch Spielen oder anderes gerade abgelenkt, seltener. Ein Beikostfahrplan ersetzt also nach und nach immer mehr Stillmahlzeiten. Beim baby led weaning (BLW), also dem vom Baby ausgehenden Abstillen, entscheidet das Baby selbst, ob es an die Brust möchte oder lieber Brei essen mag.

Mir war der BLW-Weg wichtig, da ich Merle kein Essen aufnötigen wollte. Es gibt viele Gründe, die für mich sehr logisch waren, dass dies der respektvollere und auch in vielerlei anderer Sicht bessere da sinnvollere Weg ist.

So viel zur Theorie. Tatsächlich habe ich die Beikostreifezeichen herbei gesehnt, da Merle enorm viel gestillt hat (18-20x in 24h bevor es mit der Beikost losging) und ich körperlich dadurch sehr erschöpft war, zumal die ersten 4 Monate bei uns auch in anderer Hinsicht (Schreien, Schmerzen, generelle Anpassung) knüppeldick waren. Ich hatte teils über eine halbe bis Stunde keinen Milchspendereflex und mein Baby hatte Hunger UND war müde, die Frustration war also sehr groß, damit auch der Stress und das ist beim Stillen denkbar schlecht, führt es doch zu einer negativem Rückkopplung. Da Merle die Pre-Milch nicht sonderlich gut vertragen hatte (wir hatten zwischenzeitlich ja schon mal zugefüttert aus ähnlichen Gründen, nämlich totaler körperlicher Erschöpfung meinerseits), wollte ich die ihr aber nicht wieder geben. Also durchhalten bis zu den Beikostreifezeichen und dann haben wir angefangen ihr Essen anzubieten. Brei. Ein vier Monate altes Baby ist noch nicht in der Lage sicher feste Nahrung aufzunehmen. Ich hätte sie nicht gezwungen. Hätte sie nicht gewollt, hätte ich vermutlich weiter gestillt und durchgehalten. Aber Spekulation. Glücklicherweise war Merle von Anfang an das, was man als „guten Esser“ bezeichnet. Sie hatte wahnsinnig viel Spaß an der Sache und hat sich sehr schnell zu recht beachtlichen Mengen hochgefuttert. Wir haben abends angefangen zuzufüttern, in der Hoffnung, dass sie dadurch nachts ein bisschen länger am Stück schläft. Die Rechnung ging auf. Kann aber natürlich auch einfach an ihrem Alter gelegen haben, dass die Nächte dann besser wurden.

Baby led weaning und breifrei

Viele kombinieren beide Konzepte. Breifrei bedeutet, dass sich das Baby von Anfang an selbst Essen auswählen darf und Fingerfood bekommt, meist in Form von gedünsteten Gemüsesticks (einfach mal „breifrei“ googeln). Hätte ich vom Konzept her gut gefunden, war aber dann für uns raus. Wichtig war mir aber, dass Merle zwangfrei essen lernen konnte. Sie hat mit 4 Monaten kein Fingerfood sondern natürlich Brei bekommen (und liebt ihn) und wurde also vom Löffel gefüttert, aber ich habe ihr erstens nie Essen aufgenötigt (Mund zu heißt, ich will nicht (mehr), also dann nicht) und zweitens es gab immer so viele Stillmahlzeiten wie sie wollte.

Merle led weaning

Tatsächlich hat sie sehr viel deutlicher gemacht, was sie essen wollte, als ich es einem so kleinen Menschen zugetraut hätte. Mund zu und Kopf wegdrehen, wenn sie keinen Brei (mehr) wollte und dafür dann bei mir auf dem Arm den Kopf an der Brust vergraben und mir einen offenen Mund an die Stelle der Brustwarze drücken. Gibt ganz nette Himbeermundflecken auf manchen Pullis. Wie ein kleines Knutsche-O auf der Brust.
Umgekehrt hat sie auch angefangen die angebotene Brust abzulehnen. Ebenfalls eindeutig durch wegdrehen, Quengelquietschen oder wenn ich dann nicht sofort begriffen hatte (denn Quengelquietschen kann auch heißen, dass sie so hungrig ist, dass ich nicht schnell genug war), hat sie mich auch mal gezwackt. Aber nie doll. Die Angst vor Baybzähnen an der Brust war bei uns definitiv unbegründet.

Status quo mit fast 9 Monaten

Mittlerweile ist Merle so kräftig und wendig, dass sie mir fast aus dem Arm springt, wenn ich ihr die Brust anbieten will, sie diese aber nicht will. Ich gebe ihr dann immer Feedback: „Okay, du möchtest keine Milch. Dann gehen wir jetzt in die Küche und schauen, ob du Wasser oder etwas zu Essen möchtest.“ Und das machen wir dann.

Seit einigen Wochen ist es so, dass sie die Brust tagsüber ziemlich uninteressant findet, dafür aber beim Essen experimentiert, dass es einfach nur schön ist, ihr dabei zuzusehen. Nachts stillt sie nach wie vor, sodass wir insgesamt auf 4-6 Stillmahlzeiten in 24 Stunden kommen, 1-2x davon tags, der Rest nachts. Das ist für uns beide sehr entspannt und bisher die beste Phase, die wir beim Stillen hatten. (EDIT: Natürlich gerade jetzt, da ich den Text fertig mache sind wir wieder bei 4x täglich. Es schwankt also. Sei es drum, es ist immer noch sehr entspannt.)

Ebenfalls seit dieser Zeit ist ihr Interesse an Fingerfood und Selberessen allgemein stark gestiegen. Vorher waren es hauptsächlich Hirsekringel, die sie selbst gegessen hat. Jetzt will sie selbst den Löffel halten und gern auch Banane oder Himbeeren und Erdbeeren unpüriert verspeisen.  Noch braucht sie dafür Hilfe, damit sie nicht zu viel auf einmal nimmt, aber sie wird immer besser und der Pinzettengriff für kleine Himbeerfetzchen wird immer präziser.

Babygeschirr

Oh, wie lange habe ich danach gesucht! Meine Anforderungen sind hoch: Bitte plastikfrei, bruchsicher und dabei nicht so hart an den schon vorhandenen Zähnchen. Ursprünglich wollte ich Bambusgeschirr verwenden, bis dann im Dezember 2017 dieses vernichtende Fazit von Stiftung Ökotest gezogen wurde (leider ist die volle Auswertung online nicht kostenlos einsehbar) und dieses bis dahin so hochgelobte Öko-Pressbambusgeschirr damit für mich auch raus war.

Eine Weile haben wir nach Edelstahlalternativen geschaut, da Merle aber soviel Kraft auch beim Essen aufbringt, hatte ich wirklich Sorge um ihre Zähnchen, vor allem bei Löffeln und Bechern. Solange sie ihr Geschirr selbst noch nicht allein in Händen hält, geht bzw, ging es aber noch gut ganz einfach mit unseren Keramikmüslischüsseln und zwei Bambuslöffelchen, die ich gekauft hatte (aus ganzem Bambus, kein gepresster).

Ich habe mich riesig gefreut dann endlich, endlich das Holzgeschirr gefunden zu haben, das ich mir vorgestellt hatte.  Aus unbehandeltem, nur geöltem Olivenholz! Vorher gab es noch ein paar Fehlkäufe aus Holz, das mit Lackschicht daher kam und auch sonst nicht nachvollziehbar war, was damit schon angestellt worden war. Bleibt als Sandspielzeug oder Stiftethalter.
Da ich mich so gefreut habe, diese Olivenholzprodukte gefunden zu haben, habe ich den Shopbetreiber angeschrieben und ihn gefragt, ob er Interesse an einer Kollaboration hat. Und hatte er. Damit kann ich euch nun heute also nicht nur den Link zur Bezugsquelle liefern sondern auch noch dazu einen Rabattcode.

Olivenholz-erleben.com führt eine sehr große Auswahl an sehr schönen Olivenholzprodukten von minimalistischem Design, über sachlich praktisch bis rustikal. Die Babyprodukte sind da nur ein ganz kleiner Teil.

Ich durfte mir für diesen Artikel und somit ja auch für Merle einige Stücke aussuchen (also seht ihr hier meine PR-Samples) und habe sie jetzt ein paar Wochen getestet.  Und ich liebe sie! Die Haptik ist wundervoll, die Größen absolut praktisch und passend, Reinigung und Pflege ist mit einem Minimalaufwand leistbar. Damit habe ich hier alles, was ich wollte: schonend an Merles Zähnen, bruchsicher, plastikfrei und lackfrei und klebstofffrei da eben reines Naturprodukt und noch dazu unterstütze ich ein deutsches Unternehmen.

10% Rabatt mit dem Code:
Olivenholz2018

Auch Nachteile? Kleine Unbequemlichkeiten höchstens. Holz gehört weder in die Mikrowelle noch in die Spülmaschine, aber ich erhitze Merles Essen dann einfach im Glas oder sie bekommt es frisch nach dem Kochen über den Umweg aus dem Mixer. Nach dem Essen spüle ich alles unter fließendem Wasser direkt ab, tunke meine Fingerspitzen in ein kleines Schälchen Olivenöl, das ich jetzt einfach immer parat stehen habe und reibe das noch feuchte Holz leicht damit ein. Das sind zwei Handgriffe, die ich gern bereit bin zu tun. restliches Öl an den Fingern geht einfach in meine Hände und Nägel.
Ach und habe ich schon gesagt, dass ich das Geschirr auch einfach so schön finde? Optik ist natürlich zweitranging in diesem Kontext, aber ihr kennt mich: Ich kann mich mit unschönen Dingen immer nur sehr schlecht anfreunden.

Unser Geschirr

Wir haben zwei Babybreischalen und zwei Löffel, sowie zwei Becher. Diese Anzahl ist super, denn dann kann ich in einer Schale Merles herzhaftes Essen anrichten und in der anderen Schale ihren obstigen Nachtisch. Oder nur eine Schale ist in Benutzung während die zweite in Vorbereitung wartet.

Bei Bechern (Trinkbecher klein) ist einer in Benutzung, der andere trocknet mit Ölpflege gut durch, bis er wieder an der Reihe ist. So quillt das Holz nicht auf. Zwei Löffel sind ebenfalls super, weil Merle ja nun auch schon selbst essen mag. So kann sie einen Löffel nehmen und mit dem andern füttere ich sie, wenn es dann doch mal etwas schneller gehen muss. Nicht immer haben wir die Zeit, um sie ganz allein essen zu lassen. Mit dem Kompromiss ist sie bisher sehr einverstanden.

Zwei Teile sind somit eine wunderbare Basisausstattung und genügen völlig, zumal das Geschirr ja immer direkt gereinigt wird und sich keine Wartezeit auf die Spülmaschine ergibt.

Dann haben wir noch zwei Einzelstücke. Zum Einen diese flache Schale, auf der ich Merle Fingerfood servieren kann (aktuell gern kleingeschnittene Erdbeeren oder Mango). Mit einem feuchten Lappen als Unterlage rutscht die Schale auch kaum auf dem Tischchen ihres Hochstuhls. Trotzdem kann sie die Schale bewegen und hochnehmen. Und ja, auch fallen lassen. 😉 Hier überlege ich aus den gleichen Gründen wie bei Breischalen, Bechern und Löffeln noch eine zweite Schale dazu zu holen.

Zum andern haben wir noch diese wunderschöne Apfeldose! Ich bin ganz verliebt. Darin sind Merles Hirse- und Maiskringel und Reiswaffeln, die sie so gern mag. Es ist spannend für sie, wenn ich den Deckel hebe und sie dann hineingreifen kann und sich selbst den Kringel oder die Waffel aussuchen kann, die sie gern hätte. Bald kann sie die Dose auch ganz allein nehmen. Ich mag es sehr, dass die Dose mit der Apfelform schön kindgerecht ist und dabei trotzdem einfach so schlicht und hübsch, dass ich nicht das Gefühl habe, dass noch mehr „Kinderkram“ meine Wohnung überschwemmt. Bei Spielzeug bin ich da schon weit aus meiner Komfortzone gekommen, aber bei Gebrauchsgegenständen (zumal solchen, die offen sichtbar rumstehen) bin ich da nach wie vor ein bisschen pingeliger mit der Optik als die meisten. Vermutlich.

Diese Olivenholzprodukte sind nicht unsere ersten, sie werden aber auch ganz sicher nicht unsere letzten sein. Das Holz mit seiner einzigartigen Maserung, dem guten Härtegrad und der damit für mich perfekten Kombination aus Form und Funktion ist einfach sehr, sehr schön.

An dieser Stelle schon mal ein herzliches Dankeschön an Guido von olivenholz-erleben.com für die Zusammenarbeit! Gerne wieder!

Küchengeräte zur Beikostzubereitung

Ich bereite ihr Essen wie gesagt selbst zu, habe aber auch das ein oder andere Gläschen verfüttert, auch weil ich die Gläschen dann haben wollte, um meine Breis reinzufüllen und einzufrieren. Basisuntensilien dafür sind ein einfacher Dampfgareinsatz (wir haben ein Uraltedelstahlteil von IKEA) und ein Mixer. Ein Pürierstab tut es bei Babybrei meist auch, mein Vitamix ist aber sowieso vorhanden und ein tolles Küchengerät. Man braucht definitiv kein eigenes Gerät speziell für Babynahrung. Es sind letztlich alles Dampfgarer und Mixer. Steht „Baby“ drauf ist es bloß noch mal extra teuer ist emin Eindruck. Und es ist dann im Zweifel auch eher klein, sodass man damit dann keine Gerichte für die ganze Familie machen kann.

Wer breifrei unterwegs ist, kommt mit dem Dampfgarer allein aus. Ein gutes Messer und ein Schneidbrett sind eigentlich nicht mehr erwähnenswert. Obwohl… vielleicht schon. Bitte ein Holzbrett, keines aus Kunststoff (natürlich geht der Link wieder zum Olivenholz-Shop. Ich selbst habe schon ein Olivenholzbrett, dass ich mit Glück mal im Sale irgendwo in der Stadt erstanden habe). Ihr schneidet sonst bei Kusnstoff immer auch etwas Plastik mit ab, das wollt ihr nicht verfüttern oder selbst essen. Na, habt ihr die alten Plastikbrettchen schon vor Augen? Die Oberfläche ist dann shcon ganz voller halb abgelöster Späne. Glas geht auch, ich persönlich ertrage aber das Geräusch von Messer auf Glasschneidebrett nicht…

Für den Beikoststart sind Eiswürfelförmchen prima, um sehr kleine Breiportionen einfrieren zu können. Ich habe welche aus Silikon, die ich gern mal gegen welche aus Edelstahl ersetzen würde. Bisher habe ich aber keine gefunden, die mich von den Rezensionen her überzeugt hätten. Geht wohl schlecht raus aus Edelstahl…

Was füttern? Nur Mut!

Ich selbst habe natürlich rumrecherchiert, muss aber gestehen, dass ich von Anfang an bei dem Thema recht entspannt war, nachdem ich vorher „Kinder verstehen“ und da das Beikostkapitel gelesen hatte. Wer unsicher mit gesunder Ernährung ist, der tut auf jeden Fall gut daran sich etwas genauer mit der Babyernährung auseinander zu setzen. Darüber hinaus halte ich es wie Renz-Polster und vertrete die Meinung, dass wenn man dem Kind fähigkeitengerechtes „echtes“ Essen anbietet (whole foods, also Lebensmittel ohne Zutatenliste und erst Recht ohne Zusatzstoffe auf der Liste), abwechslungsreich und frisch und man dem Kind vertraut, dass es zeigt, ob es das Essen mag oder nicht, dann kann man nicht viel falsch machen. Was gefüttert wird, so auch Renz-Polster, ist viel mehr traditionell bedingt als tatsächlich empirisch belegt. Große Studien kann es nicht geben, denn Experimente an Babys verbieten sich. Somit gibt es nur wenige ältere Experimente, auf die zurück gegriffen werden kann, weil… nun ja, man da eben noch nicht so moralisch unterwegs war und die Neugier überwog.

Besonders spannend ist das Experiment, in dem Kinder selbst ihr Essen wählen durften (Seite 87 und 88 in „Kinder verstehen“ und hier geht es zur Originalquelle: Es bezieht sich auf Anmerkung 115, somit auf Davis CM. RESULTS OF THE SELF-SELECTION OF DIETS BY YOUNG CHILDREN . Canadian Medical Association Journal. 1939;41(3):257-261. Online unter: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC537465/) und erstaunlich gut gezeigt wurde, wie unterschiedlich sich die Kinder ernährt haben und dass es allen damit gut ging. Keines hat Michgetreidebrei bevorzugt. Und Gemüse war auch gar nicht so der Renner. Wohl aber teilweise auf den ersten Blick haarsträubende Kombinationen wie Leber mit Orangensaft.

Hier und da gelesen zu haben, dass wir Deutschen traditionell Möhre und Pastinake als erstes füttern, die Amerikaner als erstes „Cereals“ also Getreidebrei, im Südamerikanischen Raum Avocados und Mangos weit vorn sind, im afrikanischen Raum manchmal Milchprodukte oder auch Bananen und im asiatischen Reis und Fisch, das hat mich sehr beruhigt und mich in meiner Meinung (welche eben Meinung ist und nichts wissenschaftlich Belegtes!) bestärkt, dass ich Merle vertrauen kann. Wenn sie etwas Angebotenes gern isst und sie verträgt es gut, dann passt das. Das ist das Schöne an BLW und breifrei: dass man den Kindern Wahlfreiheit lässt und sie ihr natürliches Hungerfühl und auch gerichteten Appetit nicht abtrainiert bekommen. Und es ist im Alltag auch wirklich entspannt, weil intuitiv, statt abgezählt.

Da ich aber schon einige Mütter kennengelernt habe, bei denen das Füttern aus verschiedenen Gründen problematisch war oder ist und sie sich sehr um ihr Kind gesorgt haben, sei hier gesagt: Ich habe vollstes Verständnis dafür, wenn man sich als Eltern eine möglichst genaue Anleitung wünscht und nicht nach „Versuch machst kluch“ füttern mag. Alle Eltern, die ich kennengelernt habe, hatten immer das allerbeste für ihr Kind im Sinn und waren sehr engagiert. Ich kann verstehen, dass ich in ihren Augen mit Merle sehr locker, vielleicht auch zu locker füttere. Ich würde das vermutlich auch anders handhaben, wäre sie beim Essen empfindlich, in welcher Form auch immer. Es ist wichtig, individuell zu entscheiden. Das gilt beim Essen übrigens auch für Erwachsene. 🙂 Und meist auch nicht nur fürs Essen… Achtung Abschweifungsgefahr.

Wir sind aber ja nun so früh mit der Beikost gestartet, dass natürlich ich für Merle gewählt habe. Deshalb habe ich einfach sehr darauf geachtet, dass ich ihr nichts aufnötige. Da sie sowieso nur Essen bekommen hat, das ich auch essen würde (bzw. das ich esse!) war es auch nie ein Problem, wenn sie etwas nicht wollte. Das habe ich dann gegessen. Viele Eltern ärgern sich ja, wenn sie extra für ihr Baby etwas gekocht haben und dann will es es nicht. Selbst wollen sie es aber auch nicht… Gutes Essen schmeckt auch ohne Salz und (viel) Gewürz gut. Ich selbst bin ein Salzjunkie bei Snacksund finde Merles Breikost trotzdem wirklich gut. Mild, nicht fad.

Merles Lieblingsessen

Beikoststart (ab 4 Monate) für ein Baby, das schnell mehr Kalorien durch den Brei bekommen soll:

  • Mango
  • Avocado
  • Banane
  • Blaubeeren
  • Süßkartoffeln
  • Kürbis

alles fein püriert. In alle Breis ohne Avocado habe ich zusätzlich Rapsöl, Kokosmilch oder Kokosöl gegeben. Wir haben die Öle gewechselt. Allgemeine deutsche Empfehlung ist Rapsöl (Broschüre des Forschungsinstituts für Kinderernährung, welche ich oft als Quelle zu Rate gezogen habe). Pastinake und Möhre fand sie relativ öde.

Lieblingsbreigemüsemenüs (in unserem Fall ab ca. 6 Monate)

Für ein Baby, das gern geschmacksintensiv isst:

  • Knollensellerie,  urzelpetersilie, Petersilie, Zucchini und Reis.
  • Zucchini, Aubergine, passierte Tomaten, Hirse, Basilikum und Petersilie.
  • Blumenkohl, Möhre, Wurzelpetersilie, Sellerie und Dinkelnudeln.

Getränke

Sehr einfach. Merle bekommt Muttermilch nach Bedarf bzw. Wunsch und sonst über den Tag Wasser aus Becher, Flasche oder Trinklernbecher. Tees mag ich erst später geben, wenn sie eine Wirkung haben sollen (wie zum Beispiel Fencheltee bei Bauchweh). Sie bekommt keine Milch, Pre-Milch oder Folgemilch, keine Säfte oder Schorlen und alles andere, was einem noch einfallen könnte, sowieso nicht. Becher immer am isch beim Essen, Flasche mit normalem Sauger unterwegs. Mit dem Trinklern-Schnabel-Aufsatz spielt sie nur rum und trinkt dann nur, wenn sie schon bös geweint hat vor Durst. Brust anbieten hilft dann übrigens nicht immer. Sie ist sehr deutlich, ob sie Wasser will oder Milch. Biete ich das falsche in dem Moment an, wird das sehr eindeutig, weggedrückt und angequietscht. Beides wie gesagt. Drum habe ich jetzt auch immer Wasser dabei. Ich bin sicher, dass sie bei wirklich großem Durst beides, also brust oder Flasche, akzeptieren würde, aber man muss es ja nicht erzwingen. Schlimmer Durst ist ja wirklich unschön.

Zum Trinkenlernen ist es besser, weil einfacher für den, der anreicht und erst recht für das Baby, wenn es gut gestützt aufrecht auf dem Schoß sitzt. Im Stuhl sitzen sollten Babys sowieso erst, wenn sie auch selbst frei sitzen können, sonst ist der Schoß der Sitzplatz der Wahl, da dynamischer und sicherer. Können babys frei sitzen, ist ihre Muskulatur stark genug, um sich auch im Stuhl gut zu halten, ohne dass es arg auf den Rücken geht. Halb liegende Neugeborenenaufsätze sind fürs Füttern noch okay, fürs Trinken nicht, da wird sich schnell verschluckt. Sitzen ista erb an sich nichts, was als Dauerparkposition gedacht ist. Das gilt für Babys genauso wie für Erwachsene! Bzw. für diesen kleinen noch im Aufbau befindlichen Bewegungsapparat noch mal mehr. Merle beugt sich gern vor beim Trinken. Da kann ich sie korrigieren wollen, wie ich will, nein, sie will das so. Da muss ich etwas aufpasen mit dem Neigungswinkel vom Becher. Idealerweise ist der sehr voll, dann muss er kaum gekippt werden und sie kann gut abtrinken.

Tierische Eiweißquellen

Fleisch und Fisch habe ich immer extra gedünstet, püriert und in Eiswürfelportionen eingefroren. Das kombiniere ich dann zu den Gemüsebreis. Eier gab es später schon mal für kleine Fingerfoodpfannkuchen. Mit Milchprodukten halte ich mich recht zurück. Und habe ihr nur wenig davon gefüttert, um sie den Allergenen auszusetzen. Ich halte in Menschenernährung grundsätzlich nicht viel von Milch als Nahrungsmittel im Kontext von „artfremde Milch“ usw., gleichzeitig weiß ich sehr gut, wie lecker Käse und Co sind. Zumindest für meine Geschmacksnerven. Ich mag Milch deshalb nicht als Basisnahrungsmittel füttern und etablieren, sie aber sehr wohl so weit meinem Kind zugänglich machen, dass sie nicht mit einem höheren Unverträglichkeitsrisiko rechnen muss, weil ich es ihr nicht gegeben habe, siehe unten, Allergene. So kann sie dann später selbst entscheiden, ob sie Milch in welchen Mengen essen mag oder nicht. Und sie muss nicht erschrecken, wenn sie nachträglich erfährt, dass irgendwo Milch drin war, ohne dass sie es wusste. Ich weiß gut, wie ätzend es ist durch Unverträglichkeiten einen eingeschränkten Speiseplan zu haben. Wahlfreiheit ist das eine, Notwendigkeit das andere.

Pflanzliche Eiweißquellen

Quinoa und Amaranth sind etwas umstritten für ganz kleine Babys, je nach Quelle. Vor Hülsenfrüchten fürchten sich manche Eltern regelrecht, weil sie Blähungen beim Baby erwarten. Nachdem ich gesehen hatte, dass es bei den Ab-6-Monats-Menüs auch schon Linsen gab, habe ich beschlossen es auszuprobieren.

  • Linsen
  • Berglinsen
  • Erbsen
  • Kichererbsen

verträgt Merle gut und sie mag sie sehr. Wie bei Fleisch auch, koche ich diese meistens separat und gebe sie zum Gemüsebrei dazu. Es wird gepupst, ja, aber nicht auffällig und vor allem lösen sich die Winde gut und machen keinerlei Schmerzen. An Nüsse tasten wir uns derzeit langsam heran. Siehe unten.

Fingerfood

Erste Experimente rund um 5-6 Monate mit Hirsekringeln und Maisflips. Letztere habe ich wieder gestrichen, da ich keine Biovariante gefunden habe und konventioneller Mais einfach zu oft Genmais ist. EDIT: Es gibt Maisgemüseflips bei dm für Babys ab einem Jahr. Das hat weniger damit zu tun, woraus sie bestehen, sondern eher damit, dass sie recht klein sind und Baby schon recht gut kauen können muss, um sie gut verspeisen zu können. Merle kann und sie mah sie wirklich gern. dennoch macht auch bei uns Fingerfood erst wirklich Sinn, seit Merle 8 Monate alt ist. Vorher wollte sie zwar auch schon, konnte aber den Mundraum noch nicht genug kontrollieren. Da musste ich immer sehr festhalten, damit sie keine großen Stücke einsaugt. Hier war sehr eindeutig, dass sie mit dem berühmt-berüchtigten 37-Wochen-Schub eine deutlich bessere Zungenkoordination erlernt hat. Sie hat angefangen zu kauen und die Sprachlaute waren fast über Nacht deutlich differenzierter. Fingerfood war dementsprechend Food von mehr meinen Fingern als ihren. Sie hat damit schön geübt, das war wirklich nichts, um es ihr in die hand zu drücken und sich dann umdrehen und den Teler abspülen zu können. Jetzt geht das sehr wohl. Ganz nett so ein paar Minuten rausschinden zu können, um die Küche nach Babys Selberessenexperimenten wieder sauber zu kriegen.

Würde ich noch mal mit Beikost anfangen, würde ich mit dem Fingerfood also auch länger warten, bis die Koordination so sauber ist, dass das Verschluckungsrisiko noch mal geringer ist. Es geht recht früh, aber so richtig schön war das nicht. Sie wollte, also hab ich sie begleitet. Auch weil ich dachte, das müsste so, wenn sie das will. Aber Merle will auch Kabel und Gürtel essen… Baby led weaning hat also natürlich seine Grenzen.

Aktuell isst Merle sehr gern schon mundgerecht zerkleinerte Himbeerfetzen, Erdbeerstückchen, Mango, Melone, selbst gemachte noch zerbröckelte Hirseriegel (Rezept ist auf Instagram in den Stories als „Blondies“) und Pfannküchlein aus Eiern, Haferflocken und Kokosmilch. Dabei erprobt sie mit höchster Konzentration und großer Befriedigung den Pinzettengriff. Die Belohnung für erfolgreiches Greifen kann sie sich ja so direkt selbst verschaffen. Soll sie wirklich abbeißen, eigenen sich Melone, Babybanane und gedämpfte Gemüsesticks. Die muss ich aber immer noch mit festhalten. Ganz allein in der Faust halten kann sie bisher nur die Hirsekringel und Reiswaffeln. Alles andere saugt sie in riesengroßen Stücken ein.

Allergene

Das Thema wird sehr heiß und kontrovers diskutiert, deshalb habe ich hier für euch die zwei wichtigsten Ansätze für die eigene Entscheidungsfindung. Es gibt zwei Argumentationsweisen: Bei der einen werden stark allergieriskante Nahrungsmittel erst sehr spät auf Babys Speiseplan gebracht, teils erst deutlich im Kleinkindalter. Begründung: Sehr früh ist die kindliche Verdauung noch nicht ausgereift genug und reagiert schneller mit einer Allergie als bei späterer Allergenexposition. Bei der anderen Argumentationsweise geht es darum die allergieriskanten Nahrungsmittel dann auf Babys Speiseplan zu bringen, wenn es noch gestillt wird, da das Stillen mit all seinen Vorteilen für die kindliche Verdauung und das kindliche Immunsystem dem Baby helfen soll, adäquat auf die fremden Eiweißstrukturen zu reagieren, nämlich nicht mit einer Allergie. Zweifel fragt bitte euren Kinderarzt bzw eure Kinderärztin! Vor allem, wenn eure Baby aus welchen Gründen auch immer in eine Risikogruppe gehört.

Letzterer Ansatz, also der mit dem „Stillschutz“, ist der, den ich bei meinen Recherchen als den aktuelleren gefunden habe (Rücksprache mit dem Forschungsinstitzt für Kinderernährung bzw. einer ehemaligen Mitarbeiterin, praktischerweise meine Freundin) und somit auch unser Weg, zumal auch unsere Kinderärztin und Hebamme uns bestärkt haben. Wie bei allen anderen auch allergenärmeren Nahrungsmitteln testen wir immer nur ein neues Lebensmittel und immer erst mal nur kleine Mengen, um eine reaktion abwarten zu können.

Nahrungsmittel mit hohem Allergierisiko sind zum Beispiel:

  • Nüsse
  • Meeresfrüchte
  • Sellerie
  • Erdnüsse
  • Eier
  • Soja

Gerade wenn ihr selbst Allergiker seid oder euer Kind eben aus welchen Gründen auch immer zu einer Risikogruppe gehört, macht euch bitte auch jenseits dieses Artikels hier schlau, um eine Entscheidung treffen zu können, die sich für euch fundiert und richtig anfühlt und im besten Fall auch ist. Dies hier ist eben unser Ansatz.

Je nach dem, wann es aufs Abstillen hinausläuft, ob von der Mutter gewollt oder via BLW, ist das Zeitfenster recht klein, wenn man sich für den Weg mit dem Einführen der Nahrungsmittel unter Stillschutz entscheidet. Da Merle in den letzten Wochen sehr deutlich gemacht hat, dass sie die Brust nur noch ab und zu mag (dann aber sehr gern), bin ich sogar etwas dahinter her, manche Nahrungsmittel noch zu füttern, bevor sie eventuell beschließt, dass sie nicht mehr stillen mag. So schnell kann es gehen. Wir haben ja eine Geschichte mit langem exzessivem Stillen hinter uns und ich hatte schon fast erwartet, dass wir bestimmt langzeitstillen würden. Beziehungsweise sehe ich das rückblickend gar nicht mehr als so wild an, es ist mehr das, was gesellschaftlich zurückgespielt wird. Ich glaube, es ist gar nicht SOOO ungewöhnlich, dass Babys, zumal sehr aktive, die schnell wachsen, stündlich trinken wollen. Wenn man aber mit so 6-10x rechnet und dann 15-20x dran ist, ist das etwas erschlagend. Nun ist Merle fast 9 Monate alt und Stillen ist jetzt primär schön und nur noch sekundär Nahrungsaufnahme. Hätte ich ja nicht gedacht.

Bio und Co. Das Dreckige Dutzend und die sauberen Fünfzehn

Bei den Lebensmitteln, die ich für Merle kaufe, achte ich genauso – nein, das stimmt nicht. Noch mal mehr! – Darauf, dass sie so unbelastet, wie möglich sind. Ich hatte für mich schon relativ hohe Ansprüche, diese sind jetzt noch mal gestiegen. Und ich habe außerdem beschlossen, dass ich ihre Maßstäbe auch zu meinen mache. Ich will eben selbst nur essen, was ich auch meinem Baby füttern würde.

So gern ich einfach alles demeterzertifiziert bio kaufen würde, so sehr stolpere doch auch ich in der Realität über zwei Punkte: Erreichbarkeit der Bezugsquellen (will heißen Markt und Biosupermarkt schaffe ich in meinem Alltag nicht so oft anzusteuern, wie es nötig wäre) und Kosten.
Da verfahre ich dann nach dem Motto: So gut wie eben möglich. Und gern jeden Tag ein bisschen besser.

Ich bin immer bemüht meine Logistik zur Futterbeschaffung zu optimieren und bessere Bezugsquellen zu finden, wenn ich bei einem Lebensmittel unzufrieden bin. Ich gehe aber auch im Zweifel eben zu dem Supermarkt, den ich auf meinem Babyspazierrunden noch gut ansteuern kann. Ich wähle Bioprodukte, wenn ich zwischen bio und konventionell wählen kann, also beides angeboten wird. Manchmal wird auch das sehr teuer, dann stehe ich vor der Wahl: konventionell kaufen oder liegen lassen?

Die Auflistung der aktuellen Dirty Dozen (Dreckiges Dutzend) und der Clean Fifteen) (Saubere Fünfzehn), sind da hilfreich. Beim dreckigen Dutzend achte ich darauf, dass es wirklich bio ist, das möchte ich konventionell nicht kaufen, sind es doch die am stärksten mit Pestiziden und Co. belasteten Lebensmittel. Bei den Clean Fifteen mache ich öfter Ausnahmen zu Gunsten des der Preises, es sind die Lebensmittel, die auch im konventionellen Anbau noch am besten wegkommen.

Das Dreckige Dutzend 2018

  • Sellerie
  • Pfirsich
  • Äpfel
  • Erdbeeren
  • Birnen
  • Nektarinen
  • Glockenpaprika (Englisch bell pepeprs. Ich meine die „normale“ Paprika, die man in rot, gelb und grün gern im Kobipack bekommt)
  • Spinat
  • Kirschen
  • Kartoffeln
  • Trauben
  • Tomaten

Die sauberen Fünfzehn 2018

  • Papaya
  • Blumenkohl
  • Brokkoli
  • Zwiebeln
  • Avocados
  • Mais
  • Ananas
  • Mango
  • Erbsen
  • Spargel
  • Kiwi
  • Kohl
  • Aubergine
  • Cantaloupemelone
  • Honigmelone

Lebensmittel, die zu den Dirty Dozen gehören und die ich dann konventionell hier habe, schäle ich. Äpfel zum Beispiel. Dementsprechend esse ich nur Biotrauben, denn die kann ich nicht schälen. Die Liste wird jedes jahr aktualisiert. Hier habe ich auf Instagram mal eine Liste zu den Dirty Dozen und den Clean Fifteen geteilt. Das Bild ist praktisch, kann man sich klein ausdrucken und ins Portmonee tun. Originalquelle ist @chris.roccio_fit

Tierprodukte sind ausnahmslos bio für mich und Merle. Wenn ich da sonst etwas konventionelles nehmen müsste, verzichte ich lieber.

Noch mal ein paar Gedanken zum Stillen und zu Beikost

Wer sich nur über Beikost schlau machen will, kann hier aufhören zu lesen. Aber natürlich würde ich mich freuen, wenn dem nicht so ist. Stillen liegt mir sehr am Herzen und wenn es um Babyernährung geht, ist es mir ein Bedürfnis darauf noch mal explizit einzugehen. Stillen war für uns beileibe nicht immer schön. Tatsächlich war es den Großteil der bisher mit Merle erlebten Zeit ein Kraftakt. Aber es war es so wert und ich bin sehr froh und ja, auch ein bisschen stolz, dass ich mich da durchgearbeitet habe. Mit ganz viel Liebe, ganz viel Geduld und Unterstützung und auch mit einigen zusammengebissenen Zähnen. Denn:

Abgesehen von der Allergieprävention, so man denn diesem Ansatz folgen mag, hat das Stillen immer noch wahnsinnig viele Vorteile. Muttermilch enthält einiges, was Pre-Milch nicht enthalten kann: Immunglobuline, Endorphine und sie wirkt direkt auf die Ausbildung von Oxytocinrezeptoren beim Kind ein, was ein Faktor bei späterer Stressresistenz ist (wer sich dafür näher interessiert, dem empfehle ich sich ein bisschen mit Epigenetik auseinanderzusetzen. Sehr spannender Themenbereich!). Muttermilch ist immer bedarfs- und altersgerecht. Für mein Krabbelkind ist sie jetzt anders zusammengesetzt als sie es für mein Neugeborenes war. Es gibt die durstlöschende, wässrige Vormilch und die gehaltvollere, fettigere Hintermilch, sodass ein Baby an der Brust seinen Durst löschen kann, ohne sich gleich einen Kakao mit Sahne zu bestellen und es wird auch satt ohne dafür eimerweise Suppe trinken zu müssen. Sozusagen. Stillen senkt das Diabetes- und Krebsrisiko der Mutter. Stillen macht die Mutter durch eigene Oxytocin- und Prolaktinausschüttung geduldiger – und jede Mama weiß, dass alles, was ihren Geduldstank auffüllt, per se erst mal echt gut ist.

Zum Thema Beikost mag ich deshalb noch sagen: Wie viele, viele Gedanken sich die meisten Eltern machen, wann sie was ihrem Baby geben! Pre-Milch dagegen wird als adäquat akzeptiert. Tatsächlich ist Pre-Milch aber quasi Beikost für die ganz Kleinen. Ein hochgradiges Laborprodukt an Künstlichkeit kaum zu überbieten oder doch zumindest gaaanz weit vorn. Allein wie lang die Inhaltsstoffliste ist! Natürlich in dem Versuch der Muttermilch so nah wie möglich zu kommen. Dennoch bleibt es ein Ersatz.

Das Leben hat die Angewohnheit, für seine Existenz zu kämpfen und der Mensch ist tatsächlich auch eine enorm anpassungsfähige Spezies, nicht zuletzt in seiner Ernährung. Ganz offensichtlich gedeihen Babys auch mit Flaschenmilch und das ist ein Grund wirklich dankbar zu sein, an einem Ort und zu einer Zeit zu leben, wo dieser Notnagel vorhanden ist. Dennoch finde ich, ist vielen nicht wirklich bewusst, wie sehr es ein Notnagel ist und wie wenig normal.

Versteht mich nicht falsch! Ich bin wirklich wie gesagt sehr, sehr dankbar in einer Zeit und an einem Ort zu leben, an dem mein Baby nicht verhungern muss. Auch dann nicht, wenn Stillen ein Unterfangen ist, was nicht gelingen will, aus welchen Gründen auch immer. Ich bin dankbar stellvertretend für andere Frauen, die aus welchen Gründen auch immer nicht stillen können oder wollen und so dennoch ihr Baby ernähren können. Ich bin dankabar, dass moderne Pre-Milch so ausgereift ist, dass sie Babys schon sehr viel besser versorgt, als das frühere Mixturen konnten. Ich bin dankbar, dass es Spezialmilch für Babys gibt, die besonders sensibel auf bestimmte Milchbestandteile reagieren.
Aber ich glaube ebenfalls, dass viele Frauen einfach nicht genug Unterstützung bekommen ihr Kind so zu ernähren, wie es von der Natur aus vorgesehen ist. Manchmal wäre diese Unterstützung schon allein damit getan, dass Frau und Mutter mehr Unterstützung daheim mit ihrem Baby hätte, sodass sie nicht so schnell erschöpft (denn Stillen kostet Kraft!). In unserer modernen Realität ist das leider ein wirklich großer Knackpunkt. Genauso, wie Flaschenmilch ziemlich normal ist, ist es auch normal, wenn nicht „normaler“, dass Frau einen ganzen Arbeitstag daheim allein für das Baby verantwortlich ist. Und nachts dann meist auch wieder, denn sie stillt ja, nicht er. Beides ist ziemlich subotimal und es fehlt mal wieder das sprichwörtliche Dorf, um ein Kind großzuziehen, aber es ist die Realität. Wenn es dann an Betreuung geht, sei es für eine Unterstützung oder weil Frau wieder arbeiten muss oder will, wird Stillen noch mal schwieriger, auch wenn sie ein Recht hat für ihr Baby Stillpausen an der Arbeit zu machen. Also nach Hause zu fahren, zu stillen und zurück zu kommen. Aber welcher Job macht das schon wirklich praktisch und nicht nur theoretisch möglich?

Zurück zum Thema Beikost. Denn so viel man bei Erwachsenen diskutieren kann, wieviel Portionen Obst und Gemüse am Tag nun sein sollen, welches Makronährstoffverhältnis ideal ist, ob nun vegan, paleo, makrobiotisch, glutenfrei oder sonst was… ein Säugling lebt am besten mit Muttermilch. Punkt. Ausnahmen mit Allergie auf Muttermilch gibt es, sind hier aber natürlich nicht gemeint. Das ist ein Aspekt, bei dem ich meine: Wie dankbar wir sein können, dass es Alternativen gibt. Ich betone und wiederhole diese Dankbarkeit hier noch mal!

Davon ab sagen so ziemlich alle Stillmamis, mit denen ich gesprochen habe, deren Kinder schon älter sind: „Boah, still so lange es geht und lass dich nicht bequatschen. Weißt du, wie nervig das ist, wenn du unterwegs bist und dein Kind hat Hunger und du musst erst mal das Beikostarsenal auspacken? Du weißt, ihre Geduld ist nicht grad lang. Brust raus, stillen und gut. Stillen ist derbe praktisch!“

„So lange es geht“ ist ein dehnbarer Begriff und natürlich kann damit die Jobsituation kollidieren, nicht nur wenn man sehr früh wieder arbeiten geht. Es bleibt eine individuelle Entscheidung. Ich schreibe das hier so ausführlich, weil ich auch die Erfahrung gemacht habe, dass Mütter manchmal einfach einen kleinen oder größeren Zuspruch brauchen, eine Bestätigung dafür, dass ihre Entscheidung fürs Stillen eine Gute ist. Dass es sich so lohnt eventuelle Schmerzen oder Problematiken zu überwinde: Stillstreik, Milchstau… und eine lange, lange Liste kontraproduktiver Kommentare, von denen die meisten gut gemeint, aber schlecht gemacht sind oder schlicht auf Unverständnis oder Unwissen fußen. Mit Hilfe und Durchhaltevermögen. Dass „Wann gibst du deinem Kind denn mal was Richtiges?“ damit beantwortet werden kann: „Die ganze Zeit!“ auch wenn der Fragesteller auf „endlich mal Beikost“ abzielt, weil er oder sie ehrlich glaubt, dass das das beste für das Kind ist.

Bevor ich selbst ein Baby hatte, habe ich mich immer gefragt, wozu zur Hölle man denn Still- und Trageberaterinnen braucht. Oder Hebammen! Man hat doch Gynäkologen und Kinderärzte… Nun, jetzt weiß ich es. Aber an dieser Stelle unterbreche ich mich selbst, sonst werde ich hier nie fertig.

Also. Zuspruch. Unterstützung. Ihr macht das super! Ihr alle, die ihr euch Gedanken darüber macht, was der beste Weg für euch und euer Kind sein kann. Wie immer führen viele Wege ans Ziel. Und da ich weiß, dass das schnell überlesen wird, weil es ein sehr emotionales Thema ist, hier noch mal in fett:

Ich habe vollstes Verständnis dafür, wenn eine Mutter sich gegen das Stillen entscheidet. Wenn sie alle Informationen dazu bekommen hat. Freundlich. Mit Wahlfreiheit. Nicht mit: „Wenn du nicht, dann…!“  Eine Mutter, die sich  um ihr Kind sorgt, nun die braucht eben Unterstützung, Informationen und Zuspruch. Practice, Patience, Perseverence. Und auch eine Mutter, die Flasche gibt braucht das. Versagensgefühle, unterschwellige Anschuldigungen… die helfen niemandem. Wer selbst einen Menschen ernährt, muss selbst genährt werden. Und Nachts in der Küche zu stehen und Milch anzumischen und auf die richtige Temperatur zu bringen, ist auch kein Spaziergang. Da wurde sich nicht schlicht für den einfachen Weg entschieden. Sondern eben für den eigenen. Mütter verdienen Respekt und Anerkennung. So wie jeder Mensch, der sich um andere Menschen kümmert. Weil andere Menschen, ob Baby oder nicht, ganz schön an die eigenen Kräfte gehen können, so viel sie auch zurückgeben mögen.

Damit sei zum Abschluss gesagt: Man kann lieblos stillen und sehr liebevoll Fläschchen geben. Man kann lieblos das nährstoffdichteste Babyessen in das Kind schaufeln oder liebevoll einen Keks geben. Ist dies die Wahl, nehme ich die Liebe. Dass es am schönsten und besten ist, wenn beides zusammenkommt: artgerechtes Babyessen und ganz viel Liebe, das muss ich wohl nicht noch mal sagen. Obwohl: doch. Liebe geht auch durch den Magen. 🙂

So. Und das war mein Teil zu Unterstützung und Information hier.

Ich habe selbst am Anfang zugefüttert. Es war nicht das, was ich optimal gefunden hätte, aber es war ein Weg, der für uns gangbar war, da ich zu dem Zeitpunkt an eine erschöpfte Grenze von noch liebevoll möglichem Füttern gestoßen bin. Mehr dazu in diesem Artikel: Endlich Vollstillen und keine Stillhütchen mehr.

Fazit

Essen ist etwas Schönes, Belebendes und jeder, der gerne dippt und Kartoffelpüburgen baut, weiß, wieviel Spaß es auch machen kann. Das ist es, was ich Merle zeigen will. Es ist mehr als Nahrungsaufnahme. Bei dem, was wir füttern, vertrauen wir sehr darauf, dass Merle uns zeigt, was sie kann und mag und braucht. Natürlich grenze ich die Wahl ein, sodass sie nicht auf die Idee kommt jetzt Schokopudding zu brauchen. Auch nicht, wenn ich den ihr sehr liebevoll geben sollte. 😉

Babyernährung betrachte ich weitestgehend genauso, wie meine eigene: bitte echte Lebensmittel, frisch, abwechslungsreich, vorwiegend Pflanzen und damit ich es mag, muss es lecker sein. Kochen können ist definitiv sehr hilfreich und wer es bis jetzt noch nicht kann, der hat mit Baby den perfekten Grund, um es zu lernen.

Gesunde Babyernährung ist ein Stück weit also einfacher als Erwachsenenernährung. Denn ich muss meine Gelüste besiegen, wenn ich im Supermarkt an Pizza, Chips und Süßkram vorbei gehe. Mein Baby hat keine Wahl. Es bekommt, was ich auswähle. Und da ich lehre durch vorleben, nun, da habe ich noch einen Grund mehr standhaft im Supermarkt zu sein. Und ihr zu zeigen, dass ich esse mit Hunger, Genuss und bei familiär kommunikativem Zusammensein. Emotionales Essen gegen Stress und bei Trostsuche oder Langeweile kommt vor, aber möglichst nicht vor Merle. Derzeit arbeite ich daran in diesen Momenten lieber ein paar Atemübungen und kleine Yogastretches zu machen.

Essen ist die am meisten überstrapazierte Antistressdroge, Bewegung die leider oft am wenigstens genutze, dennoch beste Medizin dagegen.

Das ist also aktuell Teil meiner guten Vorsätze. Denn mit den Nährstoffen und Co bin ich im Reinen, ein stressiger Alltag führt bei mir aber auch noch recht zielsicher einen Impuls Richtung Süßigkeitenschüssel. Aber ich übe. Und es wird jeden Tag besser. irre eigentlich. Ich dachte immer, wenn ich doch Essen will, wie können ein bisschen Atmen, Forward Folds und Yogabäume dagegen anstinken?

Und wie sie können. Tolle Sache. Noch sehr ausbaufähig, aber wirdas Potential ist super!
In diesem Sinne: Guten Appetit, Ommmm und vergesst den Humor bitte nicht, wenn euer Baby mit Brei prustet oder testet, wie sich gekautes Fingerfood als Haargel macht. Saubere Küchen sind nett, aber ein lachendes Baby ist netter. Putzen geht schneller und fröhlicher als einen kleinen Menschen maßregeln, der gar nicht versteht, was diese Spaßbremse soll. Ich liebe übrigens Ärmellätzchen. Wollte ich noch gesagt haben. Also.

Happy Eating!

***

Disclaimer: Ich bin zwar eine leidenschaftliche Gesundheitsfutterverfechterin, aber weder (Kinder-)Arzt noch Ernährungsberater. Ich bin engagiert, aber fehlbar. Ich tue mein Bestes hier Informationen zu einem gesundheitlich relevanten Thema aufzuarbeiten, sodass ihr besser im Bilde euren eigenen Weg finden und eure eigene Meinung bilden könnt. Bei individuellen Fragen wendet euch aber bitte immer an euren Kinderarzt!

Der Beitrag Beikost, Breikost, Bonuskost oder: Was isst Babymerle denn? erschien zuerst auf haselnussblond - healthy happy hair.


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