Und damit willkommen zum vermutlich spannendsten, anstrengendsten und abgefahrendsten Tag meines Lebens. Und mit Sicherheit einem der längsten.
Merle Annabelle Gerkrath
Geboren 2017, am 28.08. um 0:08 Uhr
2886g schwer (paar Millimeter mehr Nabelschnur und wir hätten noch eine 8…)
54cm lang
33,5cm Kopfumfang
Damit ist unser Töchterchen lang und schlank, aber kein Stück schwach. Ich habe ja gegen Ende der Schwangerschaft schon die ganze Zeit gesagt: „Die kommt raus und kann laufen!“. Nun, das nicht, aber ihren Kopf hat sie schon ganz gut im Griff und, da die Stillberaterin ihr den Spitznamen „Schnappschildkröte“ verpasst hat, könnt ihr euch denken, was da sonst noch mal richtig viel Power funktioniert. Aua für mich, aber läuft und ist ein anderes Thema.
1 Tag alt
Wie alles begann. Donnerstag.
Also mal abgesehen davon, dass wir uns entschlossen haben schwanger werden zu wollen und dann 40 Wochen waren. Die Geburt hat sich am Donnerstag, den 24.08. angekündigt mit monströsen Kopfschmerzen und Erbrechen. Ist nicht ungewöhnlich, wie ich jetzt weiß. Ich hatte damit so null gerechnet. Meine Hebamme schickte uns ins Krankenhaus uzm Abklären. Dort wurden wir mit unauffälligem CTG und geschlossenem Muttermund zurück nach Hause geschickt. Ich war erleichtert. Mit Kopfschmerzen ein Baby zu gebären war eine meiner absoluten Horrorvorstellungen. Und jetzt rückblickend sage ich auch: das wäre nicht gegangen, das wäre ein Kaiserschnitt geworden.
Freitag
Ein Tag Ruhe und Kräfte sammeln. 2 Tage vor ET war das meine oberste Prämisse, nach den Monsterkopfschmerzen wollte ich wie gesagt nur eins: bloß nicht wieder solche Kopfschmerzen und dann unter der Geburt. Es war ein schöner, ruhiger Tag.
Samstag
Ein Tag vor ET, ein Tag vor meinem Geburtstag. Und nachmittags begannen die Wehen und das auch rasch regelmäßig und eindeutig als solche zuerkennen. Aber gut zu veratmen und noch mit grob 20min Abstand. Ich habe mit eine Wehen-App (Contracker) installiert und dann eben getrackt, wie es sich entwickelt. Spannend war das. Gut aushaltbar. Ich musste schon mit den Tätigkeiten pausieren, die ich grad machte, aber an sich war es wie Regelschmerzen oder so, wie wenn man eine eigentlich zu schwere Hantel hebt. Mit der Gebärmutter. Ein Muskelschmerz.
Abends wurde die Intensität etwas höher, aber die Abstände immer noch unregelmäßig und zu groß. Wir haben einen Film geguckt (American Ultra mit Jesse Eisenberg und Kristin Stewart, die erste Rolle, in der ich sie gut fand). Benedict hat dann im Baby-Gästezimmer geschlafen, ich habe die Nacht im Schlafzimmer verbacht. Wehen alle 20min, so, dass ich nicht schlafen konnte, auch nicht liegen. Also hinlegen, dösen, Wehe, aufstehen, veratmen, bisschen vertonen. Warten, dass die Abstände kleiner wurden.
Sonntag. Happy Birthday to me
Sonntag früh morgens habe ich Benedict geweckt als die Wehen regelmäßig unter 8min waren. Immer noch aushaltbar, wenn auch fies. Ich habe mich auf die Geburt gefreut. „Das“, so habe ich gedacht, „also das ist echt aushaltbar. Damit komme ich klar. Das wird gut!“
Nachts und morgens kurz vor Aufbruch. Ich habe mich sehr unsere kleine Merle gefreut.Aufbruch bei Sonnenaufgang
Im Krankenhaus angekommen Wehen wieder unter 20min und unregelmäßig. Muttermund bei nur 1cm. Ich war… gelinde gesagt gefrustet. 14 Stunden Wehen und dann das? 1cm? Wir wurden wieder nach Hause geschickt. Und ich beschloss „Scheiß drauf!“ zu denken, habe meine Freunde angerufen, denen ich schon für meinen Geburtstagsbrunch abgesagt hatte und hab sie gefragt, ob sie doch kommen wollen. Sie wollten. und so haben wir zusammen Waffeln gegessen, gelacht, gequatscht – und alle 12-20min bin ich auf den Flur gegangen, Wehen veratmen und bald auch vertonen. Ich habe dann dabei gesungen. Hatte ich von einer Berkannten gehört, dass sie das so gemacht hat und ich muss auch sagen: gute Technik. Schön gleichmäßiges Ausatmen und positiv dabei. Mit den Tonhöhen und -tiefen sowie dem Rhythmus ließ sich für mich wirklich sehr gut atmen.
Meine beiden Geburtsbegleiter: Benedict und Luise. Fotos von @joerg.zett
Mit steigender Wehenintensität haben mir meine Freunde und vor allem Benedict dann die Zeit angesagt: 5 Sekunden, 10, 15… und so weiter, eine Wehe dauerte zwischen 45 und 90 Sekunden und so wurde das Ziel, die nächste Erholungsphase immer greifbarer.
Abfahrt
Gegen Mittag/frühen Nachmittag haben sich unsere Freunde verabschiedet und Benedict und ich haben allein weiter gezählt und gesungen und beobachtet, wie sich gaaaanz langsam die Wehenabstände verkürzten. Wir wollten keinen neuerlichen Fehlalarm riskieren und haben gewartet. Gegen 16 Uhr wurden die Wehen so heftig, dass ich mich teilweise nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Anruf im Kreißsaal und ja, wir sollten kommen, trotz immer noch Wehenabständen deutlich über 8min. Wieder während der Fahrt weniger Wehen als daheim. Ich hatte schon Sorge, wieder zurück geschickt zu werden. Vor dem Krankenhaus eine Wehe noch auf dem Beifahrersitz und ich hätte das Auto auseinandernehmen wollen.
Rushhour
Die Inforbroschüre des Josefs-Hospitals habe ich extra mitgenommen, um euch die Kreißsäle zeigen zu können. Mir war klar, dass ich in der Situation sicherlich keine Lust auf Fotos gehabt hätte.
So unsicher, ob es das jetzt ist, hoch zu den Kreißsälen und…es war als wäre ich vor eine Wand gelaufen. Es war so… voll. Nix Kreißsaal. Vorwartebereich mit etlichen anderen. Eine meiner Worstcase-Szenarien: irgendwo auf einem Flur keine Ruhe haben und da wehen. Ich habe ziemlich deutlich „What the Fuck!“ von mir gegeben. Ich hoffe die anderen dort haben das nicht auf sich bezogen, sondern darauf, dass ich bestimmt Schmerzen hatte. Benedict wusste sofort, wem der Fluch gegolten hatte. Lange mussten wir aber nicht warten.
Kreißsaal 1 – So hatte ich mir das nicht vorgestellt
Wir wurden abgeholt, von einer Hebamme, die mich direkt auf dem falschen Fuß erwischt hat. Ich war noch so pissig, weil es so unruhig und voll war, ich hatte mittlerweile stärkere Schmerzen und war so lange wach, dass mir extrem zum Heulen zu Mute war. Nun noch dieser winzige Kreißsaal, der kleinste der drei verfügbaren, ich kannte ihn von der Besichtigung. Der Raum war okay, aber… klein. Kein Hocker, keine Wanne, noch nicht mal ein Ball. Nur das Bett und das Tuch darüber. Das war in der Situation schlimm für mich, weil die Auststattung und das Ambiente der Kreißsäle für mich große Auswahlkriterien für die Klinik gewesen waren. Alle haben immer gesagt: Das ist dir egal, wenn du da bist. Ich wusste, dass es mir das nicht sein würde. ich bin ein Augentier. Immer. Und so war es auch. Der Raum war modern und schön und liebevoll im Rahmen seiner medizinischen Möglichkeiten. Aber klein. Und einfach nicht der, den ich gern gehabt hätte. Die Hebamme hat mich gefragt, ob ich gerade Wehen hätte, weil ich so Schnappatmung hatte. Nein. Ich war wie gesagt sehr gereizt. Müde. Frustriert. Wieder unregelmäßig Wehen, „falscher“ Kreißsaal, ich habe mich nur unwohl gefühlt. Sie meinte ich müsse runterkommen und aufhören zu hyperventilieren, die Pausen nutzen zum Kraft tanken. Ich hab dann geheult und weggeguckt und getrotzt. Unschöner Charakterzug in dem Moment. Habe versucht zu artikulieren, was los war, aber es nicht richtig hinbekommen. Nun, das Krankenhaus beschäftigt wohl glücklicherweise Profis. Die Hebamme ging, ich habe sie nie wieder gesehen. Es kam eine andere. Wellenlänge stimmte sofort und alles wurde gut. Der kleine Kreißsaal war okay, ich hab mich verstanden gefühlt. CTG angelegt und ich hatte ein paar Vorzeigewehen. „Schön schmerzhaft“ und schön dicht hintereinander. Muttermundcheck und ja, bei 4-5cm. Wir dürfen bleiben, trotz großer Zeitintervalle.
Kreißsaal 2 – Alles wird gut
Der große Kreißsaal des Josefs-Hospitals in Dortmund Hörde. Schön, oder? Ich war letztlich in einem anderen, sehr ähnlichen, siehe unten.
Kurze Zeit habe ich noch im kleinen Kreißsaal verbracht mich selbst an der Wand geigelballt, Benedict war unterwegs die Kliniktasche aus dem Auto holen. Dann kam Tanja, meine Hebamme, wieder und ich durfte in einen der größeren Kreißsäle umziehen, der war frei geworden. Luise kam an. Sie hatte mit mir ja den Geburtsvorbereitungskurs besucht. Und so haben wir zwei Stunden lang weiter Wehen ausgezählt und weggesungen. Später dann weggebrüllt. Zeit für Luise wieder zu gehen, als wir dachten die Fruchtblase sei geplatzt. War dann doch nicht so, dennoch war der Schmerz so intensiv, dass wir den Bereich erreicht hatten, über den wir vorher abgesprochen hatten, dass ich den nicht mit ihr teilen mag, sondern nur mit Benedict da zu intim.
36 Stunden wach
In diesem Kreißsaal habe ich entbunden. Wäre das Bild auch nach links weiter verlängert, könntet ihr auch dort eine Wanne und schöne Wandmosaike sehen. Ich bin wie gesagt sehr begeistert von den Räumlichkeiten und mag sie euch absolut empfehlen. Und die Menschen dort sowieso.
Ah, verzählt, ich dachte, es wären mehr, aber 36 Stunden, vielleicht 38, kommen hin. Mittlerweile war es dunkel und ich hatte Wehen im 2-3-Minutentakt, teils öfter. Und… ich war gar. Gegen 21Uhr habe ich um eine PDA gebettelt. Muttermund bei 7-8cm. Ich hab gebrüllt, so hatte ich mich selbst noch nie gehört. Nachdem ich über 24 Stunden lang Wehen im abgestützten Sumosquat und Vierfüßlerstand bewältigt hatte, haben meine Beine und Arme gezittert und ich war mental so weichgekocht, dass ich mich nicht mehr konzentrieren konnte. Dass ich mit Yoga eine gute Atemtechnik beherrsche, war da Gold wert, musste ich dadurch nicht viel daran denken, ich konnte so passend mitatmen, aber nicht mehr immer. Und falsch zu atmen hat es verschlimmert. „Ich bleibe jetzt einfach liegen“, habe ich gesagt. Was schlicht nicht ging. Immer wieder auf. Entscheidung der Hebamme: Ja, PDA. Damit ich ruhen kann. Einfach zu lange wach. Ihre Aussage sinngemäß: „Das sollte die starken Schmerzspitzen nehmen und es bleibt nur der Druck. Dann kannst du vielleicht so 1,5h ausruhen und dann kommt dein Baby mit den Presswehen.“ Einverstanden. Ich wollte nur, dass es aufhört. Angst hatte ich unter dem legen der PDA zu wehen, denn man muss ja stillsitzen, aber es klappte. Keine Wehe in der Zeit. Und dann das Nachlassen. Kribblige Füße und ja, Schmerz, den ich immer noch deutlich vertonen musste, aber ich habe nicht mehr um mein Leben geschrien. Meine PDA war so dosiert, dass ich mit Hilfe noch hätte laufen können.
„Wenn die Schmerzen stärker werden, können wir nachspritzen, dann sagen Sie einfach Bescheid.“
Die Anästhesistin war noch nicht wieder weg, als ich wieder anfing zu brüllen.
„Wirkt das noch nicht?! Ist was schief gegangen?!“, habe ich gekeucht.
„Nein, das müsste jetzt wirken.“
Tanja kam zurück und auch ihre Kollegin Sventlana. Ein tolles Team: eine etwas mütterlicher resoluter (Svetlana), eine forsch, psoitiv und einfach mein Typ Mensch (Tanja).
Eine Wehe von mir abgewartet. Und dann:
„Bei der nächsten Wehe schiebst du jetzt mit.“
Ich hab gedacht ich höre nicht richtig. War nicht der Deal, dass ich eineinhalb Stunden Pause bekommen würde? Nun, es gab keinen Deal. Benny war wieder da, den sie für die PDA rausgeschickt hatten, er war wohl auch mittlerweile etwas weiß im Gesicht vom Zugucken und Zuhören… Also, 10min nach der PDA kamen die Presswehen, gegen 22:30 Uhr muss das gewesen sein. Und sie waren furchtbar und gleichzeitig aushaltbarer als die Wehen der Eröffnungsphase. Richtig reingeatmet ließ sich der Schmerz stark dämpfen. Habe ich einen Atemrhythmus verpasst, hat es mich dagegen zerrissen.
„Pavel kommt jetzt zum Kristellern!“
Die beiden Hebammen unter sich. Ich war entsetzt. Von derTechnik kannte ich ausnahmslos nur Horrorgeschichten. Der Arzt schiebt dabei mit seinem Gewicht das Kind vom Oberbauch aus nach unten, liegt also halb auf der Gebärenden. Wie sich herausstellen sollte, hatte ich absolut Glück mit meinem Gynäkologen. Es war fies, aber es war eine sehr große Hilfe. Er und die beiden Frauen haben sehr genau darauf geachtet, wann meine Wehen kommen, es wurde immer nur mit meinem Körper gearbeitet, nie gegen ihn. Nur ich hab mich selbst ab und zu verpasst. Naja, weniger Erfahrungen, nicht wahr?
Schnipp
Davon habe ich nichts gemerkt. Nie, na nichts. Ich habe Merles Kopf gespürt, ich hatte Schmerzen im Becken, der Druck vom Kristellern war groß und und und und. Aber den Dammschnitt habe ich nicht gemerkt. Benedict hat mir gesagt, dass er das letzte war, was passierte und dann war Merle da. Ein nasses, vollständiges, laut brüllendes Kind, mit einer Nabelschnur, die aussah wie ein Korkenzieher.
Wahnsinn
Laut Benedict mein Wort des Tages. Hab ich wohl nach fast jede Wehe gesagt und dann mit anderer Betonung mit Merle auf dem Arm. Acht Minuten nach zwölf. Glaubt mir, ich habe alles gegeben, um sie an meinem Geburtstag zur Welt zu bringen, auch wenn ich das ja nicht wollte. Damit war ich über 40 Stunden wach. Über 32 Stunden Wehen. Aber ich habe gefragt: Der eigentliche Geburtsprozess wäre bei mir mit grob 7-8 Stunden veranschlagt worden, nämlich etwa ab dem Moment, in dem ich dann auch im Kreißsaal war. Erstgebärende brauchen in der Regel deutlich länger. Nun, es kam mir auch so schon lang vor. Tanja vermutlich auch. Sie hat für mich Überstunden gemacht. Eigentlich hätte sie um 22:00 in demn Feierabend gehen können. Sie ist geblieben bis alles fertig war: Ich, das Baby und die Formalitäten.
Runterkommen und ankommen
Ich durftt meine Plazenta angucken (Riesenteil!), weder Benedict noch ich wollten die Nabelschnur durchtrennen, wir haben nur dieses Kind angeschaut, das da nun auf mir lag. Er mit Tränen in den Augen ich einfach nur fertig. Wahnsinn eben. Zwei Stunden Bonding mit Baby auf der Brust und dann auch schon angelegt (Himmel, hat die einen Zug drauf!). Wundversorgung mit Nähen und der Gynäkologe sagte nur: „Yoga war gut. Sie haben gut mitgeholfen.“ „Ehrlich?“ (Ich denke ja immer, dass da alle gelobt werden, weil das auch so sein soll, gehört zum Job). Doch, ehrlich. War ich ja dann schon etwas stolz. Benedict hat geweint vor Erleichterung und Rührung ber unser Kind, ich… ganz ehrlich, meine Rührung kam erst tage später. Ich war einfach nur erleichtert, dass der Schmerz und die Anstrenung vorbei war. Nix Herzchen in den Augen. Dafür viele Blutergüsse im Gesicht vom Pressen. Aber auch da sagte man mir später: „Oh also 2 Stunden Austreibungsphase mit Kristellern? Dafür sehen Sie aber wirklich gut aus!“ Da platzen wohl ganz gern Äderchen im Auge, sodass das Augenweiß rot wird. Ähnlich wie bei Würgemalen.
Am nächsten Morgen, was ja dann immer noch der selbe Tag war. Schon etwas abgeschwollen, aber ich habe für euch mal ein Close-up gemacht für die Einblutungen.Sah in natura heftiger aus als auf den Fotos. An Tag 10 etwa waren auch die letzten „größeren“ Fleckchen verschwunden.Noch etwas verklebtes Haar und ein ziemlich verstrahlter Papa.Der Runninggag der folgenden Tage: „Wie heißt er denn?“ Die rosa Schlafsäcke im Krankenhaus waren aus. Merle hat es knapp überlebt.
Fast zwei Woche später
Den ganzen Sommer über habe ich unsere Sonnenblumen beim Wachsen beobachtet und für mich orakelt: „Merle kommt, wenn sie blühen.“ Als wir ins Krankenhaus fuhren, waren sie noch geschlossen. Als wir nach Hause kamen, sahen sie so aus.
Ich schreibe mittlerweile sogar teils beim Stillen. Like a pro! Naaa, geht so. Wir sind zu Hause und lernen damit klarzukommen, wenn ein Baby 18x am Tag und öfter trinken will. Rekord bei derzeit 8h… aber das ist ein anderes Thema. Wir sind glücklich und müde. Und zwischendurch einfach nur fertig und müde. Also ziemlich normal.
Rückblickend: Was war gut?
Schmetterlingsbody vom Krankenhaus
Yoga und Sport generell. Wie der Gynäkologe zweimal wiederholte: Yoga war gut. Ich war dadurch in der Lage fast die gesamte Eröffnungsphase im abgestützten Sumosquat zu bewältigen, was eine wunderbare Position ist, da sie die Schwerkraft mitnimmt und das Becken im Hüftbereich schön öffnet. Außerdem kenne ich die Yoga-Atemtechniken seit Jahren und musste keine bis nur wenig Energie darauf verwenden, mich in den Wehen daran zu erinnern, wie ich jetzt noch mal atmen soll. Das war sehr viel wert, vor allem gegen Ende, als ich einfach auch mental dermaßen erschöpft war, dass ich nicht mehr geradeaus denken konnte als: „Ich will dass das aufhört.“ Schlussendlich in der Austreibungsphase konnte ich sehr weit grätschen und den Oberkörper sehr nah zu den Oberschenkeln bringen, was ebenfalls ein paar Millimieter an Öffnung für mich gebracht hat. Meine Bauchmuskulatur war stark genug, um ordentlich zu pressen.
Wie ich selbst in den Tagen nach der Geburt immer wieder gesagt habe und es noch sage: Ich war und bin dankbar für jeden Squat, jede Liegestütze und überhaupt jedes Workout und jeden Stretch, den ich in den letzten Jahren gemacht habe. Geburt ist ein Kraftakt. Und jetzt Bisschen an Kraft hat mich und Merle nach vorn gebracht (meine Schwangerschaftsworkoutroutine findet ihr hier).
Zeit zählen bzw. zählen lassen. Eine Uhr mit Sekundenzeiger im Blick ist auch hilfreich. Damit habe ich mich geistig nach vorn gebracht. Immer vor Augen: Gleich ist die Wehe vorbei. Keine Sekunde kommt zurück. Und weiter.
Affirmationen und Visualisierungen. Effektiver als ich dachte, aber wirklich gut.
„Merle und ich arbeiten zusammen.“
„Ich bin stark.“
„Ich nehme an und lasse los.“
Vor dem inneren Auge den Atmen „sehen“, wie er das Baby nach unten schiebt.
Sich die Wirbelsäule als Rutsche vorstellen (habe ich von einer Leserin als Tipp bekommen, danke dafür!).
Sie sich Vagina als sich öffnende Blüte/Iris vorstellen. Das Gewebe dort ist sehr dehnbar. Niemand muss sich vorstellen, wie eine Wassermelone durch einen Gartenschlauch gepresst wird, denn das ist nicht der Fall.
Sich öffnender Vorhang.
Ein offenes, freundliches Lächeln.
Unter den Presswehen habe ich mir vorgestellt, das ich tauche. Damit konnte ich länger pressen, weil ich dachte ich tauche so weit ich kann nur mit dem Joker, dass ich ja jederzeit Luft holen kann, wenn ich will.
Affirmationen und Visualisierungen sind individuell, das hier waren ein paar von meinen Bildern und Gedanken. Vielleicht ist da auch etwas für euch dabei.
Ein modernes Krankenhaus. Damit meine ich hier keine Hightechmedizin (wobei ich die auch gut finde, bei gegebenem Anlass). Ich meine, dass die Kreißsäle mit gedämpftem Licht gearbeitet haben, um das Baby nicht zu blenden. Dass wir zwei Stunden Bondingzeit hatten. Dass es keinen obligatorischen Dammschnitt gab (nervt beim Abheilen, finde ich also gut, wenn man das nicht zwingend kriegt). Dass es professionelle Stillberater gab vom BDL (Berufsverband Deutscher Laktationsberaterinnen) bzw. IBCLC (International Board Certified). Und dass es ein Familienzimmer gab mit 24-Stunden-Rooming-in, will heißen, das Baby wird nicht von der Mutter getrennt. Ich war so unbeweglich in den ersten Tagen, vor allem durch den Dammschnitt, dass ich sonst für jedes Stillen nach einer Schwester hätte klingeln müssen, da ich Merle nicht allein anlegen konnte, so war benedict da. Auch toll war, dass die Babys nicht nur ganz selbstverständlich immer bei den Eltern waren, sondern auch, dass es Beistellbettchen (Babybay) gab, sodass Merle bei mir am Bett schlafen konnte. Und NOCH besser war, dass es auch völlig okay war, das Baby mit im eigenen Bett schlafen zu lassen. Dafür waren extra hochziehbare Gitter am Bett angebracht. Merle hat ab Tag 2 nur noch so geschlafen. Stichwort Familienbett und so. Anderes Thema, aber ohne es recherchiert zu haben, das ergab sich einfach. War logisch für mich und für niemanden dort ein Problem. Ich dachte erst ich krieg Ärger, wenn die Schwestern sehen, dass ich Merle bei mir liegen habe. So von wegen: „WEnn Sie sich uf das Kind daufrollen…!“ aber nichts. Einfach nur: „Ach schauen Sie mal, wir können hier die Gitter hochziehen, dann ist es noch sicherer.“ Großartig.
Was war weniger gut?
Wie so gut wie immer: Das Krankenhausessen. Nun, das wussten wir vorher und haben uns vorbereitet. Für die Rushhour konnte ja niemand was, aber ja, das hat mich sehr gestresst. Wäre ich eine der Gebärenden in der Warteschleife gewesen, ich wäre durchgedreht.
Was war anders als erwartet?
Die Stillfrequenz auf jeden Fall und auch die Dauer. Liegt vermutlich daran, dass ich nur Flaschenkinder bisher erlebt habe, da ist das ja etwas anders. Ich bin also die erste Stillende, die ich live miterlebe.
Thema HypnoBirthing: Da hatte ich weniger Erwartungen als Hoffnungen hinein gesetzt. Aber unter dieser Zwischenüberschrift passt es am besten. Für die erste Eröffnungsphase war das Buch und die Techniken darin viel wert. Schmerzfrei… war es dann aber nicht, das habt ihr schon rausgelesen. Also nichts von wegen das Baby runteratmen. Ich habe am Ende so fest gepresst, wie ich konnte und mir nur einmal gedacht: „Und wenn da jetzt was reißt, ist mir das sowas von egal! Raus da! Je schneller, desto besser.“ HypnoBirthing war gut für mich im Kopf. Die Unterstützung der Hebammen mit Atemanweisungen und Anfeuerung am Ende war aber wichtiger für mich.
Das Kristellern stand so definitiv nicht auf meiner Geburtswunschliste. Aber es war weit weniger schrecklich als befürchtet. Schamgefühl? Ist grad aus. Wir hatten über 30 Grad in den Folgetagen und unser Zimmer hatte Südseite und ließ sich schlecht lüften. Zusammen mit kaputten Nippeln und Dammschnittnaht bin ich da drei Tage fast nackt rumgelaufen, weil es einfach am erträglichsten war. Ich glaube, den einen Praktikanten hab ich ein bisschen verstört, aber es war mir egal. Und ich würde das wieder tun. Gibt schlimmeres zu sehen als meine Brüste oder meinen Hintern in Netzschlüppi. Benedict und ich sind auch immer noch zusammen.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich den Schmerz so schnell „vergessen“ würde. Aber es ist wahr, was fast all sagen: Das verblasst extrem schnell. Ich weiß kognitiv, dass es die absolute Hölle war und ich kann mein Schreien erinnern. Aber es ist kein Traumaschmerz. Ich kenne Traumaschmerz, für den ein kleiner Trigger reicht, um wieder ganz in der Situation zu sein. Geburtsschmerz ist für mich nicht so. Tatsächlich hatte ich erwartet, den Schmerz auch danach objektiv bewerten zu können. Nein. Das konnte ich nur ein paar Stunden lang.
Tausend Dank
Ich war und bin insgesamt absolut begeistert vom Team des Josefs-Hospitals. Von der Reinigungskraft bis zum Oberarzt waren alle freundlich, professionell und warmherzig. Dass ich mit der einen Hebamme nicht auf einer Wellenlänge war, passiert eben und wurde ja sehr souverän gelöst.
Die Stillberatung war Gold wert. Kann man nicht anders sagen. Eigentlich mag ich alle hebammen, Schwestern und Stillberaterinnen einmal knuddeln.
Auf der Suche nach dem Alltag
Und so sind wir nun zu Hause. Ziemlich verstrahlt und langsam lüfztet sich „die Käseglocke“, wei es meine Hebamme nennt. Will heißen die Euphorie ist abgebaut und ich hatte meine ersten Nächte, in denen ich gedacht habe: „Das ist jetzt nicht allen Ernstes mein Leben! Ich will nicht!“ Dann kommt ein neuer Morgen und merle ist einfach zuckersüß. Wenn ich wieder richtig sitzen und laufen kann, feiere ich mich noch mal eine Runde.
Engelslächeln, also noch nicht willkürlich, aber trotzdem einfach toll. Wer könnte so einem Wesen böse sein? Hat die Natur schon ganz gut gemacht mit dem Kindchenschema.
Bis bald, alles Liebe,
Heike, Benedict und Merle Annabelle
Schneiden oder noch nicht schneiden, das ist ja die ewige Frage, wenn man auf Länge züchtet, aber die Spitzen ziemlich empfindlich sind. Ich habe meinen geplanten Mikrotrimm also aufgeschoben.
Wieso? Ist die Geburt dazwischen gekommen?
Auch das. Aber vor allem wollte ich einfach lieber mehr Länge haben. Beste Vorbereitung hin oder her, ich weiß ja nicht, wie lang ich meinen Schopf so erhalten und genießen kann, drum nehme ich jetzt einfach noch jeden Zentimeter mehr an Länge mit, den ich kriegen kann. Und so richtig gut wird meine Länge für mich auch erst ab 90cm, aber geradeso. Ihr wisst ja, ich will den Meter.
Daten für September
84,5cm Länge bei Sage und Schreibe 6,8cm Zopfumfang. Fast 85cm und ich bin sehr glücklich mit der Optik. Letzten Monat ist der Zopfumfang ja bei 6,6cm stagniert, diesen Monat plus 2mm lässt vermuten, dass es dann doch der übliche Millimeter mehr pro Monat war.
Haarverlust?
Ja, tatsächlich direkt nach der Geburt und auch jetzt noch/schon höher als zuvor, aber immer noch vergleichsweise wenig, Tendenz etwas steigend. Dass ich jetzt etwas mehr Haare lasse, schiebe ich auf den Stress der Geburt und die ebenfalls wirklich anstrengende Umstellung im Wochenbett. Das passt zwar eigentlich nicht zu telogenem Effluvium, dass dann unmittelbar Haare ausgehen (die Haare sollten entsprechend der ca. 3-monatigen telogenem Phase erst 3 Monate später ausgehen), aber ich habe das auch schon von anderen sehr oft gehört bzw. gelesen, dass ein großer Stressor vom Haupthaar oft mit sofortigem vermehrtem Haarverlust quittiert wird. Wochenbett ist individuelle sehr unterschiedlich. Meins war in den ersten zwei Wochen echt eine Grenzerfahrung. Es ist gerade dabei sich etwas zu beruhigen, aber ich will mal nichts beschreien…Klopf auf Holz und so. Die Fotos hier sind noch von der ersten Woche, da war ich noch so verstrahlt, dass ich irgendwie trotzdem Energie hatte.
Sonst so: Babyhaar
Erst mal Dutt und Flechtzopf und ankommen. Die meiste Zeit gucke ich ja also auf einen anderen Schopf als den meinen. Wir sind gespannt, was aus diesen Härchen noch werden wird. Bisher werden sie gefühlt jeden Tag heller. Bei der Geburt wirkten sie dunkelblond aschig, hier auf den Fotos gehen sie schon eher als mittelblond durch finde ich und nun weitere 10 Tage später, sind sie goldig und mittelblond, in ganz trocken sogar eher hellblond, nicht weißblond oder semmelblond, aber eindeutig blond. Nach dem Baden wieder dunkler, da war Öl mit im Wasser und wir wissen ja, dass fettiges Haar besonders bei Blondschöpfen teilsweise sehr viel dunkler ist als fluffiges Haar.
Ich habe auf jeden Fall beschlossen Merles Haare hier mit zu dokumentieren. Also dann schauen wir mal wie blond oder auch nicht sie nächsten Monat sein wird. Und ob die Haare bleiben. Ich glaube ja schon.
Denn ich hatte ja keine Vorstellung… Was ist das Wochenbett denn nun wirklich? Kennenlernzeit, Kuschelzeit, Heilzeit oder einfach nur viel Zeit daheim, weil ohnehin im Mutterschutz?
Ich dachte: letzteres. Bisschen viel stillen, bischen wenig Schlaf, bisschen rumhumpeln, weil zwischen den Beinen noch alles etwas lädiert ist. So in etwa. Nun, fast. Als ich gemerkt habe, dass die Realität für mich ziemlich anders aussah, habe ich das gemacht, was ich immer tue: recherchieren. Wieso? Weil mir das Sicherheit gibt und ich damit einschätzen konnte, wie normal oder schlimm es tatsächlich war. Und was ich teilweise tun konnte (oder auch nicht), um die Situation zu verbessern.
Mir ist bei meinen Recherchen vor allem ein Satz im Kopf geblieben. Nämlich der, dass sich junge Mütter/junge Familien keine Vorstellung davon machen, wie das Wochenbett wirklich ist, weil man so gut wie keine authentischen Berichte dazu findet. Die meisten laufen gefühlt vor eine Wand, wenn sie sich vorstellen, wie das das süße Neugeborene im Stubenwagen schlummert, man ihm beim Stillen verträumt den glatzköpfigen oder auch flaumigen Schädel streichelt und es in die niedlichen Miniklamotten packt – und dann kommt die Realität. In der all das stattfindet. Vielleicht. Aber eben eher… nicht nur und wenn es nicht ganz so toll läuft, auch eher nur am Rande. Mit der Wand zum Dagegenlaufen habe ich also auch Bekanntschaft gemacht. Mehrfach.
Und deshalb schreibe ich für euch hier mal zusammen, wie das Wochenbett eben tatsächlich ist bzw. sein kann. Allgemein und speziell auch bei uns. Denn mir hätte es unglaublich viel geholfen, vorher zu wissen, was mich da erwartet. Aber ich wusste es eben nicht. So viel man zu Schwangerschaft und Geburt findet, so wenig zu der Zeit unmittelbar danach. Ich bin jetzt etwas über 4 Wochen post partum, das Thema ist somit noch nicht durch, aber das Bedürfnis darüber zu schreiben war in der letzten Zeit einfach sehr hoch, drum gibt es den Artikel jetzt.
Wieso gibt es so wenige Berichte?
Ich habe meine Gynäkologin gefragt. Sie meinte: „Weil Ihnen das niemand sagen kann. Es ist unglaublich unterschiedlich.“ Das haben auch weitere Recherchen ergeben. Von total romantisch super toll mit Anfängerbaby, das die ganze Zeit schläft, wenn es nicht alle 3 oder 4 Stunden mal gestillt werden will, bis hin zu einem totalen Zusammenbruch der Eltern, weil ihr Baby nur schreit, ist alles dabei. Nun, trotzdem hätte ich das gern gewusst. Ich wusste ja auch dass Geburten von „Och, also so schlimm war das nicht, ich kann direkt noch ein Kind kriegen!“ bis hin zu Not-OPs und schlimmen Komplikationen mit irreversiblen Schäden reichen. Ich wusste, dass Schwangerschaften vom glücklichen Glow bis zu 9 Monaten Bettruhe alles mitbrigen können. Wieso wird das also nicht über das Wochenbett gesagt? Nur, weil es so unterschiedlich ausfallen kann? Nein. Nicht nur.
Man vergisst sehr viel
Eine Antwort, die mir viele gegeben haben. Ähnlich wie bei der Geburt, verschwindet wohl vieles der Anfangsstrapazen wieder in der geistigen Versenkung, wenn es erst mal geschafft ist. Ich bin jetzt beim Schreiben noch mittendrin und sage: Ist auch gut so! Das brauche ich nicht dauerhaft als Teil meiner Identität. Aber für jetzt, für den Moment hätte ich es eben gern gewusst. Ich schreibe also für euch auf, bevor ich vergessen sollte.
Schönfärberei
Auf der anderen Seite steht, dass es einfach auch zum guten Ton gehört, nur mit verliebt verklärtem Blick über die Ankunftszeit des Babys zu sprechen. Wievielen Accounts bin ich nach der Geburt des Kindes entfolgt, weil ich das ständige Gesäusel unerträglich fand (das war vor Merle schon so und auch jetzt mit eigenem Kind kann ich mir das nicht gut geben). Wenn wirklich alles so regenbogen-herzchen-heititei ist: Hey, herzlichen Glückwunsch! Ehrlich! Euer kleines Wunder ist für euch genau das und das ist super.
Dazu kommt natürlich, dass Social Media auch fast immer nur die schönen Seiten hervorheb. Besonders deutlich auf Instagram, wo auch nur schöne Bilder gezeigt werden, selbst wenn in der Bildunterschrift dann mal ehrlichere Worte gefunden werden. Mache ich auch so, im Übrigen, meistens. Eine gewissen Authentizität halte ich mir schon zu Gute. Aber so hatte ich eben auch vor allem Bilder im Kopf von niedlichen Babys schlummernd in schnuffeligen Deckchen und Müttern, die in der Woche nach dem Heimkommen aus der Klinik mit dem Kinderwagen durch den Park oder um den See spaziert sind. Gern auch mit der Aussage: „Jetzt können die Schwangerschaftspfunde endlich runtergelaufen werden und das Stillen hilft dabei ja auch super!“
Guter Witz
10 frischgebackene Mütter wurden gefragt, was sie in ihrer Freizeit am liebsten tun. Sechs verstehen die Frage nicht, eine fängt an hysterisch zu lachen und drei schlafen ein.
So oder so ähnlich habe ich mal einen Witz von einer Freundin zugeschickt bekommen, die selbst schon einen Sohn hat und die mir augenzwinkernd damit sagen wollte, was mich da erwartet. Da ich über Erwartungen ja schon mal in meinem Artikel „Wie stellst du dir ein Leben mit Kind vor?“ geschrieben hatte, sei dazu gesagt: Dieser Artikel bezieht sich nicht auf das Wochenbett sondern auf die Zeit danach. Aber alter Falter, alle „Drohungen“ oder nennen wir sie doch positiver lieber nur „Warnungen“, die man so an mich herangertragen hatte bezüglich Leben mit Kind haben sich bei mir im Wochenbett bewahrheitet. Okay, fast alle. Wie ihr seht, kriege ich es irgendwie hin hier zu schreiben. Wie ich das genau mche ist mir eigentlich selbst nicht so ganz klar…
Das Schöne
Oh ja, da ist ein neuer Mensch, ein kleines Wunder und ja, es stimmt, Babys riechen echt gut (außer so um die Windel herum): süßlich, karamellig. Es ist irre diesen kleinen Körper zu streicheln, die weiche Haut, das kleine Näschen. Hände, die nur einen Finger greifen können, weil sie so klein sind. Und wenn sie nicht grad schreien, geben die Kleinen auch wirklich goldige Geräusche von sich (okay, sie schnarchen und grunzen auch beim Trinken). Es ist irre zu spüren, welche Verantwortung man trägt und das kann einen ganz schön stolz machen. Viele sprechen von der „Babyblase“, also einer wirklich verklärten Welt, in der die Zeit stillzustehen scheint, weil plötzlich alles egal ist. Dann die Gewissheit: Es ist geschafft. Mama hat ihren Körper zurück (weitestgehend, stillen ist ja noch ein Thema), man kann wieder die Dinge essen, die in der Schwangerschaft verboten waren und innerhalb von wenigen Tagen ist der Handyspeicher voll mit zuckersüßen Babyfotos. Ein Baby das gut, im Sinne von länger, schläft, wird dann schon freudig erwartet: Wann wacht es auf? Oh, dann kann ich es hochnehmen und knuddeln, es stillen und selbst die Stinkewindel ist dann ein kleines Event. Verliebtheit. Große Liebe. Das Gefühl von Familie. Geborgen und warm und rosig. So kann es sein.
Niedliches Baby. Wenn sie schlafen, sind sie doch am schönsten!
Das Andere
Und auch wenn vieles dann doch anders ist, einiges vom Schönen ist auch bei den nicht ganz so perfekten Versionen von Wochenbett oft dabei. Zum Glück. Wie ich selbst oft gesagt habe: Macht schon Sinn, dass die so süß sind, die Babys…!
Das Wochenbett ist bei uns eingeschlagen wie eine Bombe. Laufen wie eine 90-jährige ohne Rollator, das Gefühl haben, der Beckenboden ist ein ausgeleiertes Trampolin und wenn man husten oder niesen muss, fällt bestimmt gleich der gesamte Verdauungstrakt unten raus (Allergiker unter euch, macht euch schlau, was ihr tun könnt, wenn eure Entbindung in eure Hauptallergiezeit fällt!), wundgebissene Brustwarzen und selten mehr Schlaf als 2 Stunden am Stück. So ging es los. Und als dann der Hormoncocktail der ersten Tage abgeflacht war „die Käseglocke sich lüftete“, da habe ich erst mal geheult. Vor Erschöpfung. Fand ich sehr angemessen. Zum Glück wurde es dann besser. Sehr langsam, aber es wurde und wird besser.
Allgemeine Tipps: Wichtig ist, die Minifortschritte zu sehen und sich vor Augen zu führen, dass sie für ein Neugeborenes alles andere als mini sind. Die ganzen großen und kleinen Furchtbarkeiten machen sich schon von selbst mehr als wichtig genug, deshalb schaut darauf, was besser wird und sei es scheinbar noch so klein. Heilung. Ein paar Minuten mehr Schlaf. Baby macht unterschiedlichere Geräusche. Baby macht regelmäßig die Windel voll. Unspektakulär, aber eben doch eigentlich ganz schön groß.
Dammschnitt/Dammriss
Muss nicht sein, kommt aber oft vor. Das wird genäht und sowohl die Wunde als auch die Naht können meist ziemlich garstig sein. In den ersten Tagen ist Sitzen großes Kino. Und Toilettengänge auch.
Tipps: Viel trinken, denn das verdünnt den Urin = weniger Brennen. Viele Ballaststoffe essen (Chiasamen oder Leinsamen sind da echt toll!), damit Stuhlgang ohne drücken funktioniert. Gefrorene Wöchnerinnenvorlagen in den Netzschlüppi packen (eine Mullkompresse oben drauf, Erfrierungen wollt ihr ja auch nicht). Die Kühlung hilft gegen die Schwellung. Die Vorlagen macht ihr dafür einfach ein bisschen nass und packt sie in eine Vorratsbox ins Eisfach. Viele schwören auf Multimamkompressen. Abtrockenen nach dem Duschen nicht mit den Handtuch sondern mit Klopapier. Tupfen! Falls alles brennt, nach dem Stuhlgang untenrum mit der Duschbrause abspülen, dann trocken tupfen. Setzt euch gerade ab. Beide Arschbacken gleichzeitig auf einen festen Stuhl. Nicht von links nach rechts wackeln. Langsam und gleichmäßig absetzen. Die feste Unterlage beugt der Ödembildung vor (Schwellung) bzw. wirkt entgegen. Versucht viel zu liegen und wenig zu sitzen. Wenn ihr stillt, lernt schnell im Liegen zu stillen. Das ist sowieso ziemlich praktisch.
So stellt man sich das vor, oder? Mami und Baby on Tour. Was ihr nicht seht, ist, dass ich am Abend und sogar noch Tag danach kaum laufen konnte, weil ich meine Naht überansprucht hatte. Soviel zum Thema Schein und Sein.
Ich dachte der Spaß wäre nach einer Woche grob mal überstanden. Meist dauert es aber 2-4 Wochen bis die Naht wirklich Ruhe gibt und nur noch etwas nervt, aber nicht mehr grob einschränkt.
Stillen tut weh
Auch hier wieder: Muss nicht sein, ist aber meistens so. Wie lange es weh tut, ist individuell unterschiedlich, hängt auch davon ab, wie das Baby trinkt, wie angelegt wird und wie der Milcheinschuss anläuft. Aber auch geübte Mütter, die schon mehrere Kinder haben, sind davor nicht gefeiht, es ist also nicht nur eine Frage der Stilltechnik (aber zu großen Teilen). Manche Mütter sind auch einfach an den Brustwarzen empfindlicher als andere. In der Regel sind die ersten 3 Tage besonders fies, danach fließt die Milch normalerweise besser und das Stillen entspannt sich. Wie lange die Brustwarzen empfindlich sind und vor allem die ersten Züge des Babys schmerzen, ist wieder unterschiedlich und kann von einigen Tagen bis zu gut drei Monaten andauern. Danach ist es für die meisten endlich entspannter. Am fiesesten sind wohl so die ersten 2-4 Wochen. Auch der Milchspendereflex kann ganz schön zwiebeln und auch das, geht in der Regel, von selber wieder weg, aber wieder kann einem da keiner genau sagen wann außer: „mit der Zeit“.
Tipps: Stillberatung! Die meisten Krankenhäuser bieten das direkt auf den Wöchnerinnenstationen an. Durch das richtige Anlegen und Positionswechsel, lässt sich viel lindern, das muss man aber erst mal lernen und da helfen die Profis sehr. Stillberater können auch zu euch nach Hause kommen, einige Städte haben sogar Stillambulanzen und fast überall lassen sich Stillgruppen/Stillkreise finden, um sich auszutauschen und Hilfe zu suchen. Besprecht mit ihnen ob ihr mehr Helferlein braucht wie Lanolin (Wollfett), Stillhütchen, Abpumpen oder Zufütterung. Eine gute Stillberatung zielt immer darauf ab, euch möglichst beim Vollstillen zu unterstützen, keine Saugverwirrung des Babys zu riskieren und dabei die Mutter vor all zu kaputten Brustwarzen zu bewahren – und auch davor das Stillen dann vor Schmerz letztlich ganz abzulehnen.
Abgesehen von diesen Tipps leider erneut etwas, was euch im Wochenbett noch ständig begegnen wird: Durchhalten. Es wird besser. Vielleicht nicht unbedingt immer schön, aber besser. Durchhalteparolen sind nicht so motivierend, wenn man grad in die Nippel gebissen wird, aber: one day at a time. Eine Brust nach der anderen. Und: Es gibt Lösungen. Man muss sich nicht blutig beißen lassen, aber ja, doch, auch das passiert. Auch ohne Zähne beim Kind. Bevor ihr euch aber am „Durchhalten! Durchhalten! Durchhalten!“ festklammert, fragt um Rat. Das Internet weiß nicht alles und es weiß noch weniger, wenn ihr vielleicht noch nicht mal genau wisst, wonach ihr googeln müsstet und dann nur in einem Forum nach dem anderen aufschlagt, in dem Frauen ebenfalls ihr Leid klagen und Hilfe suchen. Das ist eine mühsame Art der Recherche. Fragt immer auch eure Nachsorgehebamme, dafür ist sie da.
Clusterfeeding
Nie gehört vorher, konnte ich also auch nicht (siehe oben) googeln. Diese Art des Stillens bedeutet, dass das Baby nicht, wie man vielleicht dachte, all 3-4 Stunden angelegt werden mag und zwischendurch ein paar Windeln füllt und sonst friedlich schlummert. Es bedeutet, dass viele Babys über eine ganze Tageszeit hinweg fast ständig trinken wollen. Grad abgelegt, will es wieder ran. Der Fachmann zählt die Intervalle von Anlegen bis Anlegen. So gut wie jede normale Frau zählt aber eher von Ablegen bis Anlegen. Was also bei „alle zwei Stunden“ noch relativ human klingt, wird fies, wenn Baby 45min trinkt, dann gewickelt werden muss und dann wieder nach der Brust verlangt. Dann ist nur knapp eine Stunde dazwischen. Und beim Clustern wollen einige Babys stündlich oder sogar noch öfter. Manche clustern nachts, manche tagsüber. Manche mehrmals am Tag, manche regelmäßig, manche heute so, morgen so. 8-12x stillen am Tag als Richtwert, was so sein sollte bzw. im könnte, im angeblichen Durchschnitt, das fand ich schon heftig. Beim Clustern geht man locker auch mal über 15-20 Mal. Wer dann noch kaputte Brustwarzen hat, der mag dann einfach nur noch heulen. Macht mal. Da fließt die Milch gut. Kein Witz. Aber weniger weh tut es damit auch nicht.
Wuäh! – Man muss es einfach trösten.Viele Babys beruhigen sich, wenn sie im Kinderwagen geschoben werden. Abern nicht alle. Dieses… wenn es satt ist.
Tipps: Hebamme fragen! Stillberatung! Abklären lassen, ob Baby genug Milch bekommt (nicht selber wiegen, lasst das die Profis machen, die Ungenauigkeiten könnt ihr nicht gut interpretieren bei so einem winzigen Wesen), und ob es richtig trinkt. Auch den Kinderarzt bei den U-Untersuchungen drauf ansprechen. Bei einigen Kindern kann es auch anatomische Probleme geben, die sie beim Saugen behindern so wie ein verkürztes Lippen- und/oder Zungenbändchen. Mimi Ikonn hat letztes Jahr davon erzählt, da es ihre Tochter Alexa betraf und sie mit 10-12 Stunden schmerzhaftem Dauerstillen fast wahnsinnig geworden ist. Dieses Problem mit dem Lippen- bzw. Zungenbändchen lässt sich rasch vom Arzt lösen. Also. immer nachfragen. Das ist das Video von Mimi dazu.
Ansonsten: Durchhalten. Wenn durchhalten nicht mehr geht (ja, es gibt Grenzen, jeder jat seine eigenen) mit Hebamme und Stillberatung über Zufütterung sprechen. Da könnt ihr dann abpumpen, Becherfütterung machen, Spritzenfütterung, Pre-Milch… klärt das für euch individuell. Wenn die Mutter vollkommen erschöpft ist, fließt meist auch die Milch nicht mehr gut, das gibt dann einen kleinen Teufelskreis. Wenn das Clustern noch aushaltbar ist, weiter anlegen. Das Baby bestellt damit die Milchmenge der Folgetage und dadurch sollte es dann bald wieder besser werden, weil mehr fließt. Sonst kann es auch sein, dass das Baby „nur“ Nähe will, gar nicht unbedingt trinken. Stillen heißt aber nicht umsonst stillen. Es beruhigt das Kind. Nahrung ist nur ein Aspekt davon. Bedenkt, wenn ihr Zufüttern in Erwägung zieht, dass wenn es nicht um die Milchmenge geht, sondern um Nähe und Nuckeln, ihr dann eventuell trotzdem weiter clustert, nur eben mit Fläschchen und das wird dann richtig aufwändig. Besprecht das also individuell. Jetzt wisst ihr zumindest, dass es das gibt, dass es normal und gar nicht so unüblich ist und dass es dafür Hilfe gibt, die ihr für euch abwägen könnt.
Schlafentzug
Geht gern mit dem Clusterfeeding einher. Selbsterklärend. Wer ständig anlegt, kann nicht schlafen. Im Übrigen kann die Mutter dann auch nicht in Ruhe mal duschen, Essen wird nebenher beim Stillen erledigt und man braucht dafür einen Helfer, der das Essen in Reichweite bringt. Wer nicht schläft, kann kaum außerdem heilen. Ein kompletter Schlafzyklus hat 90 Minuten. Soviel solltet ihr dringend mal am Stück schlafen können, besser 3 Stunden für zwei Zyklen. Immer nur hier und da eine Stunde wird auf Dauer zum blanken Horror. Mal, für ein zwei Nächte, ist das auszuhalten und schon furchtbar genug, aber danach braucht ihr Hilfe, damit ihr schlafen könnt.
Tipps: Papa packt das Kind in den Kinderwagen und fährt eine Runde um die Häuser. Zum Beispiel. Wenn ihr durch sehr ausgedehntes Clustern gar nicht zum Schlafen kommt, aber euer Baby nach Bedarf weiter an der Brust haben möchtet, beobachtet euch selbst gut, wie viel ihr wirklich schafft. Ihr bekommt keine Tapferkeitsmedaille fürs Nächtedurchmachen. Das Baby mit im Bett oder im Beistellbett schlafen zu lassen, macht das nächtliche Anlegen einfacher, weil ihr das Kind nur ranziehen müsst und wenn es dann nicht (mehr) schmerzhaft ist, könnt ihr dabei zumindest dösen, eventuell schlaft ihr mit Baby auch wieder ein. Bei einer total übernächtigten Mutter kann Zufüttern ebenfalls eine Option sein, um der Mutter einen längeren Schlafintervall zu bescheren, in der dann jemand anderes das Baby mit der Flasche (dem Becher/der Spritze…) füttert. Manchmal braucht man diese Hilfe auch nur temporär. Diese Thematik wird gern schon beinahe wie eine Religionsfrage diskutiert und Fläschchengeber versuchen Stillmütter zu bekehren und umgekehrt vielleicht sogar noch mehr. Versucht sowohl auf euren Kopf als auch euer Bauchgefüh zu hören. Wägt ab. Macht euch nicht fertig, dass seid ihr so schon genug.
Schreien lassen und Schlaftraining insbesondere für Neugeborene wie in „Jedes Kind kann Schlafen lernen“ gelten mittlerweile als veraltet und die meisten Mütter, die nur ein bisschen recherchiert haben, kriegen bei Erwähnung dieses Buches schon das große Zähneknirschen. Die meisten haben es auch im Gefühl, dass das irgendwie nicht gut sein kann, das Baby weinen zu lassen. Stichwort hier auch Urvertrauen. Dennoch absolut verständlich, dass man in der Verzweifelung einer übernächtigten Mutter (oder als übernächtigtes Elternpaar) auch nach diesem Strohhalm greift und sich versucht schlau zu machen. Ich persönlich halte nichts von den Methoden, mir läuft es da auch eher kalt den Rücken bei hinunter.
Schreibabys
Da ich bei den oben genannten Wochenbettdramen schon überall wohl zu enthusiatsich den Arm gereckt habe, um das auch mitmachen zu dürfen, bin ich doch echt froh, dass dieser Kelch an uns vorüber gegangen ist. Denn Schreibabys schreien. Fast ständig, außer sie trinken oder schlafen. Und manche schreien auch beim Trinken zwischendurch.
Tipps: Hier bin ich keine Instanz. Klärt das ärztlich ab, dass es dem Baby körperlich an nichts fehlt. Nähe ist meist das Mittel der Wahl und… manchmal auch Nähe plus Oropax für die Eltern, weil auch auf dem Arm weiter geschrien wird und die Dämpfung die Nerven schont. Von allen möglichen Schwierigkeiten ist dies die größte. Deshalb hier um so dringender: holt euch schnell Hilfe. Hebamme, Kinderarzt, Osteopath – wen ihr kriegen könnt!
Manche Babys lassen sich einfach nur nicht ablegen, dann weinen sie. Wenn dem so ist, also mit Nähe geholfen werden kann, nun, dann habt das Baby bei euch. Es ist eigentlich ganz normal, dass es Körpernähe möchte. Das hatte es ja sein ganzes 40-wöchiges Pre-natal-Leben bisher. Tragen und Tragetücher helfen da enorm dann nicht an der Couch festzuwachsen oder eine Sehnenscheidenentzündung im Handgelenk zu bekommen. Macht eine Trageberatung, wenn ihr unsicher seid, mit welcher Trageart ihr glücklich werden könntet. Ich habe mir aber sagen lassen dass „echte“ Schreibabys auch mit diesen Methoden nicht zu beruhigen sind.
Mini-Merle in Mysol-Babytrage. Die hatten wir nach einer Trageberatung ausgesucht. Wir müssen aber noch etwas üben. Der Link bringt euch zur Website unserer Trageberatung Nesthäkchen hier in Dortmund. Wir hatten das Vergnügen mit Irina, die auch zu uns nach Hause kam. Sie war so eine Hilfe! Ohne sie hätten wir hier nun vermutlich zig Fehlkäufe rumliegen.
Babyblues / Wochenbettdepression
Muss nicht sein und ist auch eher selten, wenngleich emotionale Achterbahnfahrten durchaus die Regel sind. Allein schon vor Erschöpfung. Eine gute Hebamme wird euch immer fragen, wie es euch auch abseits von Körperlichkeiten geht. Seid ehrlich. Ein bisschen heulig zu sein und tageweise auch mal etwas mehr, ist völlig normal: Schlafentzug, Plazenta weg und damit rapide Hormonumstellung, Sorgen alles richtig zu machen, eigener Schmerz, Überforderung… und so weiter. Gründe gibt es im Wochenbett genug, um sich auch emotional richtig miserabel zu fühlen. Eine echte Wochenbettdepression bedarf aber einer besonderen (ärztlichen) Behandlung und da die Übergänge auch hier meist fließend sind, ist es wichtig sich selbst gut im Auge zu behalten.
Tipps: Thematisiert eure Gefühlswelt auch mit der Nachsorgehebamme und mit euren Vertrauten. Gerade die Hebamme hat schon viele Frauen in eurer Situation gesehen und kann gut einschätzen helfen, wie schlimm es ist. Schmerz – auch emotionaler – ist subjektiv, somit macht deutlich, wenn es euch schlecht geht, ihr euch aber nicht ernstgenommen fühlt. Die Tage erst habe ich einen Artikel auf mama-razzi.com gefunden, der sich mit Wochenbettdepressionenen und Startschwierigkeiten im Wochenbett allgemein befasst: Mami Talk: Babyblues / Wochenbettdepression.
Davon ab finde ich es wichtig zu erwähnen, dass es durchaus normal ist, wenn ihr euer Kind nicht 24/7 nur lieb habt, wenn es euch grad mit Erschöpfung in den Wahnsinn treibt. Auch muss man nicht mit noch geburtsnassem Baby auf der Brust sofort vor Liebe bersten. Freut euch, wenn ihr euch sofort verliebt, das ist wundervoll. Wenn nicht: Lernt euch kennen und verliebt euch dann. Ist vermutlich nicht grob anders als beim Verlieben in den Partner: Manchmal schlägt der Blitz der Liebe auf den ersten Blick ein, manchmal wird man erst Freunde und dann Liebende und Freundschaft braucht auch ein bisschen. In meinem persönlichen Fall mag ich sagen, dass ich einige Tage gebraucht habe, um von Faszination zu Verliebtheit zu kommen. Wie schon im Geburtsbericht gesagt: Es war alles sehr krass und ich war erst mal erleichtert, dass an mir und am Baby (noch) alles dran war.
Kein Anspruch auf Vollständigkeit
Denn was ich noch nicht mal kenne, kan ich auch kaum bis gar nicht googeln. Je nach Geburtsvorgang und persönlichen Gegebenheiten kann noch viel mehr im Wochenbett warten. Starkes Schwitzen, Inkontinenz, Ängste, Beziehungskrise … das fällt mir so noch ein. Aber sowohl was die Probleme, als auch die Tipps angeht, ist da noch Luft nach oben. Leider und Gott sei Dank.
Zwischen Glückseligkeit und Wahnsinn
Bisher habe ich keine Situation erlebt, die dermaßen ambivalent war, wie das Wochenbett. An sich ist es wie eine echt ungesunde Beziehung: Man kann nicht miteinander aber auch nicht ohne. Ablehnung und bedingungslose Aufopferung sind nicht nur nah, sondern zeitgleich. Erschöpfung und Dankbarkeit. Mitleid und totales Genervtsein. „Nimm du sie mir ab!“ und „Gib sie mir, ich weiß besser, was gut für sie ist!“ im selben Moment.
Tipps: Annehmen und loslassen. Ebenfalls eine Ambivalenz also. Denkt an das, was ich ganz oben schon schrieb: Es wird besser. Jeden Tag ein bisschen und wenn auch das nicht, dann zumindest im groben Schema von zwei Schritte vor und einer zurück. Und seien es noch so kleine Schritte. Entscheidet euch diese Schritte zu sehen und lasst zu, dass sie für einen Moment die Strapazen verdrängen. Das erste Lächeln ist für die meisten ein wirklicher Meilenstein. Bis dahin ist aber auch das Engelslächeln (Baby lächelt nicht bewusst, grinst aber) ein kleiner Trost.
Und da wären wir. In dem von nun an recht alltäglichen Wahnsinn. Bevor ich ende, mag ich noch mal betonen, was mir besonders wichtig ist:
Bevor ihr euch an Durchhalteparolen klammert, sucht Hilfe!
Hebamme, Stillberatung, Kinderarzt, Gynäkologe, Eltern, Partner, Freunde. Gerade beim Thema Schlaf und beim Clusterfeeding findet man online fast ausschließlich Durchhalteparolen. Hätte ich ausschließlich auf die gehört und hätte nicht die Profis gefragt, ich wäre jetzt vermutlich ein verheultes Wrack mit zerbissenen Nippeln und/oder würde nur noch Flaschennahrung geben, weil ich dann kapituliert hätte. Flaschennahrung ist genuso wenig der Teufel wie ein Kaiserschnitt. Ich verstehe die Bevorzugung von natürlicher Geburt und Vollstillen und hätte beides auch gern für mich gehabt. Was die Geburt betrifft, hat geklappt. Beim Stillen: leider nein, aber es ist ein kleines „Leider“ für mich. Ich für meinen Teil lebe bedeutend besser mit der Entscheidung die Dinge so zu sehen: Ich bin dankbar dafür in einer Zeit und an einem Ort zu leben, der mir diese Möglichkeiten bietet. Für alles rund um Schwangerschaft, Geburt und nun Wochenbett hat sich das als doppelt und dreifach gut für mich erwiesen, natürliche Wege zu bevorzugen und offen zu sein für schulmedizinische/künstliche Helferlein. Was man als künstlich empfindet, ist ja auch Ansichtssache und sehr dehnbar: Die Naht nach einem Dammriss oder -schnitt ist auch nicht natürlich, aber ebenfalls in meinen Augen sinnvoll. Ist eine Geburt nicht mehr natürlich, wenn Frau eine Flüssigkeitsinfusion bekommt? Das alles eher als Möglichkeiten und Graubereiche zu sehen, macht mich offener, flexibler und mich dadurch sehr viel gelassener, weil es mehr als einen Weg gibt.
Jetzt gucken wir, wie sich unsere Situation entwickelt und ich versuche das Vollstillen wieder zu bekommen, wenn sich die Umstände ändern. Sollte das nicht passieren, nun, dann ist das auch so. Ich fühle mich dadurch genauso wenig als Versagerin, wie ich mich mit einem Kaiserschnitt als Versagerin gefühlt hätte. Ich bin dankbar für die Hilfe. Aber mein Ziel ist es immer, ohne Hilfe etwas selbst zu können. So auch hier.
In diesem Sinne: Ich hätte all das gern gewusst, bevor ich selbst im Wochenbett gelandet bin. Die härteste Wand, vor die ich gelaufen bin, war nämlich nicht die des Schlafentzugs oder der Schmerzen, es war die des völligen Überfordertseins, weil ich nicht wusste, dass das so sein könnte und zwar nicht nur als diffuser Vielleicht-vielleicht-Konjunktiv, sondern mit einer nicht unerheblich hohen Wahrscheinlichkeit. Nicht zu wissen, dass mein Erleben völlig normal ist, hat mich und auch Benedict enorm gefordert, fühlte sich doch alles falsch und schrecklich an. Was es ein Stück weit auch war, aber es wurde so um so mehr dadurch, wie wir für uns die Situation bewertet haben: eben als Ausnahmezustand, als erschreckend und „das kann doch nicht normal sein“. Doch, kann es. Annehmen und loslassen. Und um Hilfe fragen.
Und Zack ist Merle einen Monat alt. Genau heute. Damit auf den letzten Monat zurückzuschauen, fand ich ganz passend. Die kleine Hunderassel habe ich von @little_hearts1 bekommen, die sie nach unserem Hurleywolf als Vorlage gehäkelt hat. Tatsächlich ist das momentan Merles liebstes Spielzeug. Also das liebste Ding, das sie anguckt. „Richtig“ spielen kann sie ja noch nicht.
Oft wird es auch laut meiner Hebamme nicht leichter, sondern einfach nur anders.
Ich bin etwas mehr im Fitnesssprech unterwegs und sage:
Es wird nicht leichter, aber ihr werdet besser.
Das gilt für Eltern und Baby. Einen Monat nach der Geburt kann ich das für mich und auf jeden Fall sagen: Wir sind so viel besser geworden. Und seit ein paar Tagen wird es auch richtig schön und ähnelt dem, was ich mir in meiner Blauäugigkeit noch vor wenigen Monaten vorgestellt hatte. Das Wochenbett ist noch nicht vorbei. Wir sind also gespannt, was uns noch erwartet, sind aber endlich angekommen und fühlen uns den Aufgaben nun gewachsen. Ich hoffe, mit diesem Text dazu beizutragen, dass auch andere Mütter sich etwas schneller finden und nicht so schockiert sind, wenn die neue Situation über sie hereinbricht. Denn neben all dem anderen ist es eben auch trotzdem sehr schön.
Über Ernährung, Fitness und ein Pfund Lifestyle rund um Produktivität und Positivität habe ich mich ja schon mehr als einmal ausgelassen. Heute geht es an die Grundlage all dessen: Wie bekomme ich das eigentlich hin, das alles zu wollen, zu tun und mich dabei gut und nicht unter Druck gesetzt zu fühlen?
Das ist so ein Artikel, von dem ich längst nicht gedacht hätte, dass ich ihn mal schreibe. Mindset. Mir ist dieser Begriff in verschiedenem Kontext immer wieder begegnet: Einstellung, Achtsamkeit, Meditation, Haltung, Positivität, Affirmation, Visualisierungen, Dankbarkeit, Disziplin, Dedication, Commitement… Das waren die Begleitbegrifflichkeiten. Meist kam das Thema an mich heran durch Fitnessrecherchen und auch über meine Liebe zum Minimalismus.
Und nun bin ich doch da. Und mag mit euch teilen, denn offenbar bin ich so nah zu diesem Kern vorgedrungen, dass ich es so soweit ausstrahle, dass ihr mich danach fragt, wie ich das mache. Was für mich ein enormer Ritterschlag ist. Tausend Dank dafür!
Was wirklich zählt, ist das Innere
Das Innere, das seid ihr, das Selbst, das ist was euch wirklich ausmacht. Es ist die Kraft und Macht eurer Gedanken, die letztlich bestimmt, wie ihr euch selbst und eure Umwelt wahrnehmt und wie ihr auf sie reagiert.
Bei solchen Sätzen war ich lange Zeit total raus. Ist ja toll, hab ich gedacht, und was, wenn mein Inneres aber ein Zweifler ist und irgendwie da drin alles so vollgestopft ist und ein bisschen oder auch ein bisschen mehr durcheinander und unsortiert und ab und an auch dunkel, zynisch und vielleicht sogar agressiv oder deprimiert? Klar, da sind auch andere, schöne Seiten in mir, aber wie soll denn meine Kreativität, mein Intellekt, mein „Und es ist mir nicht egal!“, wie soll das denn die andere Teile kompensieren? Muss ich die kompensieren? Das bin doch auch ich? Ruht ihr mal alle schön in euch selbst, Menschen sind unterschiedlich und ich bin so eben nicht!
Und da bin ich dann gestolpert. Denn das kollidierte mit einer meiner grundsätzlichsten Säulen meines Selbst- und Weltverständnisses: Es ist eben nicht einfach so! Und so hab ich ein Auge auf das Thema behalten. Ein skeptisches.
Ich funktioniere von außen nach innen
Was mich wohl lange sehr irritiert hat, war, dass egal wo ich geschaut habe, ständig propagiert wurde, dass man ja zu sich selbst finden muss, an sich glauben, die eigenen Gedanken in positive Bahnen lenken und so weiter, um dann seine Umwelt zu verändern und damit wiederum auch sich selbst.
„Erst mal musst du dich selbst lieben und akzeptieren!“
„Minimalismus geht nicht darum weniger Dinge zu besitzen, sondern darum im Kopf Ordnung zu schaffen.“
„Wenn ihr Sport macht, dann ändert sich vor allem eure Einstellung, die körperlichen Veränderungen erkennt ihr dann als zweitranging!“
„Wether you believe you can or you can’t you are right!“
Und ich dachte mir nur: Aha. Was ich alles muss. Und vielleicht kann ich eben manchmal einfach nicht? Ich räume jetzt erst mal auf, mich nervt der Krempel. Und ja doch, ich mache Sport aus Eitelkeit! So!
Der Witz ist, dass ich jetzt verstehe, was mit den Aussagen oben wirklich gemeint war und ist. Aber ich funktioniere eben von außen nach innen. Das hatte ich vorher schon beobachtet und war deshalb auch nicht so arg genervt von den Ansprüchen, die bei diesen Sätzen ja mitschwingen und sich für mich gerde zu Anfang anfühlten wie Extradruck und kein Stück wie eine helfende Hand. Denn erst mal fühlte ich mich eher ungenügend. Als würde ich das alles aus niederen Beweggründen machen und wäre damit kein echter Minimalist, nur ein oberflächliches Fitnessmädel und ziemlich weit weg davon ich selbst zu sein. Ich war offenbar einfach nicht toll genug, so innerlich, um diese Sätze aus tiefstem inneren Einverständnis zu sagen und damit mein Leben auf die Reihe zu kriegen.
Ich finde es bewundernswert und vor allem aus meiner Warte heraus auch unglaublich erstaunlich, dass es Menschen gibt, die so bei sich sind, die den Kern der Sätze sofort begreifen, weil es sowieso schon Teil ihrer Selbst ist und sie das nur noch mal schön formuliert lesen mussten. Die daraus dann ableiten können: „Oh, wenn ich auch mit meinem Körper und meiner Umwelt den Frieden schließen mag, den ich mit mir habe, dann sind zum Beispiel gesunde Ernährung, Fitness und Ordnung eine prima Sache!“ So bei sich selbst zu sein, auch wenn der Körper bockt, es um einen herum aussieht wie nach einer Hausparty von vor einer Woche, die keiner aufgeräumt hat… Respekt. Mittlerweile traue ich mir diese Fähigkeit auch zu. Aber als ich angefangen habe mich mit der Thematik zu beschäftigen, konnte ich darüber nur einmal etwas schrill lachen. „Jaja.“ Jaja heißt… na ihr wisst schon.
Somit bin ich erst seit einiger Zeit dabei mich um meinen Kern zu kümmern und auch den aufzuräumen. Nach den großen Entrümplungsaktionen kann ich auch meine inneren Themen ausmisten. Erst, da ich meinen Körper fit gemacht hatte und habe ausheilen lassen, erst dann konnte ich schauen, was in mir drin noch gestärkt, teilweise auch ausgeheilt werden wollte. Und das Tolle dabei, sind die Rückkopplungen, die sich dadurch ergeben.
Unterbewusst und bewusst
Der Witz dabei ist, dass es auch so vermeintlich von außen nach innen dennoch ein von innen nach außen ist. Denn dass ich mich überhaupt um die Äußerlichkeiten gekümmert habe, setzt voraus, dass ich mich innerlich so gern hatte, dass ich es mir wert war meine äußere Umwelt so anzupassen, dass mein Inneres davon profitierte. Ich bin es mir wert, dass ich mich um meine Gesundheit kümmere und ja, ich habe ein schönes Zuhause verdient, das mir Ruhe und Geborgenheit spendet und das mich optisch erfreut. Ich habe es verdient in einer Welt zu leben, die morgen besser ist als heute oder gar gestern. Wir sind hier also bei der Basisressource, dem Selbstwert. In diesem Artikel bin ich darauf schon mal eingegangen.
Und wie bin ich da hin gekommen?
Egal also ob ihr von außen nach innen oder von innen nach außen funktioniert: Wichtig ist vor allem, dass ihr entscheidet etwas zu tun. An einem Punkt anzusetzen, der für euch passt, in dem ihr euch Zuhause fühlt, dort aktiv zu werden. Wenn es erst mal der optische Anreiz beim Sport ist, ist das auch okay, nur bleibt offen dafür dabei zu erleben wie genial es ist, stärker zu werden und stolz auf die eigenen Disziplin zu sein. Wenn es für euch ist, erst mal auszumisten und eure Wohnung oder Zimmer schön zu machen ist, tut das.
Letztlich läuft es immer auf dasselbe hinaus: seid offen, lernt, nehmt an und setzt um. Das ist nichts von heute auf morgen, aber es gibt Tage oder gar Momente, die tiefer einrasten als andere. Euer Verstand ist euer mächtigstes Werkzeug und eure größte Ressource. Setzt diese Kraft ein. Wir alle tun das ständig, es nennt sich „das Leben“. Was aber bei Mindset gemeint ist, ist das bewusste Arbeiten mit diesem Werkzeug. Gedanken werde Worte, werden Taten, werden Gewohnheiten und damit zu euch selbst. Mindset ist ein bewusster Prozess und ja, wie alles, was man erst mal bewusst beginnt, kostet es am Anfang mehr Kraft, als wenn die ersten Routinen entstanden sind.
Ich erschaffe das Selbst und das Leben, das ich sein und das ich führen will, durch meine täglichen Entscheidungen und Routinen
Das ist eine meiner Basisaffirmation. Ich liebe sie, denn sie macht mich handlungsfähig, selbst wenn etwas festgefahren erscheint, sie schaut voraus und verlangt nichts weiter von mir, als mich zu entscheiden, was ich als Routine etablieren will. Vom Entscheiden und Routinenerschaffen kann ich aktuell ein Lied singen, ist mit Baby doch alles neu und muss seinen Platz finden. Aber gerade in so einer Ausnahmesituation bewahrheitet sich dieser Satz um so eindrücklicher. Denn was ich in Routinen untergebracht habe, muss ich mir im Mindset nicht mehr mühsam erkämpfen. Deshalb wird es leichter nachts für das Baby aufzustehen. Es wird wie Zähneputzen. Nur… müder. Das schon.
Fest daran zu glauben, dass ich aber immer die Wahl habe im Kleinen wie auch im ganz Großen (Man ist immer nur eine Entscheidung von einem völlig anderen Leben entfernt.) und ich dadurch meinen Weg bestimme, hat mich emotional sehr stabil gehalten. Denn also ich habe schon daran gedacht, einfach mal wegzugehen. Ohne Baby. Wenn es furchtbar war. Es dann nicht zu tun ist eine Entscheidung. Und die macht viel aus. Sie ist selbstverständlich (ist es für die meisten, denn dieser gesunder Kopf ist glücklicherweise bein den meisten fest verankert) und doch unselbstverständlich (denn man gibt sich auf für einen wirklich harten Alltag).
Deutsche Sprache, schwere Sprache
Und das meine ich nicht als Fremdsprache, sondern im übertragenen Sinn. Viele Worte an sich transportieren bei uns eine gewisse Negativität.
Hässlich: etwas ist hassbar.
Aufgabe: um etwas zu tun, muss man etwas aufgeben, vermutlich sogar sich selbst.
Etwas erledigen: erledigen wird auch Synonym verwendet für etwas töten.
Davon ab hat der Deutsche eine recht etablierte Beschwerdekultur. Wenn gefragt wird, wie es uns geht: „Ja, muss ja!“ Es wird „gern“ geklagt. Probleme werden gewälzt, die Schlechtigkeit der Menschheit diskutiert und ganz viel „Nee, nee, nee! So viel Sand und keine Förmchen!“
Mir fällt das besonders auf, weil ich aus einer Familie komme, in der leidenschaftlich gern über das Übel in der Welt geredet wird. Positiv daran ist, dass ich dadurch zu einem kritisch hinterfragenden Menschen geworden bin. Die Kehrseite ist, dass ich lange Jahre sehr darauf getrimmt wurde das Schlechte zu sehen. Ich merke das jetzt besonders, da ich mich nun seit einigen Jahren mit Positivität auseinander setze und an dem Punkt angekommen bin, an dem ich selbst von mir sicher sagen kann: Ich bin Optimist mit einer großen Portion Realismus. Früher wäre ich eher Pessimist mit Realismus aus Ausgleich gewesen. Ich bin lösungsorientiert. Wenn ich nun mit Menschen rede, die problemorientiert sind, also klagen um des Klagens Willen, dann merke ich förmlich, wie mir das Energie abzieht.
Bevor ich mich hier total in diesem sehr breiten Thema verliere:
Einfache Tipps für jeden Tag für ein glücklicheres, gesünderes und dabei fast automatisch produktiveres Mindset
Inspirational Quotes. Ihr findet sie überall mittlerweile! Pinterst, Instagram, eigene Websites, in Kalendern, auf Postkarten, Postern… wie ihr wollt. Kennt ihr noch die Geschenkebüchlein und Postkarten in den Buchhandlungen mit Zitaten von Antoine de Saint Exupéry wie „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar!“ Das waren wohl die Anfänge, sowas habe ich als Teenager öfter geschenkt bekommen oder auch selbst verschenkt. Konfuzius war auch immer sehr begehrt oder Gandhi. Ihre Sinnsprüche gelten immer noch. Für so jeden Tag heute empfehle ich aber andere. Mehr auf den Punkt. Klartext. Je einfacher die Aussage, desto besser, um euch einzustimmen. „You can!“ ist vielleicht der Bekannteste oder aktuell auch „You are enough“. Im Englischen sind die Quotes verbreiteter als im Deutschen. Dennoch ist „Du musst dein Ändern Leben“ einer meiner persönlichen Lieblinge.
Ich schätze sehr den Feed vom 5-Minute-Journal (Zitate, die mehr auf Ganzheitlichkeit und das Leben an sich abzielen), vom Productivity Planner (selbsterklärend stärker im Produktivitätskontext, so zum Arsch hochkriegen), Kayla Itsines hat tatsächlich auch oft eine schöne Auswahl bei sich im Feed, sehr oft von der Seite Thegoodquote. Ich meine hier nicht Seiten Wie Schwarzer.Kaffee, Twitterperlen oder Visual Statements. Die haben zwar auch schöne Inspirational Quotes und Denkanstöße, aber zwischendurch bzw. hauptsächlich ist es eher zynisch bis passiv agressiv humorig. Kann ich meist gut drüber lachen, aber das ist nicht das, was ich hier mit Mindset meine und geht sogar sehr oft in die gegensätzliche Richtung, weil da viel „Ich bin halt so! (morgenmuffelig, tollpatschig, undiszipliniert) propagiert wird.
Affirmationen. Sucht euch einen schönen Inspirational Quote aus und formuliert ihn um. Nicht „You can!“ sondern „I can.“ Anhand meines Lieblingsspruchs könnt ihr auch schön eine Art Affirmationsevolution sehen: „Du musst dein Ändern leben“ -> „Ich muss mein Ändern leben!“ (selbstbezogen) -> „Ich will mein Ändern leben!“ (wollen ist besser als müssen, Freiwilligkeit statt Zwang, Entscheidungsfreiheit), „Ich lebe mein Ändern!“ (der Vorsatz wird aus der Zukunft ins Jetzt geholt und steht fest) -> „Ich ändere mein Leben!“ (Klartext, das Augenzwinkern des Originalspruchs habt ihr ja schon verinnerlicht) -> „Ich ändere mein Leben durch…“ (Plan zur Aktion. Hier füllt ihr ein, was ihr herausgefunden habt, was eben genau dafür nötig ist).
Affirmationen könnt ihr euch selbst überlegen, je nach dem, was ihr gerade braucht. Oder ihr baut sie eben aus Inspirational Quotes. Die Seite des Miracle Mornings bietet eine schöne Liste mit Affirmationsvorschlägen sogar situationsbezogen.
Typisch für Affirmationen ist, dass sie euch um so schwerer fallen auszusprechen, je weniger ihr euch selbst glaubt, weil ihr das, was ihr da sagt nicht als Ist-Zustand empfindet, sondern als Wunschdenken. Sagt, schreibt oder denkt es trotzdem. Es wird ein Teil von euch.
WOOP. Wish, Objectivation, Obstacle, Plan. Dieses Prinzip aus „Die Psychologie des Gelinges“ hatte ich hier schon vorgestellt. Also Wunsch, dann Realitätsabgleich, ein Blick auf die Hindernisse, die euch vom Erreichen des Wunsches trennen könnten und dann noch ein Plan, wie ihr gedenkt mit den Hindernissen umzugehen. Zusammen mit den Affirmationen ist aus diesem Ansatz mein aktueller Leitspruch entstande, meine wirklich tägliche Affirmation, ich annte sie bereits:
„Ich erschaffe das Selbst und das Leben, das ich sein und das ich führen will, durch meine täglichen Entscheidungen und Routinen.“
Mit diesen Worten decke ich alles ab, was mir wichtig ist. Von Selbstwert bis knallharter Produktivität.
Dankbarkeit. Egal ob innerlich für euch, aufgeschrieben oder ausgesprochen: Dankbarkeit ist wie ein inneres Lächeln. Es ist eine Wertschätzung und genau da wollt ihr ja hin: Zum Selbstwert. Ohne Selbstwert fällt alles schwer. Den meisten Menschen mit geringem Selbstwert fällt es leichter für etwas dankbar zu sein, was nicht sie selbst sind, wer aber solche Dankbarkeiten übt, streichelt damit auch das sehr angeschlagene Innenleben. Ich finde solche Sprüche bezüglich „Jeder hat in jeder Situation etwas, wofür er dankbar sein kann und wenn es nur ist am Leben zu sein!“ wenig hilfreich. Denn wer wirklich am Boden ist, durch welche Umstände auch immer, der ist für diesen Fakt vielleicht gar nicht dankbar. Wenn ihr hier lest, dann denke ich aber, habt ihr Dinge im Leben, für die ihr dankbar seid. Oder Menschen. Meine Top 5 in meinen Dankbarkeiten sind alles Menschen bzw. das, was diese Menschen tun. Siehe auch weiter unten, Inspirational Humans.
Positivität. Ich bin kein Freund von positivity only, das werde ich nicht müde zu erwähnen. Denn von Blauäugigkeit hat auch keiner was und vom Glauben an das Gute allein wird man auch nicht aktiv. Dennoch ist Positivität ein Grundwerkzeug für ein gesundes Mindset. Glaubt daran, dass es gut sein kann. Dann kann es viel leichter gut werden. Lernt vor allem im Umgang mit anderen Positivität zu nutzen. Wenn etwas eben einfach nicht (nur) positiv ist, lernt Feedbacktechniken (Sandwhichtechnik zum Beispiel: erst was Gutes, dann konstruktive Kritik, dann wieder abschließen mit etwas Gutem). Wie gut euch und eurer Umgebung das tut, werdet ihr schnell merken. Behandelt andere wie ihr selbst behandelt werden wollt. Was nicht heißt, dass ihr garstig zu anderen sein sollt, wenn ihr euch selbst grad grässlich findet.
Journaling. Affirmationen aussprechen ist sehr effektiv. Dankbarkeiten aussprechen ebenfalls. WOOP mit anderen kommunizieren macht es noch effektiver. Aber alles kann sich gerade am Anfang echt… merkwürdig anfühlen. Vor allem die Affirmationen. Auch deshalb ist ein Journal dabei sehr hilfreich, in dem ihr eure Affirmationen, Zitate und Dankbarkeiten sammeln könnt, genauso wie eure Pläne und Ideen. Ich persönlich schätze mein Bullet Journal sehr (dazu mal etwas gesondert), auch wenn ich es nicht täglich nutze. Aussprechen ist noch effektiver für mich. Darin übe ich mich derzeit.
Lächeln. Ernsthaft jetzt? Ja. Gibt genug Leute und wohl auch Studien, die bezeugen, propagieren und wohl auch bestätigen, dass es hilft, zu lächeln. Kein Fake-Lächeln, kein Keep-Smiling. Aber schenkt jemandem ein Lächeln und erfreut euch an der Reaktion. Und zwar wirklich, zuerst euch selbst. Morgens einmal im Spiegel, so wohl meinend, wie ihr könnt und wenn der Tag doof ist, dann eben albern, dann müsst ihr vielleicht echt lächeln. Wenn ich beim Sport an meine Grenzen komme, versuche ich meine Anstrengungsgrimasse einmal kurz zu einem Lächeln zu formen. Es ist, wie es mit sich selbst gut meinen. Eckhardt von Hirschhausen sagt in seinem Buch „Das Glück kommt selten allein“ als eine der besten Morgenroutinen: „Lächle, dann hast du’s hinter dir!“ Oder einer meiner Lieblinge zum Thema, leider weiß ich nicht von wem: „Smile. You can’t kill them all.“
Inspirational Humans. Oder: Idole, Vorbilder und Helden. Wisst ihr noch, wie toll es als Kinder war, beim Spielen in die Rolle der Helden zu schlüpfen? Und wieviel stärker man sich plötzlich gefühlt hat? Das funktioniert als Erwachsene auch und macht ab und zu auch einfach Spaß. Sich vorzustellen, man wäre jemand anderes und man nimmt fast automatisch etwas der Körperhaltung und Mimik ein. Oder sich mit solchen Menschen zu umgeben, denn sie färben ab, man kann es spüren. Das geht stark in die Richtung:
You become like the five people you spend the most time with.
Ich habe 4 feststehende reale Personen, die ich liebe und mich inspireren. Platz 5 wird von mehreren Menschen geteilt. Und viele davon sind nur digital in meinem Leben. Hier sind meine momentanen virtuellen Lieblingsmenschen: Mimi und Alex Ikonn, Sadia von Pick up Limes. Außerdem zählen dazu auch die Autoren der Bücher, die ich zum Thema Selfdevelopement lese, denn auch sie prägen mich. Deswegen suche ich mir da sehr bewusst aus, was ich lese.
Meditation. Für Fortgeschrittene. Deswegen halte ich es hier mal kurz, denn es gehört nicht zu den einfachen Tipps, sondern zu etwas, was dann gern anschließen kann, wenn ihr euch mit dem Thema wohler fühlt. DANN ist Meditation toll. Meine Erfahrung ist eher, dass die meisten Menschen innerlich oder tatsächlich mit den Augen rollen, wenn sie mal wieder diesen Rat aufgetischt bekommen. Gleich nach „Stress dich weniger.“ und „Du musst auf dich aufpassen.“
One step at a time. Es ehrt mich, dass ihr mich nach so einem Artikel fragt, wirklich. Das zeigt mir, wie weit ich gekommen bin. Da ich ja 24 Stunden am Tag mit mir verbringe, fallen mir Veränderungen wohl bedeutend weniger auf als meinem Umfeld. Aber ich bin weder über Nacht so geworden, noch bin ich jetzt der perfekt in sich ruhende Buddha, der nie etwas schlechtes denkt oder auch mal sagt und – Gott bewahre – vielleicht auch mal tut. Aber ich bin ein bedeutend besserer Mensch als noch vor ein paar Jahren. Und auch da fand ich mich schon nicht wirklich schlecht. Erwartet also nicht zu viel euch. Seid wohlwollend mit euch. Die Arbeit am Mindest ist wie sich selbst zu erziehen. Liebevoll, mit Konsequenz, aber nicht dogmatisch und schon gar nicht mit Bestrafung, wenn etwas nicht klappt, wie erwartet.
Es gibt sicherlich noch mehr Techniken und Tipps, aber das sind die für mich wichtigsten. Ich hoffe, ihr konntet darunter etwas für euch finden. Und natürlich bin ich gespannt, wenn ihr noch etwas ganz anderes habt, was für euch funktioniert! Hinterlasst es mir sehr gern in den Kommentaren!
Ich mag schließen mit dem Leitspruch aus dem 5-Minute-Journal, dem Claim von Creative Change, dem Business von Alex und Mimi Ikonn sowie UJ Ramdas, die das Journal und andere Produkte erschaffen haben und vertreiben:
To lifelong dreamers and creators. You change the world every day.
Träumt und erschafft. Euch selbst und die Welt. Und als ersten Schritt für heute: sagt doch mal jemandem Danke für etwas, wofür ihr euch schon länger nicht bedankt habt und schaut wie der jenige sich freut.
Alles eine Frage der Prioritäten. Das hätte auch die Überschrift für diesen Monat sein können. Was passiert also mit der Langhaarmähne, wenn plötzlich ein Baby da ist?
Ungekämmt nach einem Spaziergang
Zuallererst mal: Die Haare sind nebensächlich und sie müssen aus dem Weg. Babys Greifreflex ist ziemlich stark und das ziept nicht nur bei mir, das ist auch ziemlich lästig, die einzelne lange Haare aus den Fäustchen zu bekommen, ohne dass es schneidet. Also: Dutt oder Zopf.
Meine Go-To-Frisur…
…ist tatsächlich ein schnöder dreisträngier Zopf. Haarschonend ist der leider eher nicht. Er reibt sich tagsüber ziemlich auf und nachts um so mehr. Warum ich ihn trotzdem bevorzuge? Er geht schnell, man kann bequem mit ihm sitzen und liegen. Ich muss nichts neu frisieren oder öffnen, wenn ich ins Bett gehe, tief im Nacken sitzende Frisuren kaschieren bei mir am besten nicht mehr frisch gewaschene Haare und ich kann Öl oder vielleicht sogar ein anderes Leave-in hinein schmieren, ohne dass es auffällt, um damit dem größten Schaden ein bisschen vorzubeugen.
Gibt schmeichelhaftere Frisuren für mich, aber hey: Also ich kann sehr gut sehen, dass die Schwangerschaft mein Zopfvolumen gut aufgefüttert hat.
Tatsächlich waren alle Dutts im letzten Monat raus bis auf solche mit Krebsklammern (die ich ja so richtig hässlich finde…). Meine Haare sind weich und glatt, Stabfrisuren sind schon immer eher etwas gewesen, was ich alle paar Stunden nachfrisieren musste. Damit waren alle Stäbe raus und tatsächlich auch alle Forken und sogar Ficcare hielt nicht. Mein Anspruch war aber eine Frisur, zu tragen die den ganzen Tag hielt, und wollte ich meinen üblichen Haarschmuck tragen, hätte ich mit Screws oder doch zumindest einigen Pins verstärken müssen, wozu ich mir keine Zeit nehmen mochte. Aber schauen wir dann im November mal zurück auf den Oktober, ich spoiler schon mal ein bisschen: ich habe mir wieder ein paar Minuten Haarzeit zurückgeholt. Erkenntnis also auch: Mit dem ganze Stillen und Wickeln hebt man das Baby dermaßen oft, dreht sich, wendet sich, lehnt sich an, rückt sich zurecht, dass Frisuren eine sehr geringe Haltbarkeit bekommen. Vergleichbar für mich mit einem Tag draußen bei starkem Wind.
Haarverlust und Haarzustand
Durch besagte Frisur und wenig Zeit für Kuren tatsächlich etwas aufgerauter, trockener und bestimmt auch splissiger. Wenn ich nach Spliss suchen würde. Die Haare fetten wieder genauso schnell, wenn nicht etwas schneller als vor der Schwangerschaft, sodass ich wirklich alle 2 Tage waschen muss. Ich habe 2x auf 3 Tage gezogen und das war geradezu triefend. Bah. So viel Zeit muss sein und ich bin froh, dass Benedict sie mir verschafft. Ich war im September noch lädiert genug von der Geburt. Mich dazu noch ungewaschen zu fühlen war nicht diskutabel.
Die Flusen sind hier kaum sichtbar, schwer zu fotografieren irgendwie. Diese Menge ist für mich etwas mehr als normal, aber weit weg von dem, was ich als Haarausfall empfinden würde.
Ich verliere wie letzten Monat schon beschrieben mehr Haare als in der Schwangerschaft und auch etwas mehr als für mich normal unschwanger. Allerdings sieht das Knäul im Tangle Teezer immer etwas größer aus, als es eigentlich wäre, würde man nur Haare betrachten, da ich immer noch tonnenweise Staub und Kniest mit ausbürste. Ich vermute vor allem Kopfkissenflusen vom nächtlich Stillen, was mir teilweise echte Filznester am Oberkopf beschert hat. Den Haarverlust jetzt schiebe ich noch vor allem auf den Stress durch Geburt und die ersten Wochen Wochenbett. Letzteres hat sich deutlich entspannt, sodass ich das nicht mehr als Faktor für weiteren Verlust sehen würde, aber Haarausfall wirkt ja immer etwas nach. Mit knapp 6 Wochen post partum bin ich jetzt auch noch nicht in dem Bereich, der für post partalen Haarausfall anfällig wäre, der kommt dann gen November. Mein Gefühl sagt mir, dass ich keinen großen Haarausfall zu befürchten habe. Aber das ist Kaffeesatzleserei. Das muss ich abwarten. Stimmung auf jeden Fall optimistisch.
Daten für Oktober
Gemessen habe ich natürlich auch. Somit habe ich nun 85cm an Länge erreicht und leicht überschritten, aber belassen wir es bei der 85. Schöne Zahl und die Länge gefällt mir auch sehr gut. Das sind nur etwas über 5mm Wachstum im letzten Monat, aber ich habe überpünktlich gemessen und meine Schnittkante fängt nun wirklich an ungleichmäßig zu werden (letzter großer Schnitt im Januar plus Mikrotrimm Ende Mai von nur 5mm), von daher passt das. Der Zopfumfang ist im Vergleich zum Vormonat um 1mm auf 6,7cm gefallen, was noch im Bereich von Messungenauigkeiten wäre. Also schauen wir mal, was der November bezüglich des Zopfumfangs dann bringt.
Schneidegedanken?
Aktuell nicht. Ich habe keine Lust auf den Aufwand, ich mag abwarten, ob ich bald noch mehr Haare verliere oder nicht, mir gefällt die Länge, ich finde meine Haare nach wie vor sehr gut offen tragbar und naja, ich trage ja sowieso fast nur Engländer im Moment (außer bei Kinderwagenspaziergängen, da trage ich ab und an offen) und wenn den nicht mehr, dann wird wohl weggeflochten. Also: Haare bleiben dran.
Babyhaar
Merles zweites Haarfoto. Wo ist der Herzchenemoji? Hach. Leider unscharf, aber damit leben wir jetzt. Fotos sind vom Monatswechsel, gesichtet habe ich sie aber gestern erst, jetzt noch mal zu knipsen würde schon verfälschen, was Länge, Dichte und Farbe angeht. Ihre Haare wachsen gut, allmählich entstehen erste blickdichte Bereiche und der Haaransatz an der Stirn bekam im September langsam Kontur. Ihr Haar ist super weich und seidig, glänzend und hat einen warmen Mittelblondton, der typisch für diese Mitteltöne in nass sehr, sehr dunkel aussieht, deutlich braun. Aber man kann es auf dem Foto schon erahnen: die Haare wachsen immer heller nach. Könnte auf diese dunkle Dip-dye-Optik hinauslaufen, von der mir viele erzählt haben, die mir bis vor kurzem aber unbekannt war: Manche Babys kommen mit dunklem Haar zur Welt, verlieren es nicht, sondern schieben helleres Haar nach, was dann aussieht wie dunkel gefärbte Spitzen.
Davon ab sind die Wimpern jetzt länger und pigmentierter. Die waren ganz am Anfang fast durchsichtig. Auch ihre Augenbrauen werden langsam sichtbar. Die sind zwar noch flaumfarben, aber allmählich länger. Bin gespannt. Ich hatte als Baby auch fast durchsichtige Augenbrauen und Wimpern und bin ja dann final bei einem dunklen Braun gelandet. Benedict ist sowohl was die Wimpern, als auch die Augenbrauen angeht so blond wenn nicht blonder als sein Haupthaar. Nur der Bart ist dunkel.
Prognose also für Merle aktuell immer noch: Eine Naturblondine im helleren mittleren Bereich, warmer Farbeinschlag. Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, dass mich das nicht sehr freuen würde. Ich mag warmes Blond sehr. Auch wenn es natürlich vollkommen egal ist. Ihr versteht schon.
Klingt das jetzt versaut? Ich glaub, ich bin grad pubertär… So oder so: Benedict liebt dieses Rezept, ich werde zur Nachproduktion angehalten bzw. zur Not macht er sie sich eben selbst. Oweia. Nun ist es ganz vorbei.
Ich wollte doch nur mal wieder ein Rezept mit euch teilen, wie ist das denn jetzt hier passiert? Nun denn. Da wären wir. In diversen Schwangerschaftsposts habe ich meine Liebe zu Energiebällchen besungen, weil sie einfach prima für die Vorratshaltung funktionieren und dabei eine echte Alternative zu konventionellen Süßigkeiten darstellen. Diese hier sind wie gesagt Benedicts Lieblinge. Und Luise und Cordula haben auch schon bekudnet, dass sie sich daran wälzen könnte. Mir sind sie etwas zu stückig, Benedict und Luise finden sie gerade dadurch genial. Dass wir da noch extra Eiweißpulver reingehauen haben, das geht auch auf Benedict. Der Herr macht Sport, dass ich vor Neid erblasse. Ist also optional, die gehen auch ganz wunderbar ohne und sind dann immer noch gut mit Eiweiß bestückt (und mit Fett und Kohlenhydraten, kalorienreduiziert findet ihr hier bei mir ja eher weniger).
Stillkugeln
Oder auch Lactationballs. Sowas muss ja immer einen Namen haben… Und tatsächlich habe ich diversen Energiebällchen schon so betitelt gefunden. Ich bleibe bei Energiebällchen. Aber ja, die machen sich ganz hervorragend auf dem Beistelltisch neben Spucktuch und Stilleinlage und einem Glas Wasser.
Zutaten
2 Hände voll Kakaobutter
3 gehäufte EL Erdnussbutter (ungezuckert)
200g Erdnüsse
100g zarte Haferflocken
200g Datteln
100g dunkle Schokolade, gehackt
etwas Vanille
eine Prise Salz oder auch zwei
optional 30g (ca. 3 gehäufte EL) Eiweißpulver der Wahl
Alternativ könnt ihr die Erdnüsse und die Erdnussbutter durch Cashwekerne und Cashewmus gut ersetzen. Das ist zwar dann nicht mehr ganz so snickersartig im Geschmack, aber Erdnüsse waren bei uns z.B. beim Stillen nicht so glücklich. Austesten. Wenn ihr sie vertragt: ab dafür! Geilste Kombination!
Zubereitung
Kakaobutter und Ernussbutter überm Wasserbad schmelzen, währenddessen die Erdnüsse und die Schokolade hacken. Beides geht am besten mit einem Messer. Im Mixer bekomme ich zumindest sonst eher eine Breiphase und eine Klumpphase, in der noch fast nichts zerkleinert ist. Datteln ebenfalls mit dem großen Küchenmesser schön kleinschneiden. Wenn es Softdatteln oder Medjooldatteln sind, dann auch breiig zerquetschen. Ich bevorzuge auch hier das Messer und zwar deshalb weil Datteln aus dem Mixer wieder rauszureinigen länger dauert als das Kleinschneiden mit dem Messer und anschließende Brett- und Messerschrubben.
Die Haferflocken gebe ich gern ganz kurz in den Mixer, damit sie etwas kleiner werden. Benedict mag sie lieber ganz. Generell macht er bei diesem Rezept gröbere Stücke, ich versuche homogener zu arbeiten. Individuelle Konsistenzvorlieben. Ich verschmähe die groben Bällchen eiskalt, solange ich noch Alternativen da habe. Umgekehrt ist er genauso mit meinen Alternativen.
Ihr verrührt erst die trockenen Zutaten und gebt dann die geschmolzene Kakao- und Erdnussbutter dazu. Alles vermengen, am besten mit übergezogenen Einmalhandschuhen durchkneten. Nun könnt ihr Bällchen formen, oder – falls der Teig etwas arg klebt – kurz warten und ihn in den Kühlschrank stellen (nicht zu lang), dann härtet das Fett etwas aus und der Teig wird weniger pastig, mehr mürbeteigartig und damit besser formbar.
Wenn ihr mögt, mischt ihr nun Proteinpulver unter. Dadurch wird der Teig natürlich trockener. Gebt eventuell vorsichtig (!) Wasser hinzu, bis die Konsistenz wieder geht. Esslöffelweise und immer wieder einkneten. Ist es doch zu matschig geworden, könnt ihr mit Haferflocken oder noch mal Eiweißpulver ausgleichen.
Bezugsquellen
Immer wieder nachgefragt drum hier in der Übersicht, Links führen zu amazon und sind Affiliatelinks. Wenn ihr darüber kauft, unterstützt ihr meine Arbeit hier durch eine geringe Provision, ohne dass es euch einen Cent mehr kosten würde.
Kakaobutter vom Stübener Kräutergarten über Amazon. Kommt entweder in großen oder kleinen Chips, die kleinen mag ich lieber, da sie schneller schmelzen, aber leider hat man darauf keinen Einfluss. Ich bestelle immer das Kilopack, 500g gibt es aber auch.
Erdnussbutter kaufen wir auf Vorrat gern bei Lidl im Angebot, die ist ungezuckert, wenn auch leider mit Palmöl. Alternativ haben wir noch dieses Erdnussbutter Kiloglas, das wirklich nur 100% Erdnussmus enthält. Hinter dem Link findet ihr die Crunchy-Version. Die ganz glatte finde ich derzeit nicht. Für Energiebällchen macht das aber keinen Unterschied. Bio Erdnussmus von dm, Rossmann oder einem beliebigen Supermarkt geht auch, ist aber die teuerste Alternative in dieser Auflistung.
Erdnüsse von XOX über Amazon. Leider ein amazon-Plus-Produkt, das heißt, ihr könnt es nicht einzeln bestellen, sondern eure Gesamtbestellung muss mindestens 20 Euro betragen. Aber mit Abstand die günstigsten Erdnüsse in ungesalzen und bei guter Qualität, die ich bisher finden konnte. Es gibt auch Vogelfutterqualität, die hatte ich mal, aber die war wirklich muffig… Selber knacken ist bei den Mengen, die wir verarbeiten, keine Option.
Haferflocken, eigentlich egal woher. Centartikel. Nur wenn ihr absolut glutenfrei arbeiten wollt/müsst, nehmt die aus dem Reformhaus z.B. von Bauck, die sind da sicher. Hafer an sich ist glutenfrei, aber oft mit glutenhaltigen Getreiden verunreinigt. Für jemanden mit Zöliakie gehen die Supermarktflocken deshalb nicht. Für jemanden wie mich mit nur einer Glutensensitivität, sind sie aber voll okay.
Bei Datteln mag ich am liebsten die Medjooldatteln, die ich bei mir Edeka bekomme, gefolgt von Softdatteln von Seebeger und erst dann folgen die Bio-Datteln von dm oder Alnatura, weil die leider im Vergleich einfach sehr hart sind. Preislich aber vorneweg und eben Bio.
Dunkle Schokolade, auch da bin ich nicht wählerisch, Hauptsache ohne Milchpulver. Aktuell kaufen wir meist die dunkle Schoki von Lidls Eigenmarke, die ist sogar Fairtrade.
Eiweißpulver haben wir verschiedene. Welche ich wofür und weshalb bevorzuge, werde ich euch in einem der nächsten Artikel auseinander nehmen. Für dieses Rezept mag ich am liebsten mein ProVista 100% Bio Whey oder mein Kollagenhydrolysat von Primalife, beides Monopräparate ohne irgendwelche Additive.
Wir, denn Benedict und ich haben ganz unterschiedliche Voraussetzungen und trotzdem eine ähnliche Ernährungsweise. Das ist für euch dann hilfreicher, weil es nicht nur um eine schlanke Frau geht, die derzeit stillt, sondern auch um einen Mann mit sportlichen Ambitionen, der trotz wirklich guter Grundfigur immer mit dem Bauchspeck kämpft. Außerdem habe ich noch Luise mit ins Boot geholt, um für euch einen weiteren weiblichen Vergleich dabei zu haben.
Bei Merle werden wir die Frage nicht näher beantworten. Sie bekommt über die Muttermilch, alles, was sie braucht.
Auf diesen Artikel freue ich mich irgendwie schon total lange, ich weiß auch nicht warum. Aber ich habe mit ihm gewartet, bis eine meiner liebsten Leserinnen Katja (wir kommentieren uns hier sozusagen die Finger blutig ) ihren Artikel veröffentlicht hat, den sie nämlich für Nadja Herman als Gastbeitrag auf fettlogik.wordpress.com verfasst hat. Ich durfte vorher schon mal reinschauen und hab nun nur noch eben auf die Veröffentlichung gewartet, damit ich euch direkt drauf stoßen kann und sagen kann: Da guckt! Lest das! Das ist gut! Wenn ihr meine Texte mögt, dann ihre auch. Und dann… habe ich eine Runde Wochenbett überstehen müssen, aber voilá! Da wären wir.
Long Story short: Wer sich durch die Quellen wühlt, findet unterschiedliche Eiweißmengenempfehlungen in der Regel von 0,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht am Tag (abgekürzt g/kg/d) bis zu 2,0g/kg/d. Es gibt für Ausnahmen auch Empfehlungen darüber, allerdings dann in der Regel nicht für eine dauerhafte Ernährung, sondern dann eher im Bereich des Bodybuildings bzw. Leistungssports, wo über eine kurze Phase soviel Protein konsumiert wird.
Für mich mit meinen nun grob 65kg macht das einen Bedarf von 52-130g Eiweiß am Tag.
Für Benedict mit seinen ca. 80kg kommen wir auf einen Bedarf von 65,6-160g Eiweiß am Tag.
Für Luise mit ihren etwa 55kg kommen wir auf einen Bedarf von 44-110g Eiweiß am Tag.
Das ist eine ziemlich große Spanne und wer sich für das Thema deshalb interessiert, weil er bzw. sie genauer darauf achten möchte, ob die Makronährstoffverteilung passt, für den ist das viel zu ungenau.
Deshalb schauen wir mal, welche Faktoren den Bedarf in die eine oder andere Richtung verschieben.
Sportler haben einen höheren Bedarf als Nicht-Sportler. Je höher die Belastung desto höher der Bedarf, denn Eiweiß ist primär kein Energieträger für den Körper, sondern Bausubstanz für Gewebeneubildung und Geweberegeneration. Sport an sich schädigt den Muskeln immer erst einmal. Es bedarf der Ruhephase (Schlaf!), um dann mit den Nahrungsbausteinen die Mikroverletzungen zu heilen. Der Körper hat natürlich keine Lust auf Verletzung, deshalb wird auch neuer Muskel aufgebaut, um für eine Folgebelastung besser gewappnet zu sein. Ein Grundbaustein für den Aufbau ist also Eiweiß.
Was für verletzte Muskeln gilt, gilt auch für andere Körperpartien. Wo neu gebildet werden muss, ist Eiweiß von Nöten. Eiweiß ist damit der Treibstoff für Zellwachstum. Was mich schon sehr schnell zu einer meiner Meinung nach sehr, sehr wichtigen Einschränkung bringt: Zellwachstum kann gewünscht sein (Muskelaufbau, Geweberegeneration) aber auch absolut unerwünscht, nämlich wenn es um Krebs geht. Das ist letztlich oft der Grund, weswegen sich über das gute oder das böse Eiweiß so sehr gestritten wird, denn folgt man dieser Argumentation macht es mit einer Krebserkrankung absolut Sinn, sich von viel Eiweiß zu verabschieden, vor allem von tierischem Eiweiß. Das ist der Grund weswegen vegane Ernährung in diesem Bereich so propagiert wird.
Ich wage mir kein Urteil darüber zu erlauben, ob eine vegane Ernährung Krebs vorbeugen kann und ich rede auch nicht von Heilung. Aber wer einmal begriffen hat, dass Eiweiß und Zellwachstum gekoppelt sind, der wird denke ich wie ich verstehen, wie da die Argumentationskette ist. Eine medizinische Quelle dazu habe ich hier für euch. Und damit möchte ich das Krebsthema nicht weiter bearbeiten.
Wie Katja so schön sagt: Ich bin kein Arzt und vor allem nicht eurer.
Und Onkologe bin ich schon mal gar nicht.
Die Seite dotzauerinstitut.de hat aber generell viele Artikel, die ich sehr hilfreich finde, nicht nur in Bezug auf Eiweiß (aber hier ist die Übersicht dazu), sodnern generell rund um Ernärhung und Fitness mit medizinischem Hintergrund.
Weiter im Text. Was führt noch zu einem erhöhten oder verminderten Proteinbedarf?
Der allgemeine Kalorienbedarf, geht es doch mehr um ein prozentuales Verhältnis der Makronährstoffe als um harte Grammzahlen. Da sind wieder die Sportler, die Aktiven, die mehr Protein brauchen/vertragen als die Inaktiven, denn sie müssen generell mehr essen, um im Erhalt zu bleiben.
Dazu kommt dann noch das Alter (je jünger, desto höher der Grundumsatz, je älter wir werden desto weniger benötigen wir, übrigens auch hauptsächlich deshalb, weil die Zellteilungsrate langsam abfällt), sodass jüngere Personen einen höheren Eiweißbedarf haben als ältere.
Männer haben angeblich einen höheren Bedarf als Frauen, wobei ich da unschlüssig bin, ob das nicht eher daran liegt, dass da andere Ziele verfolgt werden und Männer auch einfach mehr wiegen und mehr Muskelmasse durch ihren Testosteronvorteil mit sich bringen und diese Masse will ja erhalten werden.
Gewisse Erkrankungen können den Eiweißbedarf anheben oder senken, auf die gehen wir hier aber nicht ein. Nicht euer Arzt und so.
Schwangerschaft und Stillzeit erhöhen den Bedarf durch zwei Faktoren: erhöhter Energiebedarf grundsätzlich und was bei prozentual gleichbleibender Makronährstoffverteilung schon zu einem höheren Eiweißbedarf führen würde und Gewebeaufbau. Sowohl bei der Frau die Gebärmutter und Plazenta in der Schwanegrschaft und als auch natürlich das Baby, das ja auch nicht nur simpel aus Muskeln besteht, sondern ein vollständiger Mensch wird (deshalb ist der Bedarf an eigentlich allem in der Schwangerschaft erhöht). Wenn gestillt wird, erfolgt die Versorgung des Babys weiterhin über die Mutter. Babys wachsen schnell. Sie brauchen auch wieder alles. Und damit eben auch, genau, Eiweiß.
Der Stoffwechseltyp. Etwas umstritten, ich persönlich bin von dem Konzept aber überzeugt. Hier habe ich das Buch „Ernährung nach dem Stoffwechseltyp“ rezensiert. Ist schon länger her, meine Meinung dazu hat sich aber tatsächlich eher erhärtet. Ich bin der festen Überzeugung, dass Ernährung etwas hochgradig individuelles ist, denn es lassen sich für fast jeden Diätstil sowohl sehr gesunde Menschen als auch solche finden, die darunter verkümmern. Solange wir uns im Bereich von echten Lebensmitteln (whole foods) bewegen ist eine sehr breite Spanne an Ernährungsformen möglich und sollte individuell gesucht und gefunden werden, wenn das Ziel darin besteht möglichst gesund und fit zu sein. Da gibt es mehr zu bedenken als die Unterteilung in Eiweißtyp, Kohlenhydrattyp und Mischtyp, wie es bei den Stoffwechseltypen gemacht wird, aber das sind drei große Bereiche, die es sich lohnt anzusehen. Eiweißtypen geht es vereinfacht gesagt besser mit mehr Eiweiß (und Fett) und dafür weniger Kohlenhydraten in ihrer Ernährung. Sie sind leistungsfähiger, wacher, besser gesättigt und befriedigt durch ein solches Essen. Kohlenhydrattypen dagegen kommen wunderbar mit wenig Eiweiß (und Fett) aus und laufen super mit Kohlenhydraten als absoluten Großteil ihrer Ernährung: satt, leistungsfähig, ausgeglichen, gesund. Beide bekommen mit der Ernährung des jeweils anderen Typen eher mal Bauchweh, werden nicht wirklich (lange) satt und haben einfach das Gefühl, dass ihnen etwas fehlt. Allerdings kann ein Eiweißtyp genauso zuckersüchtig sein, wie ein Kohlenhydrattyp, das bitte nicht verwechseln.
Zusammengefasst:
Ein junger, großer, schwerer Mann, der noch dazu Eiweißtyp ist und gerade sportliche Ambitionen hat, die zu Muskelaufbau führen sollen, hat einen signifikant höheren Eiweißbedarf als eine kleine, leichte, inaktive, ältere Frau (die weder schwanger ist noch stillt), die Kohlenhydrattyp ist. Er hat aber natürlich auch allgemein einen immens viel größeren Bedarf an Nahrung. Dennoch ist nicht nur einfach seine Portion auf dem Teller größer, sondern auch die proportionale Verteilung von Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten darauf ist anders. Beide haben idealerweise einen Haufen Gemüse vor sich, er dazu mit einer dicken Portion Eiweiß zusammen mit einer nicht grad niedlichen Portion gesunder Fette und dazu gibt es noch eine kohlenhydratige Beilage. Sie hat dagegen eine anständige Portion Kohlenhydrate zu ihrem Gemüse, eine kleine Menge gutes Fett und Protein ist eher ihre Beilage oder Dekoration.
Lebensmittel, die wir daheim haben, Proteingehalt auf 100g:
Lachsschinken: 26g
Hühnerei: 12g
Hüttenkäse: 13g
Quinoa, trocken:14g
Belugalinsen, trocken: 23g
Cashewkerne: 17g
Whey: 80g
Immer dabei bedenken: Wieviel esse ich denn tatsächlich davon? Das Pülverchen ist so natürlich Spitzenreiter, aber davon esse ich ja keine 100g (die meisten Shakes arbeiten mit 30g Pulver). Lest unbedingt Katjas Ausführungen dazu, wie es mit Proteingehalt nicht pro 100g bestellt ist, sondern pro 100kcal! Das war für mich ein großer Aha-Effekt und dürfte es vor allem für alle, die abnehmen wollen, auch sein.
Unsere Beispiele:
Benedict ist aktuell in der Definitionsphase und trainiert im klassischen Bodybuildung (dazu bei Interesse gern ein andern Mal mehr. Lasst es mich wissen, ja?), ist dabei aber noch eher im mittleren Gewicht, was sein Körpergewicht angeht. Er zielt auf Fettabbau und Muskelerhalt. Auch dafür wird genauso wie beim Muskelaufbau mehr Protein empfohlen, um zu verhindern bzw. stark abzubremsen, dass der Körper in der Definitonsphase (Kaloriendefizit!) die eigene Muskulatur mit abbaut. Er ist ein Eiweißtyp mit Tendenz zum Mischtyp. Somit ist er deutlich aktiver als der Durchschnitt, vom Alter weder besonders jung noch schon alt, und sein Stoffwechseltyp schiebt ihn etwas mehr Richtung Eiweiß. Das zusammen ergibt einen deutlich erhöhten Eiweißbedarf, aber keinen super hohen. Bei der Empfehlung von 0,8 bis 2g/kg/d würde er sich somit bei mehr als 1,4g/kg/d aufhalten (das wäre genau der Mittelbereich), Tendenz zu mehr. Sagen wir 1,6-1,8g/kg/d und damit landet er bei 128-144g Eiweiß pro Tag. Da wir hier von Bereichen reden und wir ja auch nicht jeden Tag exakt die selbe perfekte Menge an z.B. Vitamin C aufnehmen, sondern der Körper durchaus puffern kann, bedeutet das, dass er sich täglich zwischen 100 und 160g Eiweiß bewegen sollte, könnte, müsste, um seine Ziele zu erreichen. Und das ist exakt das, was er derzeit tut.
Wer würde bei dem Bild denn auf das Bauchröllchen achten, wenn wir es nicht zum Thema gemacht hätten? Fußballerbeine, schlanke Arme und ein bisschen Wohlstand um die Mitte. Und Reichtum über der Schulter, sozusagen.
Ich bin eine eher leichte Frau, körperlich aktiver als der Durchschnitt, aber derzeit weder in einer Kraft- oder Ausdauertrainingsphase, sondern ich baue langsam meine Fitness wieder auf mit gleichzeitig seeeehr langsamem Gewichtsabbau (siehe unten), was fast noch als Gewichtserhalt durchgehen sollte (so der Plan). Dafür stille ich. Und ich bin ein recht eindeutiger Eiweißtyp. Mein Eiweißbedarf ist damit durch zwei Faktoren erhöht: Stillen und Stoffwechseltyp, das Ausheilen nach der Geburt halte ich endlich (!!!) für abgeschlossen, auch wenn die Rückbildung noch andauert. Ich bespiele damit ein ähnliches Segment wie Benedict, was den Eiweißbedarf angeht, obwohl man meinen sollte, es müsste ein anderer sein. Ich komme damit auf gut 104-117g Eiweiß am Tag bei 1,6-1,8g/kg/d. Ich pendele tatsächlich so zwischen 90 und 120g. Stärkster Unterschied bei Benedict und mir ist tatsächlich, dass ich deutlich fettiger esse als er, was sowohl bedingt sein kann durch den Stoffwechseltypen als auch durch persönliche Vorlieben. Wobei man da ja auch nicht sagen kann, ob das gekoppelt ist…
Luise ist eine sehr leichte junge Frau, sie ist Athletin (Laufen, Yoga, Krafttraining, Klettern, you name it) und weder in der Aufbau- noch der Definitionsphase da weitestgehend austrainiert und mit sehr geringem Körperfettanteil. Sie ist ein ganz klassischer Kohlenhydrattyp, was Vorlieben, Verträglichkeiten und Sättigung angeht. Dadurch ist ihr Proteinbedarf durch den Sport erhöht, durch den Stoffwechseltyp aber deutlich gesenkt. Bei einem Gewicht von rund 55 kg und einem Bedarf von 1,2-1,4g/kg/d kommt sie damit auf 66-77g Eiweiß pro Tag, fährt also vermutlich gut mit etwa 55-90g Eiweiß pro Tag.
Sehr schlank aber mit richtig viel Power!
Daraus folgt…
Für Luise ist es mit ihrem geringen Bedarf relativ leicht auf ihren nötigen Eiweißgehalt zu kommen, auch ohne Eier und Fleisch. Sie liebt Hülsenfrüchte, Nüsse und sehr viel Gemüse. Außerdem Lachs und mit einem Obstteller oder eine Smoothiebowl kriegt man sie immer. Das passt für sie.
Das war unmittelbar, bevor ich schwanger geworden bin. Da sieht man schön: meine Ärmchen (und mein nicht sichtbarer Rücken ) waren auf dem Weg zum Klimmzug, Luise war schon da. Wir lieben beide solche tollen Kleider und haben anprobiert einfach so… Fand die Verkäuferin glaube ich nicht so dolle, man hat uns wohl angemerkt, dass wir nichts kaufen würden… Auf jeden Fall ist die Fleischfresserin im Bild längst nicht so gut bemuskelt wie die Fast-Veganerin. Trotz unserer sonst noch recht gut vergleichbaren Statur kann man daraus nicht schließen, dass ich besser essen sollte wie Luise.
Benedict hat die Schwierigkeit, dass er unterkalorisch isst, um abzunehmen aber dennoch viel Eiweiß braucht, um seine Muskulatur nicht abzubauen. Deshalb ist er vor allem mit Eiweißquellen dabei, die gleichzeitig relativ kalorienarm sind, also nicht noch zusätzlich viel Fett oder Kohlenhydrate mitbringen. Seine Quellen sind – da er Milchprodukte hervorragend verträgt – neben magerem Fleisch vor allem Hüttenkäse, Quark, Skyr und Eiweißpulver. Eier sind tatsächlich fast zu fettig für seine Ernährung (da müsste dann das Eigelb raus, das esse ich dann, wobei er bei Eiern das Gelb gern mitisst für die Nährstoffe). Nüsse sind ebenfalls schwer zu integrieren, da sehr energiedicht. Hülsenfrüchte sind aktuell eine willkommene Beilage statt bzw. zusätzlich zum Gemüse.
Ich hatte vor der Schwangerschaft immer das Problem weder Milchprodukte noch Hülsenfrüchte zu vertragen, was meine Eiweißquellen auf Fleisch, Fisch und Eier plus Nüsse und Samen eingedampft hat. Getreide sind für mich auch nur in Maßen bekömmlich gewesen. Rückblickend deshalb für mich kein Wunder, dass Muskelaufbau für mich an der Grenze des Unmöglichen lag. Bis ich meine Eiweißmengen drin hatte, musste ich weit über meinen Hunger hinaus essen, was einerseits unangenehm war und zweitens dann auch nicht dazu geführt hätte, dass ich deutlich besser definiert geworden wäre. Denn Fett gab es dann gratis dazu, da ich viel über Nüsse und Eier gegangen bin. Ich mag sehr gern Fleisch, aber die Mengen, die ich hätte essen üssen, um meine Mkronährstofverteilung auszugleichen, die waren mir zuwider. Das hat mich dazu gebracht ebenfalls mit Eiweißpulver zu arbeiten, was dann auch im letzten halben Jahr vor der Schwangerschaft noch mal einen deutlichen Boost in der Fitness gegegeben hat.
In der Schwangerschaft ist meine Toleranz gegen Milchprodukte deutlich gestiegen ebenfalls gegen Hülsenfrüchte. Was zum Ergebnis hat, dass ich jetzt nach der Schwangerschaft trotz der geringen Intensität meiner Workouts in den letzten 10 Monaten und trotz jetzt mehr Gewicht als vorher zwar nicht den straffsten Bauch habe (natürlich noch nicht), aber trotz mehr Gewicht deutlich definiertere Beine habe und insgesamt ein sehr hohes Fitnesslevel über die Babybauphase rüberretten bzw. sogar minimal ausbauen konnte. Ich habe einfach in den letzten Monaten bedarfsgerechter essen können als Jahre vorher. Und ich habe viel geschlafen. Ich sage ja, Aufbau passiert in Ruhe.
Bewegung, aber noch moderat. Jeden Tag ein bisschen fitter.
Jetzt am Ende des Wochenbetts ist „Aufbau in Ruhe“ wohl mein größter Knackpunkt. Ich habe ein paar Kilo mehr erhalten bzw. mir über den Start der Stillzeit angefressen, denn ehrlich, ich hatte noch NIE solchen Hunger wie jetzt stillend. Selbst die Fressphasen in der Schwangerschaft waren nicht so mächtig. Diese Extrakilos sind Fett, denn wirklich aktiv war ich ja in den letzten Wochen eher nicht. Ich bin erst seit ein paar Tagen (nach dem OK meiner Frauenärztin) wieder so aktiv, dass ich auch mal ein bisschen schwitze und der Puls hoch geht. Da ich in 90% meiner Garderobe nur noch so haarscharf reinpasse, achte ich sehr darauf nicht weiter zuzunehmen und ganz langsam wieder abzunehmen. Wirklich langsam (so 200g die Woche), um meinen Hochleistungskörper nicht noch mehr zu stressen, denn ich will auf keinen Fall riskieren weniger Milch für unser Baby zu haben. Und für dieses Ziel des langsamen Abnehmens hilft mir auch Eiweiß. Und genrell eine sehr ausgewogene, nährstoffdichte Ernährung, damit eben die Milch weiter fließt. Das ist auch so eine Wissenschaft für sich… und auch eine auf die man wieder in roten Lettern das Etikett „INDIVIDUELL“ kleben darf.
Eiweißpulver?
Ihr seht an unseren drei Beispielen, dass Eiweißpulver nicht wirklich nötig ist, aber hilfreich sein kann, je nach Zielen und persönlichen Verträglichkeiten. Jemand ohne Unverträglichkeiten hat es da selbsterklärend leichter, als jemand, der ganze Nahrungsmittelgruppen ausklammern muss oder will. Wir haben im letzten Jahr etliche Eiweißpulver durchgetestet, denn es war gar nicht so einfach eines (oder mehrere) zu finden, die meinen bzw. unseren Ansprüchen gerecht wurde: bekömmlich, ohne irgendwelche überflüssigen Zusatzstoffe, gut zu verarbeiten, dabei lecker und bio wäre auch ganz nett.
Und mit diesem Vergleich der verschiedenen Pulver, die wir uns vorgeknöpft haben, lesen wir uns im nächsten Artikel wieder! Bis dahin: Guten Appetit. Mit welcher Eiweißquelle auch immer.
Ob man Eiweißpulver nun „braucht“ oder nicht, das sei dahingestellt. Weshalb wir es verwenden und weshalb es in bestimmten Situationen Sinn machen kann, obwohl echte Lebensmittel erste Wahl sind, findet ihr im ersten allgemeinen Artikel zum Thema Eiweiß
Hier und heute geht es jetzt wirklich nur um den Vergleich. Denn Benedict und ich haben schon einige Eiweißpulver durchprobiert, einfach weil sie verschiedenen Anforderungen gerecht werden sollten: Verträglichkeit, Geschmack, Konsistenz, möglichst bio und Vielseitigkeit wäre auch ganz nett.
Übersicht
Das sind sie, unsere Pülverchen. Eine ganz schöne Auswahl. 5 vegane Produkte, drei nicht-vegane, davon eins ohne Milchproduktbasis, eins ist nicht bio, sodnern nur aus Weidehaltung und eins ist definitiv nicht bio, aber eins der bekanntesten Pulver und deshalb gut für den Vergleich hier.
Die eingebetteten Links sind Affiliatelinks zu Amazon.
Hanfproteinpulver von Sevenhills
Ich mag die Firma und habe auch Kakaonibs und Lucumapulver daher und finde die A>uswahl generell echt gut. Ganz nebenbei ist es mein liebstes Verpackungsdesign in der großen Reihe hier, aber da hat man ja jetzt nicht so viel von.
Hanfproteinpulver ist eines der wertigsten pflanzlichen Eiweiße mit sehr gutm Aminosäureprofil plus noch guten Fetten und Vitaminen und Mineralstoffe. Hanf istgenerell eine Pflanzemit enormem Potential: Kleidung, Papier, Öl, Nahrungsmittel wie dieses hier, Medikamente… und ja, auch Rauschmittel, aber dieses Pulver hier nicht, es ist ein normales Lebensmittel, daraus könt ihr keine Haschkekse machen.
Als ich seinerzeit auf der Suche war nach einem Proteinpulver, das nicht auf Kuhmilchbasis (Whey oder Casein) ist, war Hanf mein erster guter Treffer. Bestellt, getestet… durchgefallen. Tatsächlich schmeckt Hanf leider ziemlich eigen: schwer, ziemlich muffig und versucht bitte erst gar nicht daraus einen Shake zu machen, die Pulvrigkeit geht nicht weg, es ist ein fieses Mundgefühl. Trotzdem mag ich es mittlerweile sehr, denn man muss nur wissen wie es lecker wird. Durch die Pulvrigkeit ist es also ungeeignet für Shakes und es braucht wegen des Geschmacks einen starken Gegenpol. Eine mögliche Verwendung hatte ich euch hier schon mal gezeigt: Hanfproteincreme.
Banane, Avocado und Kokos mit etwas Zitrone sind stark genug im Eigengeschmack, um das Pulver abzufangen. Ein weitere Rezept habe hier schon mal in aller Kürze für euch, das kommt noch mal gesondert (dann kann ich es besser verlinken):
Kakao und Zimt sind ebenfalls mächtige Gegenpole, um den Hanfeigengeschmack abzufangen. Die Bällchen sind sehr dicht und schwer, macht sie eher klein, sonst kaut und kaut ihr und es wird im Mund immer mehr. Das Rezept lässt sich stark vereinfachen auf nur Kokosöl, Hanfpulver, Kakao, Zimt und Ahornsirup, so gemischt bis es gut pappt und genug Süße hat.
Für mich das mit Abstand schwächste Eiweiß in der Reihe, da geschmacklich ebenfalls eher eigen, in Shakes auch ziemlich pulvrig-körnig und es hat nichts, was gegenüber anderen Pulvern für mich besser machen würde. Man könnte es vermutlich ähnlich verwenden, wie das Hanfpulver, um den Geschmack und die Pulvirgkeit abzufangen. Auf jeden Fall für mich kein Wiederkufprodukt. Wenn ihr aber gute Rezepte damit habt, gern her damit. Ich muss den Sack ja noch aufbrauchen.
Der Klassiker wenn es um vegane Eiweißpulver geht. Zu Soja kann man wegen der Phytoöstrogene geteilter Meinung sein. Ich würde es auch nur Bio kaufen, da Soja eine der am meisten genmanipulierten Pflanzen ist. Aber hier ist es. Ich habe es auch geholt WEGEN der Phytoöstrogene, dazu habe ich im Artikel „Postpartaler Haarausfall: Vorbeugung“ schon geschrieben.
Soja löst sich gut, geht also gut im klassischen Shake, ist geschmacklich in Ordnung und mit etwas Süße dazu wirklich okay. Damit ist es sehr flexibel im Einsatz, denn natürlich geht es auch in Cremes, Bällchen oder Kuchen, es macht sich nicht wichtig zwischen den anderen Zutaten und ist damit eine gute Ergänzung.
Kann man im Shake machen, muss man aber nicht. Wer also etwas veganes für den Shake sucht und Soja aus Gründen nicht will, der könnte es mit Reis versuchen. Mein Fall ist es nicht. Reisproteinpulver ist aber mein Proteinpulver der Wahl, wenn ich Kuchen bache und Mehl durch Eiweiß ersetzen mag (nkicjt das gesamte Mehl, aber die Hälfte geht meist sehr gut). Deshalb ein Nachkaufprodukt, noch dazu auch nicht so wüst teuer wie andere Pulver. Noch dazu ein pflanzliches Pulver, das nicht aus Hülsenfrüchten ist (die ich nicht so ganz so super vertrage) und dabei nicht so penetrant wie Hanf.
veganes Eiweißpulver mit Schoko-Erdnuss-Geschmack von veganz
Dieses Pulver ist ein Mischpulver, also es besteht aus verschiedenen Eiweißsorten, alle pflanzlich natürlich. Ich hatte es mir seinerzeit geholt, weil es praktischerweise bei dm zu kaufen ist. Eine Freundin von mir hat es auch und mich mal gefragt: „WAS machst du damit?“ Was schon impliziert, dass es ebenfalls für Shakes eher Geschmackssache ist und zwar weder ihre noch meine. Die Pulvrigkeit ist auch hier zu deutlich, damit einfach nicht schön im Mund, der Geschmack überzeugt nicht, insgesamt behält es etwas Muffiges. Dennoch ist es ein Nachkaufprodukt bei uns, denn: mit dem Pulver gelingen uns die besten Eiweißpfannkuchen, also Pfannkuchen bei denen Mehl zumindest teilweise durch Eiweißpulver ersetzt wird.
Gefunden auf der Suche nach einem Pulver, das zu Paleo passt, aber nicht Hanf ist. Reis (Getreide) sowie Soja und Erbse (Hülsenfrüchte) waren deshalb schon raus, ebenso wie Whey (Milchprodukt). Letztlich habe ich es auf Empfehlung einer Blogleserin gekauft (Danke dafür!). Ich fand es erst komisch, denn letztlich ist es hydrolysiertes Weiderind (also hier nicht bio) und das fand ich… naja, komisch. Somit ist es das einzige Puvler hier, das noch nicht mal vegetarisch ist. Soll angeblich gut sein fürs Bindegewebe und die Haut an sich. Das fand ich in der Schwangerschaft mit wachsendem Bauch und somit sehr gedehnter Haut sehr passend. Tatsächlich meine ich, dass ich gut beobachten konnte, dass die Haut noch mal besser wurde (weniger Unreinheiten) und das unabhängig vom Schwangerschaftsglow. Es ist nach wie vor mein Lieblingsprotein und die gute Haut ist mir erhalten geblieben. Die Pickelchen, die ich jetzt habe, waren die Rache eines Fressexzesses abends auf der Couch, als ich übermüdet war und naja. Kennt man ja. Also die meisten kennen das wohl, egal ob junge Mutter oder nicht.
Das Pulver löst sich sehr gut ist geschmacklich neutral, sodass ein Shake mit Pflanzemilch angenehm süß und mild dabei ist. Wie alle anderen Puvler auch eigenet es sich hervorragend zum Backen und auch in meinen Bällchen funktioniert es gut als Eiweißboost.
Absolutes Nachkaufprodukt durch Geschmack und Einsatzfähigkeit, auch wenn, naja, es eben leider ein Tierprodukt ist. Kein anderes Pulver kann für mich aber mit ihm mithalten.
Die Zusammensetzung kann man wegen der dünnen Schriftart so abfotografiert wirklich nicht lesen. Guckt lieber über die Verlinkung nach, wenn es euch interessiert.
Mein erstes Eiweißpulver, das ich seinerzeit nach dem Hanf ausprobiert habe und ich bin ihm treu geblieben, Milchprodukt hin oder her (Whey ist Molkeneiweiß, aber Obacht, siehe EDIT). Geschmacklich wunderbar süß und mild, sehr gute Löslichkeit im Shake, in Smoothies wird alles richtig fluffig cremig, zum Backen geht es auch wunderbar. Ich bevorzuge das Kollagen nur deshalb, weil ich ab und an doch gucken muss mit den Milchprodukten (so wie derzeit in der Stillzeit, leider. das ist individuell und gilt nicht für Stillzeit allgemein, sondern nur für Merle und mich erst mal). Wer ein klassisches Eiweißpulver sucht nur ohne Süßstoffe oder anderen Blödsinn, der ist hier richtig. Ich verwende das Whey schon lange und wer auf Instagram mitgelesen hat, der wird gesehen haben, dass ich ein paar Sponsored Posts dazu hatte. Dieser hier gehört nicht dazu. Genauso wenig wie ältere Artikel, in dem ich das Produkt schon mal empfohlen hatte.
EDIT: Meine Leser sind mal wieder großartig – Danke fürs Draufstoßen. Ich bin etwas enttäuscht. Was ich hier als 100%-Bio-Whey eingebunden habe ist eigentlich 100% Bio-Milcheiweiß. Dieses setzt sich zusammen aus 80% Casein und nur 20% Whey. Und ich überlege und überlege wie es sein kann, dass ich so auf dem Whey-Dampfer gefahren bin…? Ob sich da was geändert hat? Ich verwende das Pulver seit über einem Jahr. Zwischenzeitlich gab es eine Änderung im Verpackungsdesign. Ob sich da dann auch was an der Rezeptur geändert hat? Hm. Unbefriedigend. Vor dem Hintergrund des Sponsorings letztens finde ich das jetzt noch mal blöder. Casein ist das Milchweiß, das die meisten Probleme mit Allergien machen kann, weswegen ich das eigentlich eher meide. Dass ich es hier immer gut vertragen habe ist gut, dennoch. Das hinterlässt grad einen schalen Nachgeschmack. Doof. Tut mir Leid, dass ich das nicht selbst rausgefunden habe, bevor ich hier veröffentlicht habe. Ich bin mir so sicher, dass auf der alten Dose „100% Whey“ stand… und das habe ich dann mit dem Redesign nicht in Frage gestellt.
Gold Whey von Weider
Auch hier kann man die Zusammensetzung leider nur eher erahnen… süßstoffe, Mono- und Doglycerida von Speisefettsäuren… schaut nach dem Link, das ist besser.
Weider ist eine der großen Marken für Fitnesssupplemente. Ich selbst konsumiere nichts davon wegen der enthaltenen Süßstoffe. Benedict bevorzugt das Gold Whey, weil es ihm schmeckt (Schokoladengeschmack) und es eben durch den Süßstoff noch weniger Kalorien dabei hat und sich auch gut nur mit Wasser anrühren lässt, um ganz schlank daher zu kommen. Es bleibt dabei dennoch cremig im Geschmack. Ich dagegen mische meine Shakes immer mit Pflanzenmilch und ab und zu auch noch mit einem Schuss Ahornsirup oder Honig, denn mir geht es nicht um Kalorienreduktion, sondern einfach um das Extra an Eiweiß. Benedict sagt, von der Konsistenz ist das Gold Whey hier ungeschlagen. Ich sage, diese Cremigkeit hat dann leider eben ihren Preis und der heißt Zusatzstoffe. Am vergleichbarsten ist dann noch das provista Whey, gefolgt vom Kollagen und erst dann mit reichlich Abstand vom Sojapulver.
Eiweißpulver neigen leider dazu, sich in wässrigen Medien nicht allzu gut zu lösen. Wie schon beschrieben, hängt das stark vom jeweiligen Pulver ab. Griesig bis klumpig ist der Shake dann wirklich alles andere als angenehm im Mund. Mit einem Löffel kann man diese Klümpchen schlecht unterrühren. Eine große Hilfe ist uns immer ein Shaker. Dieser durchmischt in Sekundenschnelle das Pulver mit der Flüssigkeit, braucht keinen Strom und ist sehr schnell wieder gereinigt. Wir nutzen den Shaker von Weider. Dieser funktioniert sehr gut und hat bis jetzt noch nicht das Ende seiner Lebensdauer erreicht. Mittlerweile ist nur das Branding an der Außenseite verblasst. Würden wir uns noch mal einen Shaker zulegen, dann würden wir uns für einen Bisphenol-A-freien Shaker entscheiden. Preislich ist da kein Unterschied. Wichtig bei Shakern ist das innenliegende Gitter, das muss vorhanden sein.
Davon ab, wenn es wirklich perfekt gemischt sein soll und ihr fürs Reinigen etwas mehr Zeit habt, werden die Shakes natürlich am besten mit einem Standmixer oder Pürierstab. Ein Powermixer wie unser Vitamix ist dafür definitv nicht nötig, da tun es bedeutend kleinere Kaliber auch. Ich kenne etliche Leute, die auch einfach einen Milchaufschäumer verwenden.
Und das waren sie, unsere Eiweißpulver.
Lupinenpulver habe ich jetzt ganz neu noch entdeckt, das habe ich aber noch nicht probiert, ist aber auf meiner Wunschliste. Chiapulver ebenfalls nicht, denn das war mir zu teuer. Ganz allgemein esse ich auch sonst sehr eiweißreich auf Basis echter Lebensmittel, also bei mir vor allem viele Eier, Fleisch, Fisch, Nüsse und Samen, gern auch Quinoa und Amaranth, die noch gut als glutenfreie Getreide funktionieren. Eiweißpulver sind nett, wenn es mal schnell gehen soll, denn so hoch ich Essen und Kochen priorisiert habe, manchmal habe ich einfach keine Lust, manchmal stelle ich abends fest, dass ich mich den ganzen Tag nur von Fett und Zucker ernährt habe (fast) und manchmal finde ich das Zeug auch einfach lecker, eben weil es so prima Pfannkuchen, Bällchen und Bananeneis damit gibt.
Für jemanden, der ein Kaloriendefizit anstrebt, sind Eiweißpulver eine Möglichkeit einen Shake zu einer Mahlzeit zu trinken, um diese kleiner ausfallen zu lassen, denn die Flüssigkeit füllt und Eiweiß sättigt gut. Viele ersetzen sogar ganze Mahlzeiten durch Shakes, wovon ich persönlich kein Freund bin, da ich das als unbefriedigend erlebe und ich echte Lebensmittel immer als Basis behalten würde. Wie soll ein Eiweißshake – wohlmöglich sogar nur aus Pulver und Wasser – denn die Vielseitigkeit eines Salats eines günene Smoothies oder eines Omlettes ersetzen? Weniger Kalorien hin ode rher, wer nur die und das Eiweiß zählt hat etwas ganz Wichtiges ja Grundlegendes an gesunder Ernährung nicht verstanden.
Ich hoffe, diese Übersicht war hilfreich für euch und bewahrt euch vor Fehlkäufen oder auch davor das teure Hanfprotein wegzuwerfen, weil es im Shake einfach eklig ist. Macht die Bällchen, die sind echt super!
Neuer Monat, neue Haare und das ist dieses mal wörtlich zu nehmen. Zwei Monate nach Merles Geburt haben sich meine Haare deutlich verändert.
Neuwuchs und Haarausfall
Die gute Nachricht: ich habe viele 1-2cm lange neue Haare, die sich am Haaransatz und am Scheitel entlang wichtig machen. Die weniger gute: Mein Tangle Teezer ist nun fraglos wirklich voll nach dem Kämmen. Wir nähern uns nun auch steil der spannenden Phase mit rund 12 Wochen nach der Geburt, wenn der postpartale Haarausfall losgehen könnte, aber so wie es aussieht, schleicht der sich bei mir schon langsam an. Die Bürste ist voll, Tendenz steigend. Ich habe mal eine Stichprobe ausgezählt und kam auf 130 Haare, hatte aber auch schon Tage, an denen der Tangle Teezer bedeutend voller war. Nicht so schön, aber eben auch nicht ungewöhnlich. Ebenfalls anders ist das Sebum, das natürliche Fett, das die Kopfhaut produziert. Die Haare sind jetzt ziemlich genau so wie ganz am Anfang der Schwangerschaft: sehr bauschig, stumpf-trocken und schwer kämmbar. Sie neigen stark zum Verfilzen und ich habe morgens oft echte Probleme durchzukommen. Normalerweise bürste ich vielleicht 30 Sekunden und bin fertig. Jetzt brauche ich mehrere Minuten.
Die Sonne gibt mir den Glanz, den ich sonst aktuell ziemlich suchen muss. Sonne ist immer toll. Die unteren Längen fangen nun nach etwa 6 Wochen vermehrtem Haarverlust an auszudünnen, auch hier auf schwarzem Grund
Haarverlust von einem Tag, Nichtwaschtag
Meine Go-To Frisur
Optisch bin ich nach wie vor aber sehr zufrieden mit meinem Schopf. Ich habe über die Schwangerschaft einen guten Puffer an Volumen bekommen und so sehe ich dem weiteren Verlauf gelassen entgegen. Es ist tatsächlich auch so, wie alle sagen: Ich hab derzeit andere Themen als Haare. Und mit einem Baby, dass mir so oft über der Schulter hängt und einen starken Greifreflex hat… nun da müssen die Haare sowieso zusammen sein und Forken und Stäbe trage ich auch nicht, um sie nicht zu pieksen.
Die guten alten Wendehals-Selfies…
Im Alltag überwiegen somit eine Logroll oder ein Cinnamon mit Ficcare, Flechtdutts mit Scroos oder einfach ein Engländer. Wenn ich mit Kinderwagen unterwegs bin, habe ich die Haare gern offen: genießen, solange es geht. Dabei sind auch die Bonnenbilder hier entstanden. Und ich finde: Die kann ich wirklich noch sehr gut herzeigen.
Maße
86cm Länge (plus 1cm) bei 6,7cm Zopfumfang (konstant, vermutlich fängt die Bauschigkeit den Haarverlust aktuell ab). Passt.
Schneidegedanken?
Da Benedict sagte, dass das letzte Haar bei 87cm war, nun, wird es wohl allmählich echt fransig. Da ich aber wie gesagt sowieso die Haare zusammen trage und wir stramm auf die Jahreszeit zugehen, in der Mützen und Schals und Ekelwetter offenes Haar draußen rasch zu Filz verwandeln würde, bleiben sie dran. Erst mal. Auch ist ja noch nicht gesagt, wie viel ausfallen wird. Und wenn ich keinen Koller zwischendurch kriegen sollte, würde ich gern abwarten, bis sich der Haarverlust wieder runterreguliert und dann schneiden. Das sollte auch einen schönen Vorher-Nacher-Effekt geben.
Davon ab mag ich die Länge im Moment wirklich wieder sehr. Ich will nichts hergeben. Ab und an werde ich aber schon wehmütig, wenn ich einen großen Filzballen ausgekämmter Haare in den Mülleimer werfe und fange an bei anderen Frauen zu schauen, welche kürzeren Haarlängen mir da auch gefallen könnten. Denn so viel ist sicher: Ich mag mich auch mit meinen Haare so hübsch wie möglich fühlen. Mit 24/7 Babybespaßung fühle ich mich nämlich auch so schon oft genug wie eine Jogginghosenmuddi im Sinne von versumpft und vernachlässigt und mir fällt die Deck auf den Kopf. Deswegen auch so gut wie nie Pyjamas all day und deswegen auch ein Minimum an Haarpflege. Meine persönliche Schallgrenze wäre wieder, dass ich mich mit offenem Haar nicht wohl fühle. Dann muss es ab, bis auf eine Lägne, die dicht genug ist, dass ich sie wieder mag. Das Kapitel hatten wir schon mehrfach in meinem Leben, wird langsam etwas öde, zumal jedes mal so kurz vom Meter-Ziel, aber nun denn. Warten wir es erst mal weiter ab.
Babyhaar
Sie wird immer heller. Nächsten Monat mache ich mal einen Vergleich.
Merle hat Anfang des Monats einen Schwung Haare gelassen, sodass die Geheimratsecken weit bis auf den Oberkopf kahl geworden sind. Mittlerweile wächst dort neuer Flaum. Ihre zarter Schopf wird dichter, die Farbe bleibt bei mittel- bis dunkelblond und je nach Licht eher kühl oder doch warm. Ich habe ihr mal meine Haare übergehängt, und da ich finde, dass sie damit ähnlich schick ausseht wie Donald Trump, würde ich vermuten, dass sie eher ein kühler Typ ist. Tatsächlich ist ihr Farbtyp jetzt auch schon recht eindeutig: Sommer, wie ihr Papa. Ich bin noch unschlüssig ob ein Soft Summer Light oder ein Light Summer, da sie sowohl mit Soft Autumnfarben sehr süß aussieht als auch Light Spring Farben besser toleriert, als ich gedacht hätte, ich tendiere aber zum Soft Summer, ganz der Papa eben. Winter ist absolut raus, die „echten“, dunkleren Herbste auch, ebenso wie die sehr grellen, weniger hellen Frühlinge. Sie ist auf jeden Fall sehr rosa im Vergleich zu meiner gelben Haut und ihre Augenfarbe verändert sich auch hin zu einem immer helleren, klareren Blau.
Mama macht Blödsinn
Vom Thema abgekommen. Aber der Farbtyp würde eher zu einem kühleren Blond passen, wobei wir ja wissen, dass Naturhaarfarben in den allermeisten Fällen zum Farbtyp passen – aber nicht immer. Es gibt Sommer mit rötlichem Haar genauso wie Herbste mit aschig im Haar. Und Augenfarben sind noch ungenauer. Meine Erfahrung. Wir werden sehen. Auf jeden Fall ist es glattes, sehr feines Haar. Von Löckchen keine Spur.
Das wäre wohl Soft Autumn und es steht ihr ausgezeichnet. Und hier sieht man, was ich meine mit den riesigen Geheimratsecken.
Diesen Monat hat sie etwas Kopfgneis bekommen (unbedenkliche Schüppchen, abzugrenzen vom juckenden und nässendem Milchschorf), der sich gut mit einer Mischung aus Olivenöl und Jojobaöl behandeln lies. Shampooniert habe ich sie nicht. Es wurde nur normal mit Wasser mit Milch und etwas Jojoba gebadet und der Rest Öl ist wohl in Mützchen und Kissen versickert.
Und damit warten wir nun auf den nächsten Monat. Der, der es dann ja wirklich spannend macht, was meine eigenen Haare angeht. Wobei ich gar nicht gespannt bin. Es läuft erschreckend gut einfach nebenher im „Ist mir fast egal-Segment“. Aber eben nur fast.
„Lies das!“ das ist die Kurzfassung wirklich etlicher Empfehlungen, die ich zu diesem Buch bekommen habe, als Merle dann da war und ich doch in einigen Bereichen dastand wie der sprichwörtliche Ochs vorm Berg. Und wie so oft: Was an mich herangetragen wurde, kann ich hier direkt weiterempfehlen. Drum heute dieser Artikel zu einem Buch, das ich einfach allen Jungmamis und Schwangeren aufs Auge drücken möchte.
artgerecht
Das klingt erst mal irgendwie sehr nach Tierhaltung oder – wenn man sich viel mit Ernährungsweisen beschäftigt – nach Paleodiät, die sich dieses Prädikat ja auch ans Revers heften mag. Ob diese Ernährungsweise das zu Recht für sich beansprucht, ist ein anderes Thema. Diesem Buch und der Diät gemeinsam ist aber, dass sich auf die menschlichen Ursprünge berufen wird, also den Steinzeitmenschen oder doch zumindest auf dem Menschen, der noch nicht durchzivilisiert in seiner 2-4 Zimmerwohnung seine Kernfamilie aus Mama, Papa und eher ein bis zwei als mehr Kindern versucht durchzubringen und das Ganze dann auch bitte möglichst gesund, glücklich oder doch zumindest entspannt und zufrieden.
Was ist also artgerecht, wenn man ein Menschenbaby bekommen hat? Was entspricht den Bedürfnissen eines so kleinen Homo Sapiens, der sein zweites Sapiens noch erst ausbilden muss? Wie stellt sich eine natürliche Schwangerschaft und Geburt dar (kurze Einführung im Buch) und wenn es dann da ist: Was braucht es, wenn es um Stillen, Schlafen, Saubersein und emotionalen Zuspruch geht?
entspannt und undogmatisch, Möglichkeiten statt Regeln
123-windelfrei – das ist der Name von Nicolas Blog und „artgerecht“ ist nicht nur ihr Buchtitel, sondern auch der Name des Projekts, das Müttern bzw. Familien hilft sich zu vernetzen, um genau so eine artgerechte(re) Lebenssituation für sich erschaffen zu können. Hier geht es zur Website www.artgerecht-projekt.de (derzeit leider im Umbau) und hier zur dazugehörigen Facebookseite. Ich hoffe, dass die Seite bald wieder voll erreichbar ist, denn ich bin jetzt ziemlich interessiert.
Freundlich, unterstützend, intelligent und herrlich undogmatisch, obwohl es da die ganze Zeit um Themen geht, die ich sonst eher als schon fast Religionsfragen erlebt habe: Stillst du oder gibst du Fläschchen? Familienbett oder Kinderbett? Kinderwagen oder Tragen? Wegwerfwindeln, Stoffwindeln oder – wie ich ja jetzt auch kenne – windelfrei? Nicola bespricht alles herrlich gelassen und mit einer Wärme, die mich als Neumama auch sehr gut aufgefangen hat in meiner Übermüdung der ersten Lebenswochen unserer Tochter. Sie zeigt Möglichkeiten und erklärt, weshalb es Sinn macht, diese in Erwägung zu ziehen oder auch auszuprobieren ohne den erhobenen Zeigefinger: „Wenn du das nicht machst, dann ist das nicht artgerecht für dein Baby!“ Immer geht es darum mit Attachement Parenting keinen weiteren Druck aufzubauen sondern eine möglichst entspannte Lebenssituation für die Familie zu finden, so individuell, wie die Familien und ihre Lebensumstände sind und dabei eben so artgerecht wie möglich bzw. gewünscht.
Ich persönlich halte sehr viel vom Konzept, sehe das aber genauso wie es in den beiden Artikeln auch dargestellt wird: Ein großes Problem dabei ist, dass dann vieles im Namen des AP gemacht wird, was eigentlich mit der Grundidee nicht mehr so viel zu tun hat und viele Frauen manövrieren sich damit an den Rande der totalen Erschöpfung oder sogar hinein. Es ist wichtig sich selbst nicht in totaler Aufopferung zu verlieren. Etwas worauf Nicola im Buch auch immer wieder sehr deutlich (und liebevoll) hinweist).
Da das nun grob geklärt ist, bleiben wir ab jetzt beim Buch und gehen ein bisschen ins Detail, was die großen Kapitel betrifft.
Artgerecht schwanger
Ein kurzes Kapitel, das vor allem beruhigt, mit ein paar Ammenmärchen aufräumt (die werden im ganzen Buch immer wieder aufgenommen, genauso wie sich Zitate von Müttern/Eltern finden unter der Überschrift: „Was ich gern vorher gewust hätte“, beides sehr hilfreich und beruhigend) und darauf eingeht, dass Frau vor allem keinen Stress haben soll, davon ausgehen darf, dass erst mal alles gut ist und dass sie ja sich in der Regel körperlich und geistig betätigen darf und soll, aber bloß nicht für sich den Anspruch haben soll noch „volle Leistung“ zu erbringen. Viele Frauen schaffen keinen „normalen“ Berufsalltag mehr, einige schon. Wobei Nicola schon darauf hinweist, dass unsere normalen Berufsalltage in den meisten Fällen auch unschwanger und ohne Baby schon alles andere als artgerecht sind… Wasser auf meine Mühlen.
Artgerecht zur Welt kommen
Ein Plädoyer für Selbstbestimmung und um selbstbestimmt gebären zu können braucht es erst mal eine Runde Informationen. Es ist immer noch ein kurzes Kapitel, aber eins, das in meinen Leseraugen mehr gute Tipps liefert als ein ganzer Geburtsvorbereitungskurs. Medizinischen Background zur Geburt gibt es genauso wie Entscheidungshilfen bei der Wahl des Geburtsortes und ein paar Worte zu den Klassikern wie PDA und Kaiserschnitt. Und warum das „leider“ in unserer Kultur mittlerweile Klassiker sind.
Und da kann ich ja schon wieder die hand heben. Eine PDA hatte ich auch. Und mir war zum Beispiel nicht klar, dass die mir nicht nur den Schmerz erträglicher macht und als Nebenwirkung mir das Pressen leider auch erschwert (das wusste ich beides), sondern auch, dass dadurch die Hormonausschüttung bei dann geschaffter Geburt abgeflacht wird. Das Bonding kann daduch beeinflusst werden. Muss nicht. Kann. Ich sage: Ich hab das gemerkt. Denn wie ich im Geburtsbericht schon schrieb: Da war nix mit Euphorie und Glücksgefühl und Liebe. Ich war emotional eigentlich nur erleichtert, alles andere war kognitive Arbeit: Faszination, Neugier und ich wusste ja, was ich zu tun hatte: Baby umarmen und liebhalten, streicheln und dann auch anlegen und so. Instinktiv hätte ich davon eventuell bedeutend weniger gemacht… Die große Liebe zum Kind ließ bei mir deutlich auf sich warten. Wir mussten uns erst kennenlernen. Ob das alles die PDA war? Wer weiß. Aber ich habe es gelesen und mir sofort gedacht: „Ui. Na das erklärt einiges.“
Es geht noch eine Runde ums Bonding, also den initialen Beziehungsaufbau nach Geburt und eine schöne Überschrift nennt sich „Zeit statt Zeug“, zum Thema, was man so als Erstausstattung für ein Baby im Wochenbett braucht. Ich kann für mich sagen: Was hatte ich für ein Glück! PDA hin oder her, beim Bonding lief alles perfekt bei uns. Tolles Krankenhaus (Josefs-Hospital Dortmund). Ich glaube, hätte man mir Merle weggenommen, ich hätte mit ihr gefremdelt… Gut gemacht! Zum Thema Bonding empfehle ich an dieser Stelle noch dieses Feature auf WDR 5. Mir kamen dabei die Tränen. Es kann viel schief gehen allein schon durch zweifelhafte Krankenhausroutinen und ich bin irre dankbar, dass das bei uns nicht der Fall war.
Artgerecht ernähren
Eine Runde allgemeine Stillberatung in Buchform. Medizinisch-anatomische Grundlagen, stillen ist nicht nur füttern sondern eben „stillen“ als beruhigen, Nähe, Ort sich abzureagieren (für das Baby ) . Es werden die üblichen Probleme behandelt, Nicola erklärt wunderbar, weshalb Stillen optimal für Baby UND Mutter ist, gesundheitlich wie auch emotional und auch praktisch zumal natürlich im Vergleich zu Flaschenfütterung. Beikost wird kurz angerissen, ist aber in diesem Buch kein Schwerpunkt, da es um ganz kleine Babys geht. Für mich war das wunderbar, um zu sehen: Wir sind auf dem richtigen Weg, was unsere Verabschiedung vom Zufütern angeht, ich mich aber umgekehrt aber auch nicht schlecht fühlen muss, weil Vollstillen nicht von Anfang an geklappt hat sondern erarbeitet werden musste. Denn, das sagt Nicola auch: Stillen will gelernt sein. Und wer da noch nicht mal jemandem vorher wirklich zugucken konnte, der guckt eventuell etwas dumm aus der Wäsche, wenn es dann buchstäblich nicht läuft.
Artgerecht schlafen
Thema Familienbett und insgesamt aber ein Kapitel, das immer wieder betont: Schlaf hat Priorität eins! Absolut! Babys schlafen eigentlich so viel, dass für die Mutter genug Zeit ist, auch zu schalfen. Was das dann bei uns oft verhindert, ist die Tatasache, dass die Mutter mit dem Baby so lang allein ist. Hilfe annehmen ist hier wie in allen anderen Kapiteln auch ein großes Stichwort. Begreifen lernen, dass es einen Clan braucht, ein Dorf, um ein Kind artgerecht großzuziehen, ohne dabei die Mutter (und den Vater) total auszubrennen. Babys sind nicht dafür gemacht allein zu schlafen. Wenn sie sich darüber beschweren also schreien, wenn man sie ablegt und allein lässt, ist das das natürlichste der Welt, denn evolutionsbiologisch ist abgelegt werden existenzbedrohend. So lange haben wir noch keine gut beheizten Häuser, sicher vor Wetter, Getier oder auch anderen bösmeinenden Menschen. Der sicherste Ort für einen Säugling, der sich weder selbst gut wärmen, noch ernähren noch von der Stelle bewegen kann, ist natürlich so nah wie möglich bei der Bezugsperson. Und das ist in der Regel auf bzw. im Arm. Logisch, oder? Aber auch hier: herrlich undogmatisch. Das Familienbett ist erst mal ein super Ansatz aus genannten Gründen, es gibt aber durchaus Babys, die von Anfang an oder zumindest rasch besser allein schlafen, weil sie so ihre Eltern nicht wachhalten oder von ihnen wachgehalten werden. Nicht jeder schläft so still und reglos wie ein Stein. Ausprobieren und verstehen, weshalb da Nähe gesucht wird, vor allem in der höchst angreifbaren Situation des Schlafs.
Ich dachte mir dabei: So gesehen ist es kein Wunder, dass viele kleine Kinder Angst vorm Monster unterm Bett haben. Denn vor einigen Jahrhunderten oder Jahrtausenden war das Monster hinterm Busch, wenn man allein schalfen musste eine echte Bedrohung.
Das Schlafkapitel ist ein Großes entsprechend der Gewichtung: Schlaf hat Priorität eins! Dementsprechend ist da weit mehr, als ich hier erwähnt habe.
Artgerecht tragen
Oder auch „artgerechte Mobilität“, wobei es hier sehr ums Tragen geht, denn dafür sind Babys gemacht. Sie kommen auf die Welt, anatomisch dafür ausgelegt getragen zu werden und auch der Erwachsenenkörper insbesodere der der Frau ist darauf ausgelegt ein Baby zu tragen. Anstrengend bleibt es, drum werden auch verschiedenen Tragehilfen vorgestellt: Tragetücher, Slings und Full-Buckle-Tragen, das sind die mit den Clipverschlüssen. Nochmals: Hier geht es um Möglichkeiten, dem Kind gerecht zu werden, es zu verstehen und somit seine Bedrüfnisse wahrzunehmen und mit ihm zu kommunizieren: „Ich sehe, was du brauchst.“ Ich trage Merle auch und finde das ziemlich super. Gleichzeitig ist sie – mittlerweile! – ein Baby das auch gern im Stubenwagen umhergeschoben wird und auch den Kinderwagen ziemlich super findet, um darin zu schlafen (solange er fährt), Stichwort: „Nimm mich mit und lass mich bloß nicht zurück!“ Also lasse ich sie auch darin schlafen und packe sie nicht ständig in die Trage. Das ist meine persönliche Freiheit. Ist sie besonders nähebedürftig, ist die Trage aber ganz (artgerecht-)lehrbuchmäßig auch bei uns Mittel der Wahl.
Artgerecht sauber
Und damit ein Kapitel, das auseinander nimmt, warum Windeln für uns so praktisch sind (Stichwort wieder nicht artgerechte lebensweise der Erwachsenen mit zu wenig Zeit und zu viel Betreuung an einer Person) aber Babys eigentlich schon ziemlich gut darin sind ihr Geschäft dann zu machen, wenn der Popo belüftet ist, denn auch Babys liegen nicht gern in ihren Exkrementen. Da haben wir es, das Windelfreithema aus dem Namen des Blogs. Mir war das völlig neu, dass man schon Babys abhalten kann, ich kannte das nur von Kleinkindern. Ich dachte, sie haben einfach keine Kontrolle über ihre Ausscheidungen. Aber es macht Sinn, dass sie das doch haben. Allerdings ja, deutlich begrenzt im Vergleich zu älteren Kindern. Die Babys sind also nicht als Säuglinge schon sauber, aber man kann mit dem Abhalten prima darauf einwirken, dass das Baby gar nicht erst verlernt anzuzeigen, wann es mal muss, um es dann später mühsam wieder zu erlernen, wenn es aufs Töpfchen/aufs Klo gehen soll.
Nochmal: undogmatisch. Es geht nicht darum Windeln zu sparen oder den Wettbewerb für das Baby, das als erstes trocken ist zu gewinnen. Es geht um Kommunikation. Darum, dass das Baby merkt, dass auch dieses ja wirklich dringliche Bedürfnis von seinen Bezugspersonen wahrgenommen wird und man ihm hilft eben nicht im eigenen Kot und Urin zu liegen. Das kommt dennoch vor, je kleiner die Babys wohl auch desto öfter, denn tatsächlich muss die Schließmuskelkontrolle noch (besser) erlernt werden und so kleine Würmchen können auch nicht lang einhalten.
Wir haben das Abhalten ausprobiert, weil Merle wund war und Blähungen hatte. Und siehe da: Sie fand es großartig! Sie freut sich, wenn sie freiluftpinkeln kann und auch wenn sie ihren Stuhlgang so loswerden kann. Es war… geradezu erschreckend, wie toll sie das fand. Etwas, was ich von anderen Eltern gelesen hatte. Dass die Kinder sich so freuen und die Kommunikation dadurch wirklich gewinnt. Kann ich bestätigen. Ebenso kann ich bestätigen, was Nicola beschreibt: Es klappt nicht immer. Zum Beispiel nicht, wenn das Baby abgelenkt ist mit einer neuen Fähigkeit. Als Merle ihre Faust entdeckt hat, war das hier zum Beispiel so. Sie hat nicht mehr angezeigt, wann sie musste (normalerweise grunzt und stöhnt sie dann recht typisch). Aber das kennt man ja auch von älteren Kindern (vielleicht sogar noch von sich selbst damals? ). Wenn gespielt wird, wird gern vergessen, dass man mal wieder aufs Klo müsste.
Artgerechte Betreuung und artgerecht leben
Die letzten Kapitel. Und hier wird noch mal ganz deutlich gesagt: Unsere modernen Lebensumstände machen vor allem diese Punkte verdammt schwer, die anderen obigen auch, aber diese besonders.
Es braucht ein Dorf um ein Kind großzuziehen
Ist eine Weißheit, die Nicola im Buch immer wieder anbringt und was sie auch auf die Frage, was denn nun artgerecht für Babys sei, in diesem Artikel direkt zu Anfang antwortet. Denn letztlich ist es doch wahr: Globalisierung und Social Media hin oder her, die allermeisten sind doch ziemlich allein, wenn nicht sogar ein bisschen oder ein bisschen mehr einsam in ihren Wohnungen. Eine Mutter ist nicht dafür gemacht ein Baby 8, 10 oder mehr Stunden allein zu betreuen. Aber die meisten Mütter oder Väter bei uns müssen das. Einige schaffen das besser als andere. Viele schaffen es zumindest immer mal wieder nicht. Es nicht zu schaffen heißt, überfordert zu sein. Zu Weinen. Tatsächlich keine Zeit für die eigene Körperhygiene zu finden. Das Gefühl zu haben einen Lagerkoller mit Kind zu kriegen. Es nicht zu schaffen fängt nicht erst damit an da Kind zu vernachlässigen oder gar grob zu werden. Selbst das gefühl zu haben nicht mehr zurecht zu kommen, das reicht schon.
Da ist er also wieder: der Clan, das Netz, die Gemeinschaft. Auch dafür gibt es das von Nicola mit initiierte artgerecht-Projekt. Um Eltern die dafür nötige Vernetzung zu erleichtern. Je nach dem, wo man wohnt, sage ich, geht das damit dann leichter oder auch nicht.
Illustrationen von Claudia Meitert. Wunderschön, wenn ihr mich fragt!
Fazit
Das Buch hat mich abgeholt und an die Hand genommen. Es tat unheimlich gut, vor allem eben auch immer wieder zu lesen, dass ich mir die Anstrengung nicht einbilde, mich nicht anstelle und dass das zwar die Regel ist, aber eben nicht normal im Sinne von gesund. Wenn ich es zum Beispiel mit dem Mami-Buch, dem rosa-kuschligen Klassiker vergleiche, der ja auch die Schwangerschaft und die ersten 10 Monate nach der Geburt mit begleitet, nun, da liegt dieses Buch sowas von vorn, auch ohne tolle Bauch-Verlaufsfotos. Die braucht es nicht. Und es ist auch so hübsch, mit wenigen, aber sehr liebevollen, modernen Illustrationen. Was ein wenig in meiner Feministinnenseele schmerzt – was ich aber schon vorher wusste, denn ab einem gewissen Punkt ist es einfach doch Biologie – ist, dass gerade im Säuglingsalter eine Gleichberechtigung und auch Gleichverpflichtung der Partner nicht möglich ist. Frau ist schwanger. Frau gebiert. Frau stillt. Der Partner ist Unterstützer, der dadurch nicht weniger wichtig wird (eben weil niemand dafür gemacht ist dieses Mammutaufgabe allein zu bewältigen), aber gesellschaftlich wird es spätestens mit einem 1 Jahr alten Baby dann hart. Dann dann endet in der Regel das Elterngeld und auch die Mutter muss wieder arbeiten, wenn sie vorher 12 Monate pausiert hat. Stillen wird damit enorm verkompliziert. Das Thema Bindung ebenfalls.
Und so ist es Hauptaufgabe moderner Eltern den Bedürfnissen ihrer Kinder – und ihrer selbst! – gerecht zu werden. Es ist warm, trocken und in der Regel auch satt und sicher bei uns. Unsere begrenzende Ressource ist Zeit und damit leider sehr oft auch Nähe, Aufmerksamkeit und Miteinander.
Das Buch hilft sich in dieser Situation zu orientieren und vielleicht auch besser aufzustellen. Das finde ich, ist sogar mehr wert als die Tipps zum Stillen und Tragen.
Ein wie ich finde perfekter Wintersalat: saisonal, günstig, schnell und super lecker.
So schnell, so einfach. Das passt gerade super in unseren Babyalltag. Und günstig und gesund nehme ich doch immer gern mit.
Zutaten
1 mittelgroße bis große Rotebeete
3-4 mittelgroße Möhren
2 eher kleine Äpfel
handvoll Walnüsse oder etwas Öl
Die größen sind nur Richtwerte. Bei diesem Rezept kommt es nicht auf genaue Grammzahlen oder Verhältnisse an. Sind die Äpfel sehr süß, passt noch etwas Zitronensaft dazu, sind sie sehr sauer, dann ein Schlückchen Ahornsirup oder Honig.
Zubereitung
Alles bis auf die Walnüsse rapseln oder mit einer Küchenmaschine auf Möhrensalatformat zerkleinern, durchmengen, locker in der Hand zerdrückte Walnüsse darüber streuen und schon fertig. Mit der Küchenmaschine (oder einem Thermomix) geht der Salat super schnell, da dauert das Putzen des Geräts länger, als das Zerkleinern. Auch deshalb mache ich gern diese eher große Menge, damit es sich lohnt. Auf dem Bild seht ihr die Hälfte des gesamten Salats.
Ja. Das war’s schon. Guten Appetit!
P.S.: Wer es nicht weiß, der sei gewarnt: Rotebeete in dieser Menge färbt und zwar bis zu den Endprodukten am nächsten Morgen. Nicht erschrecken. Alles ist gut.
Und um es für euch noch hilfreicher und fundierter zu machen, habe ich für diesen Artikel mit Stefanie Rebou, der Still- und Trageberaterin von der Trageberatung Nesthäkchen zusammen gerabeitet. Mit ihrer Kollegin Irina Bahouri hatte ich ja schon für die Trageberatung das Vergnügen und war so froh sie gefunden zu haben.
Irgendwie fühlt sich das hier an wie Geburtsbericht reloaded. Denn dass Stillen so eine individuelle und irgendwie komplizierte Sache ist, hätte ich nicht gedacht (so wie für mich ja einiges doch ziemlich anders war als gedacht). Aber wie die Überschrift schon sagt: Hey, wir sind angekommen! Happy End für Merle und mich. Beziehungsweise Happy Milestone. Ich hoffe, dass die ein oder andere Mama in einer ähnlichen Situation hier ein paar Hilfen findet. Denn so viele haben mich gefragt, wie ich das gemacht habe, das Vollstillen nach vorherigem Zufüttern. Das Bedürfnis ist wohl also groß, genauso wie die Unsicherheiten. Für die meisten gilt: Einmal Fläschchen, immer Fläschchen und aus Zufütterung wird dann meist sehr rasch ein mehr oder weniger unfreiwilliges Abstillen. Mein Beispiel zeigt, dass das nicht so sein muss, ich aber viel dafür tun musste, um an dieses Ziel namens Vollstillen zu gelangen.
Aber direkt zu Anfang: Es gibt nicht DIE Lösung und DAS Happy End. Das hier ist meine Geschichte, komplettiert mit allgemeinen Tipps aus der Stillberatung. Jedes Mutter-Kind-Team hat seinen eigenen Weg und nicht für alle ist Vollstillen dabei erklärtes Ziel. Ich sage: Das ist zwar schade, weil Stillen soooo viele Vorteile hat, für Mutter und Kind, vor allem gesundheitliche, aber da ich selbst etliche Wochen alles andere als Freude am Stillen hatte, kann ich sehr gut verstehen, wenn sich Mütter für einen anderen Weg entscheiden. Hier geht es aber nun eben darum, wie es laufen kann, wenn man sich wünscht stillen zu können und es nicht einfach „von allein“ klappen will.
Wie? Wieso ist Stillen denn kompliziert? Brust raus, Baby dran und lass es nuckeln! Wo ist das Problem?
Theoretisch gibt es da kein Problem. Praktisch ist Stillen gar nicht so einfach. Vor allem wohl auch deshalb, weil es kaum Stillvorbilder gibt, bei denen frau sich das hätte abgucken können. Oder wie oft konntet ihr schon zuschauen, wie ein Baby angelegt wird? Also so richtig? Nicht nur halb aus dem Augenwinkel, weil „man da ja nicht so hinguckt“. Bei mir hat sich die Erfahrung auf diese Augenwinkelschmulereien beschränkt. Zum Glück haben mir meine lieben Leserinnen auf Instagram empfohlen mir bei YouTube mal anzugucken, wie man ein Kind anlegt. Suchbegriff: „Latch on“
Erste Reaktion meinerseits: Was es nicht alles auf YouTube gibt! Ich musste mich da erst ein bisschen dran gewöhnen. Nicht aus Prüderie, sondern einfach, weil es mir fremd war Frauen bei soetwas Intimen zuschauen zu können. Es hat sich doch sehr voyeuristisch angefühlt, war aber definitiv hilfreich. Wenn auch die meisten Frauen einfach sehr viel größere Brüste haben als ich und die dem Baby ganz anders angereicht werden können, als ich das kann.
Ein guter Start ist wichtig
Generell gilt für alle Mütter, egal mit welcher Anatomie und auch wenn es schon Stillvorbilder gab: Idealerweise gibt es am Entbindungsort schon Stillberatung, denn dort hat man dann Erfahrung mit allen möglichen Brüsten, Problemen und Problemchen. Ich hatte das und wäre ohne diese Hilfe wohl ehrlich verzweifelt. So hat man mich gut abgefangen. Ein solch „babyfreundliches“ Krankenhaus zu finden (das Prädikat ist tatsächlich an ein Zertifikat gekoppelt), kann je nach Region leider schwierig sein. Sich umzuhören lohnt sich dann noch mal mehr.
Mit Entlassung nach Hause oder auch bei einer Haus- oder Geburtshausgeburt tut es gut eine Nachsorgehebamme zu haben, die sich mit Stillen auskennt. Leider ist das sehr oft nur sehr begrenzt der Fall. Stillen ist für Hebammen nicht Hauptarbeitsbereich. Aber vielleicht weiß die Hebamme dann ja, an welche Stillberatung man sich wenden kann. Da aber sowohl Hebammen teils schwer zu bekommen sind und Stillberatung noch mal mehr, empfiehlt es sich auch da sich frühzeitig schlau zu machen.
Und, eben weil das so ist, auch deshalb schreibe ich diesen Artikel für euch.
Alles steht und fällt mit dem Stillen
Das sage ich jetzt und es gilt für uns hier. Ich habe mich vor der Geburt kaum informieret, weil ich auch dachte: „Na, kann ja nicht so schwer sein und wenn es nicht läuft, ja, dann gibt es eben Fläschchen. Wo ist das Problem?“ Nun, es gab einige.
So stellt man sich das doch vor, oder? Abgefüttertes Baby schläft sein Milchkoma auf Mama aus, die kann dabei schön die Füße hochlegen und mitdösen. Oder lesen. Oder das Baby dann ablegen. Haha. Nun, fast. Bzw. bei uns erst so ab Woche 10 und später möglich.
Tagesrhythmus. Vorgegeben durch Babys Hunger. Nachtrhythmus im übrigen auch. Wir stillen nach Bedarf und nicht nach Uhrzeit, was ich auch als für mich einzig gangbaren Weg erlebt habe. Nach Uhrzeit bedeutet das Baby weinen zu lassen, wenn es noch nicht so weit ist laut Stundenplan. Denn das mit dem Hinauszögern, das geht bei einem geduldigen Baby wie unserem (und das ist Merle!) vielleicht ein paar Minuten, aber mehr nicht. Und das auch erst seit sie mehr von ihrer Umwelt wahrnimmt, also im Wochenbett noch nicht.
Da wir grad vom Schlafen sprechen: Ruhe reinbringen, hieß es immer wieder. Und das ist auch wichtig. Wenn das Baby aber nicht satt wird, hilft das dunkelste Zimmer, schweigen oder die sanfteste Stimme nichts. Und mit schmerzenden Brustwarzen schläft auch die Mama nicht einfach weiter. Aber vor allem nachts wird die Milchmenge für den Folgetag geregelt. Das ist mit ein Grund, weswegen empfohlen wird durchschlafende Neugeborene zu wecken, um sie zu stillen. Damit die Milchmenge nicht unfreiwillig zurück geht. Wir haben anfangs auch nachts fast stündlich gestillt. Da musste einiges hochgeregelt werden. Sehr häufiges Stillen nennt sich Clusterfeeding und ist für viele Babys völlig normal nachmittags und gen Abend: Milchmenge einstellen. Volltanken für die Nacht, um mehr schlafen zu können. Babys wollen auch schlafen. Die Evolution will auch, dass die Mutter nicht total am Stock geht, also macht das Sinn. Hunger (und Durst!) sticht allerdings Schlaf.
Blockfeeding. Gehört auch zum Schlafen. Beim Blockfeeding wird über eine gewisse Zeit (nachts hier) nur eine Brust angeboten. Das ist nachts super, weil man das Baby nur ranziehen und kein Licht machen muss. Weiterschlafen oder zumindest dösen dadurch enorm erleichtert. Für beide. Blockfeeding wirkt sich aber negativ auf die Milchmenge aus. Also nichts für jemanden, der mehr Milch haben möchte. Deswegen musste ich (und muss ich immer noch) Merle nachts immer umlagern, damit sie abwechselnd links und rechts angelegt werden kann. Das macht die Nacht deutlich rauer.
Persönliche Freiheiten und Termine. Wenn das Baby jede Stunde trinken will, kann Mama nicht mal eben vor die Tür gehen bzw. nur SEHR kurz. Ich war in den letzten 3 Monaten 3x allein unterwegs. Das war zu Fläschchenzeiten. Nur gestillt wäre das gar nicht gegangen. Ich war bei dm. Mehr war nicht drin. Auch für Termine, bei denen Merle mitkam (Arzt, Freundin ein paar Straßen weiter besuchen) war immer klar: ich werde dort stillen – und wenn ich Pech habe auch unterwegs. Es ist Winterzeit. Letzteres wollte ich deshalb echt vermeiden. Einmal habe ich in der Trage stillen müssen. Was nur ging, weil mir eine Freundin geholfen hat. Ich hatte vorher nicht geübt und musste einfach. Wir waren mitten im Waldspaziergang.
Verständnis für das Baby
Nicht vergessen: Stillen ist nicht nur füttern, sondern auch Durst löschen! Und Beruhigung, Trost und generell Nähe. Hunger ist ein mächtiges Gefühl, Durst noch viel mehr. Wenn da die Menge also nicht stimmt, könnt ihr euch vorstellen, weshalb Babys da teilweise ganz schön heftig nach mehr verlangen. Und wer so frisch auf der Welt ist, hat auch eine Menge zu verarbeiten, und nachvollziehbarerweise ab und an oder auch öfter das Bedürfnis sich zu verkriechen. Und an Mama ist das noch am nächsten dran, wenn man Heimweh nach dem vorherigen Uteruszuhause hatte. Dauerstillen ist körperlich und emotional Schwerstarbeit, auch wenn man nur sitzt oder liegt. Wann immer ich am Limit war, hat mir das enorm geholfen: mir mein Baby anzusehen und mich daran zu erinnern, dass es für sie nicht leichter ist und ich zumindest den Vorteil habe, die Situation kognitiv einordnen zu können und zu wissen: Es wird besser werden! Das weiß ein Baby nicht. Für es ist erst mal alles schwerer: Schwerkraft, Atmen, Verdauung, Wärme und Kälte… alles. So gesehen eigentlich irre, dass nicht alle Babys permanent an die Brust wollen, so als Ersatznabelschnur
Verständnis für sich selbst
Im selben Kontext dabei aber auch enorm wichtig, mit sich selbst liebevoll zu sein, nachsichtig und wohlwollend. Die ersten Wochen sind für die meisten hart und für viele härter. Wann immer möglich, tat es gut, mich daran zu erinnern, dass für mich jetzt auch alles anders ist. In gewisser Weise beeltert man sich dabei selbst. Und es ist keine Schande, wenn man nicht mehr kann, sich auch jemanden zu wünschen, der einen in den Arm nimmt und die Welt aussperrt. Aber es wird besser. Versprochen.
Gerade beim Stillen haben viele Mütter geradezu Angst ihr Baby nicht satt zu bekommen. Bei den allermeisten ist das unbegründet. Rückblickend betrachtet: Auch bei uns drohte keine echte Gefahr einer Gedeihstörung. Aber es war so hart, – für mich eher körperlich als emotional/mental, aber da hat jede Frau ihre eigenen Grenzen – dass ich glauben wollte, was ich befürchtete und was auch von außen an mich herangetragen wurde: Ich hatte wohl zu wenig Milch. Das „zu“ in diesem Satz war falsch. Ich hatte wenig Milch. Und ein gieriges Baby. Was verständich ist, so ein kleines Vögelchen, wie sie war.
Kleine Brüste, wenig Milch?
Ein Klassiker unter den Vorurteilen und zum Glück einer, den ich schon als Ammenmärchen kannte. Ich habe eine kleine Brust, ja, aber, dass wir solche Startschwierigkeiten hatten, hatte damit so gar nichts zu tun.
Auch dass in meiner Familie alle Frauen Probleme mit dem Stillen hatten und Fläschchen genommen haben, sagt nichts über die Fähigkeit zu stillen aus, sondern mehr darüber, dass auch sie zu wenig Unterstützung hatten.
Unsere Stillprobleme
Nun wir hatten leider mehrere: Sehr schmerzhafter Stillstart mit extrem empfindlichen Brustwarzen. Ein Luftzug tat so weh wie an empfindlichen Zahnhälsen. Die Nippel waren wund, lila, pustelig. Deshalb haben wir von der Stillberatung Stillhütchen bekommen. Die Beratung rund um korrektes Anlegen und verschiedenen Positionen hatte es vorher schon gegeben. Das hat erleichtert und war auch mit Hütchen noch bitter nötig.
„Bissiges“ Baby. Merle hat von Anfang an sehr fest gesaugt und heftig gekaut. Letzteres macht sie jetzt immer noch, wenn sie frustriert ist, wenn nicht so viel Milch kommt, wie sie sich das wünscht. Starkes Saugen is trst mal nicht schlecht. Sie trinkt sehr effektiv, das Gegenteil wäre schwieriger. Aber das war und ist oft immer noch noch mal schmerzhafter. Als Stillanfängerin musste ich höllisch aufpassen, dass ich sie richtig anlegen konnte, weil ich dafür nur einen Sekundenbruchteil Zeit hatte, bevor sie zugeschnappt hat. Auch hier haben die Stillhütchen Linderung veschafft. „Meine Protektoren“ hab ich die Dinger oft genannt und mir manchmal gewünscht, sie wären aus Metall. Oder zumindest Hartplastik.
Wenig Milch bzw. weniger Milch, als das Baby wollte. Denn dass es nicht tatsächlich wenig war, wurde allein dadurch deutlich, wie viele schwere, nasse Windeln wir täglich hatten. Das hat mich immer enorm beruhigt. Nichts desto trotz wollte Merle einfach ständig an die Brust. Über Wochen. Nach 4 Wochen habe ich ja dann vollkommen erschöpft weinend kapituliert. Ich war mit unter 4h Schlaf pro 24h so übermüdet, dass auch meine Geburtsverletzungen nicht gut heilen konnten. Gynäkologin und Hebamme rieten zum Zufüttern. Ich habe angenommen. Und: Ich würde es wieder tun. Denn:
Teufelskreis Stress und Milch. Stress ist absolutes Gift für die Stillbeziehung. Mehr Milch macht das nicht, ganz im Gegenteil. Und weniger Milch führte zu noch häufigerem Anlegen und dadurch noch weniger Schlaf (und mehr Schmerzen). Die Entlastung durch die Fläschchen und den Schlaf dadurch waren Gold wert. Für alle Beteiligten. Trotz der Nebenwirkungen. Denn richtig gut vertragen hat Merle die Pre-Milch nicht. Deshalb war sehr schnell für mich klar: Die Flasche soll wieder weg. Sobald wie möglich.
Später Milchspendereflex. Ich dachte früher, das hieße Milcheinschuss. Das ist aber tatsächlich nur das, was uuuungefähr an Tag 3 post partum passiert, wenn die Brüste endlich auf normale Milchproduktion schalten. Der Milchspendereflex ist das, was passiert, wenn das Baby trinkt und die Brust in dem Moment die Milch freigibt und anfängt zu produzieren. Die Milch schießt dann ein (und bei starkem Milchspendereflex sogar aus der Brustwarze heraus), deshalb ist „Milcheinschuss“ auch nicht so ganz falsch. Vor dem Milchspendereflex kommt nichts aus der Brust heraus oder nur wenige Tröpfchen. Mit bzw. nach Milchspendereflex kommen kleine Strahlen heraus. Einige Frauen bekommen einen Milcheinschuss/Spendereflex, wenn sie ihr Baby weinen hören (oder auch ein anderes Baby) oder es nur ansehen. Er lässt sich stimulieren durch Massage der Brust vor dem Anlegen, Stimulierung der Brustwarze oder Schütteln der Brust. Aber… nicht bei allen Frauen. Bei mir zum Beispiel gar nicht. Er kommt, nachdem Merle ein paar mal gesaugt hat. Mit der Pumpe ist es ein totaler Akt und funktioniert nur, wenn die Brust sehr voll ist. Und auch wenn Merle trinkt, gilt: je mehr Zeit die Brust hatte, um schon mal wieder nachzuproduzieren, desto schneller der Milchspendereflex. Bei exzessivem Clusterfeeding über viele Stunden und vor allem, wenn ich dann schon müde bin (also abends), dauerte es mehrere Minuten, bis die Milch anfing gut zu fließen. Merle wurde dadurch frustriert und teils richtig sauer. Brust anbrüllen, verprügeln und Nippelbeißen. Macht viel Spaß, wenn man schon total müde ist und sowieso wunde Brustwarzen hat… Dieser späte Milchspendereflex vor allem abends hat bei uns dazu geführt, dass ich erst sehr spät die Stillhütchen loswerden konnte, weil Merle vor Frust so gebissen hat oder mit Nippel zwischen den Kauleisten den Kopf geschlenkert hat (also wollte sie die Brust beuteln), dass ich meine Protektoren wirklich brauchte.
Stillhütchen. Sind Teil der Lösung für uns gewesen, aber auch Teil des Problems. Das Baby entleert die Brust effektiver ohne Hütchen, das heißt, ohne Hütchen hätte ich schneller mehr Milch haben können. Stillhütchen verlangen wie alle künstlichen Sauger außerdem vom Baby eine andere Saugtechnik als am baren Busen. Je jünger das Baby, desto mehr Probleme kann das machen, was sich dann Saugverwirrung nennt. Damit hatten wir zum Glück wenig Last, Merle ist nicht wählerisch mit dem, woran sie nuckeln und trinken darf.
Fläschchen. Trotz extra schwergängigem Sauger in extra Nippelform (wir hatten schließlich das System von Medela, vorher das von NUK, aus dem kam die Milch aber viel zu schnell), hat Merle nach den Fläschchen gemeckert, wenn sie an die Brust sollte, zumal wenn dann der Milchspendereflex noch verspätet kam. Ein Säugling kann kognitiv noch nicht wirklich viel, aber sein System ist auf maximale Entwicklung ausgelegt und damit ist Energie enorm kostbar. Die kleinen Menschen kriegen schnell spitz, dass sie ihr Futter ja auch einfacher bekommen können als aus Mamas Brust, an der sie teilweise ja richtig arbeiten müssen. Das ist dann auch Saugverwirrung. Nicht nur weil der Sauger anders ist, sondern auch weil die Milch aus der Brsut schwerer herauszubekommen ist und das Baby dann frustriert ist und nach dem einfachen Fläschchen verlangt. Da wird dann oft gesagt: „Es hat sich selbst abgestillt“, denn ja, das Baby bevorzugt dann die Flasche. Aber nicht, weil es keine Muttermilch wollen würde. Es will einfach energieeffizient sein. Da dann dran zu bleiben und weiter die Brust anzubieten, kann ganz schön Nerven kosten. Viele babys sind dann wirklich sauer, wenn die Milch nicht so läuft, wie sie es vom Fläschchen kennegelernt haben. Da jedes Unwohlsein mit Gebrüll quittiert wird, ist es unter Umständen dann eher schwer sehen zu können, ob das Baby aus Hunger schreit, oder aus Frust. Im Zweifel stimmt beides, denn es müsste über den Frust hinaus gehen, um wieder satt zu werden. Wirklich nicht leicht für die Mutter am anderen Ende der Brust.
Nachträgliche: Anmerkung: Statt mit Fläschchen kann auch mit Becher oder Brusternährungsset gefüttert werden, das senkt das Risiko für Saugverwirrung an der Brust. Wir haben die Fläschchen genommen, weil wir in der Situation so gestresst waren, dass wir einfach das genommen haben, was wir schon daheim hatten. Sonst wäre es wohl Becherernährung geworden.
Futterverwertung. Das ist eher eine Mutmaßung an dieser Stelle, denn es lässt sich nicht nachprüfen. Man kann aber ein paar Dinge beobachten: Ich bin sehr schlank und muss TONNEN essen, um zuzunehmen. Merle war ebenfalls ein sehr schlankes Neugeborenes. Sie ist meine Tochter, eine gewisse erbliche Komponente könnte also vorhanden sein, was die Gefräßigkeit angeht. Bei dem häufigem Anlegen und bei den vielen vollen Windeln (und dem häufigen Abhalten), liegt die Vermutung nahe, dass sie ein Vieltrinker ist und einfach viel braucht, um zuzulegen. Dass Babys unterschiedliche Milchmengen verlangen, ist bekannt und das schwankt teilweise auch bei kleinen Säuglingen um mehrere 100ml. Wir scheinen uns am oberen Ende zu bewegen. Aber wie gesagt Spekulation. Das hätte man mit einer Babywaage (vor und nach dem Stillen jeweils) auswiegen können, aber das habe ich nicht gemacht. Bewusst nicht. Das stresst in den allermeisten Fällen dann mehr, als dass es nützt. Und dass Stress Mist ist, das wusste ich ja schon.
Wahrnehmung von außen und Kommentare. Niemandem hier mache ich einen ehrlich Vorwurf. Wirklich ganz und gar nicht. Es ist eine Beobachtung. Alle haben gesagt, was sie gesagt haben, weil sie wollten, dass es uns gut bzw. besser geht. Niemand war schadenfroh oder besserwisserisch. Dennoch ist es aus meiner Position jetzt etwas, was ich hier unter Problematiken aufzähle. Es wurden etliche Ammenmärchen an mich herangetragen. Zum Beispiel, dass meine Brüste mit 6 Wochen post partum nicht noch mehr Milch produzieren können würden und ich mir deshalb keine Mühe mehr geben und nichts meher erwarten müsse. Was mit einmal darüber nachdenken Quatsch ist. Ein 6 Monate altes Baby z.B. braucht ja auch mehr Milch als ein 6 Wochen altes. Die Brüste passen sich über die gesamte Stillbeziehung hinweg an. Ich habe viel Zuspruch bekommen für die Fläschchen und öfter Unverständnis für das extrem häufige Anlegen. „Das kann doch nicht normal sein!“ Ich stimme halb zu. Nicht normal im Sinne von: Da war viel zu tun jenseits des Durchschnitts, aber es war nicht krankhaft. Das häufige Anlegen war nötig, um die Milchmenge hochzuregeln. Stillen funktioniert nach Angebot und Nachfrage. Merle wurde als Klette wahrgenommen. Übrigens auch von mir. Es ist auch die eigene innere Kommunikation, die viel ausmacht. „Du musst sie doch mal ablegen können!“ Nein. Muss man nicht. Das kommt. Beizeiten. Aber müssen tut ein Säugling erst mal herzlich wenig, außer dafür Sorge tragen, dass man ihn genug füttert, sauber und warm hält und bitte nicht zurück lässt. Lieb haben nicht vergessen.
Somit viele, viele Gründe, weshalb Stillen für uns alles andere als ein Selbstläufer war. Warum wollte ich denn dann so unbedingt vollstillen? Nun, weil Muttermilch erwiesenermaßen die gesündeste Nahrung für ein Baby ist. Stillen hat enorm viele gesundheitliche Vorteile für Baby und Mutter (letzteres war mir auch recht neu!): von stärkerem Immunsystem, über geringeres Krebsrisiko bei der Mutter, bis hin zu niedrigerem Diabetesrisiko für beide ist die Liste lang. Für die Entwicklung des Kiefers das Babys ist nichts so optimal, wie die bare Brust, deshalb wollte ich dann auch die Stillhütchen los sein. Davon ab ist Stillen, wenn es erst mal läuft, irre bequem, kostengünstig und tatsächlich – ich wollte es anfangs mit den Schmerzen wirklich nicht glauben – eine schöne Sache so als Schmuseeinheit. Ein weiterer Punkt war, dass Merle die Pre-Milch nicht so gut vertragen hat. Als wir sie loswaren, verschwanden auch die Blähungen und die nächtliche Unruhe.
Und nun:
Lösungen!
Hier seht ihr auch, wie ich das mache mit „Stillkleidung“. Meist trage ich ein Stillshirt drunter, sodass ich aufklappen kann, ohne am Bauch und Rücken selbst kalt zu werden (suuuuper wichtig für mich!). Den Pulli rolle ich hoch und klammere ihn mit einem Harbkrebs fest. Merle nestels oft an dem Ding herum, so wie hier.
Bestätigung! Ich sage bewusst nicht „Durchhalteparolen“, denn die haben mich eher fertig gemacht. Nur mit „Halte durch, es wird besser!“ konnte ich nichts anfangen. Das ließ mich passiv wartend zurück, ich fühlte mich hilflos der Situation ausgeliefer, wartend auf Zeiten, die vielleicht mit Besserung kommen würden. Angeblich. Bestätigung dagegen, also von anderen zu hören, dass das, was ich tue gut ist, das war psychologisch einfach nur Gold wert. Lob und Anerkennung für die Arbeit, die ich geleistet habe, denn das war es wirklich: Arbeit. Ein 24h-Job. Es tat einfach gut, zu hören, dass man sieht und merkt, wie sehr ich mich bemühe. Im Übrigen habe ich auch Merle immer gelobt für ihre Arbeit an mir. Beim Stillen habe ich sie gestreichelt und ihr gesagt: „Noch ein bisschen, trink noch etwas mehr, versuch es noch mal!“, denn wenn nichts mehr kommt, dann dockt sie ab. Dass sie aber möglichst vollständig die Brust entleert, war essentiell. Ich habe sie beruhigt und gelobt, dafür, dass sie dann doch immer wieder die Brust genommen hat, trotz des Frustes, weil es mit Fläschchen ja leichter ging. Und wie schön dann zu sehen, wenn die kleinen Fäustchen sich endlich entspannt haben.
Austausch. Mit anderen Müttern. Da ist man über Instagram auf mich zugekommen. Ich hätte gar nicht gefragt, denn was ich in meinem direkten Umfeld kannte, waren nur recht einfache Stillbeziehungen, bei denen ich immer das Gefühl hatte, wir sind die vom anderen Stern, bei denen es einfach nicht läuft. Oder Frauen, die dann eben abgestillt haben und Fläschchen gegeben haben und zwar aus nachvollziehbaren Gründen, allerdings auch – denke ich jetzt – aus einer gewissen Unwissenheit heraus, die ich ja hoffe mit diesem Artikel etwas beseitigen zu können. Es tat gut zu hören, dass andere da auch schon waren, wo ich gerade war und es tatsächlich vorbei ging. 1000 Dank an dieser Stelle!
Kein Stress. Ruhe reinbringen. Denn je mehr Stress, desto weniger Milch. Deshalb war das Zufüttern für uns eine Zwischenlösung, um überhaupt den Teufelskreis durchbrechen zu können. Ich brauchte dringend Schlaf. Und mit „Papa schiebt mit dem Kinderwagen um den Block,“ war es leider nicht getan. Abgesehen vom Zufüttern war dann zu späterem Zeitpunkt folgendes enorm hilfreich, um die Situation zu entstressen: NICHTS vornehmen außer „Wir kriegen das jetzt mit dem Stillen hin, ich bin jetzt Mama und sonst erst mal nichts, bis das läuft.“ Daran arbeiten, alles andere wird in der Prioritätenliste degradiert. Und zwar ziemlich weit nach unten. In gewisser Weise war das „Den Plan haben, keinen Plan zu haben.“ Ein Schritt nach dem anderen. Ich habe nicht mehr weiter als bis zum nächsten Füttern und bis zur nächsten Nacht gedacht. Hauptsache: Und weiter. Nach vorn. Zeit kommt und geht von allein. Mitfließen.
Um Hilfe bitten und diese annehmen. Freunde, die Essen vorbeibringen (Cordula, meine Heldin!) oder mal die Küche aufräumen. Mama war zu Besuch, zweimal jeweils für eine Woche. Generell nur auf 80% Leistung fahren. Die 100% werden zwischenzeitlich eh immer mal wieder abgefragt, z.B. nach einem Kinderarztbesuch und mehr als 100% ist nicht drin, bei der Dauerbelastung.
Die Nächte entstressen. Mir haben Hörbücher geholfen (mit Kopfhörern) beim Stillen, damit ich gar nicht erst in die Gedankenmühle gekommen bin von: „Oh, gleich schläft sie, meine einzige Möglichkeit auch mal 3h zu schlafen. Ich muss jetzt schlafen! JETZT!“ Dann nach dem Stillen Schäfchenzählen für Fortgeschrittene, denn Schäfchen sind zu stumpf, da schweift mein Geist ab. ABC: Obstsorten. Apfel, Birne, Clementine… bis Z. Oder Gemüse. Bäume. Schauspieler. Farben. Was auch immer. Meist bin ich nicht bis T gekommen. Hörbuch und ABC haben mir bei einem totalen Tiefpunkt sehr geholfen.
Clusterfeeding. Es war mein Alptraum, zumal am Anfang, aber es war die Lösung. Anlegen, anlegen, anlegen! Angebot und Nachfrage. Ich wollte es nicht hören, aber ich sage es nun auch: Weitermachen! Und jeden kleinen Erfolg feiern. Wir haben 3 Monate jeden Abend über viele Stunden geclustert. Erst seit Woche 12 habe ich Tage, an denen wir nicht mehr clustern. Wir legen aber immer noch fast stündlich tagsüber an. Wenn es mal 90min sind, dann freue ich mich sehr. Gaaanz langsam erarbeiten wir uns die viel besungenen und für uns noch völlig fremden Stillintervalle von alle 2-4h. Wir kommen vom Anlegen alle 5-20min (gerechnet ab Abdocken des Babys). Jetzt über 1h Pause zu haben, ist ein riesen Erfolg für uns. Und es wird weiter besser.
Stillhütchen. Wie schon erwähnt, haben die ihre Kehrseite, aber ich brauchte sie, um das exzessive Clustern überhaupt leisten zu können. Meine Brüste waren nur einmal blutig. Das hat mir gereicht. Mehr brauchte ich nicht.
Kuscheln, Tragen, Hautkontakt. Das hat bei mir tatsächlich sehr viel für die Milchproduktion getan. Tragen vorneweg, Hautkontakt tatsächlich bei uns am wenigsten. Man mag es glauben oder nicht, aber Merle steht da nicht so drauf. Ich hatte es oft gelesen, dass es vielen geholfen hat. Uns nicht. Merle ist gern in eine Decke gepackt und hält dann Händchen oder sucht sich ein Stückchen nackige Mamahaut zum Anfummeln. Das reicht ihr. Nackig wehrt sie sich und versucht abzurücken.
Fotos machen, ganz viele, süße Fotos machen. Wie jetzt? Nun, es war eine harte Zeit und ist es ab und an immer noch. Und die süßen Bilder die haben mir wirklich geholfen in den emotionalen Talsohlen, in denen ich übermüdet von einem brustprügelnden Baby angeschrien wurde, mich wieder aufzuraffen. Denn es stimmt: Wenn die kKeinen lächeln, dann weiß man, wofür man den ganzen Mist auf sich nimmt. Nur lächeln sie ja ausgerechnet dann nicht, wenn man es am dringendsten bräuchte. Fotos also!
Ui, was ist sie da noch winzig! 7 wochen alt. Da war ich seit drei Wochen mit Zufütterung dabei und habe gerade angefangen die Pre-Milch-Menge wieder zu reduzieren. Leider war nur eine Platte für mich. Da habe ich noch versucht etwas darauf zu achten, nicht zu arg zuzunehmen. Das hab ich ein paar Tage später dann verworfen.
ESSEN!!!Und keine sportlichen Ambitionen. Ich war ja nach der Geburt noch sehr motiviert, was mein Gesportel anging, und ich war froh, dass ich meinen Körper fast direkt nach der Entbindung wieder so hatte wie vorher. Wobei ich da schon gesagt habe: „Boah, nimm jemand meinen flachen Bauch, ich nehme dafür ein heiles Untergeschoss und schmerzfreie Brüste!“ It is all about what your body can do. Und meiner sah gut aus, konnte aber wenig. Ich mache derzeit nur Yoga und auch nur, wenn es grad passt, in der regel wenige Minuten. Das entspannt mich. Alles andere kommt später wieder. Sport kostet erst mal Energie und das konnte ich mir nicht leisten. Ein bisschen Bauchspecki war geblieben, und das wollte ich gern loswerden, aus Eitelkeit, ganz klar. Aber ein Kaloriendefizit, selbst ein nur kleines, hat sich nicht mit meinem Wunsch vollzustillen vertragen. Um genug Milch zu haben, musste ich tatsächlich deutlich in den Kalorienüberschuss gehen. Als ich zugenommen habe, wurde auch die Milchmenge besser. Also esse ich. Viel. Ich komme auf 3500 bis 4000kcal am Tag. Und selbst nachts habe ich Nüsse oder Stillkugeln am Bett. Suboptimal für meine Zähne, aber wie gesagt: Ein Schritt nach dem anderen.
Essen. Galaktogene. Das sind milchbildende Nahrungsmittel. Neben generell einer sehr kalorienreichen Diät mit eher mehr Kohlenhydraten, gibt es ein paar spezielle Helferlein. Jede Kultur kennt da besondere Lebensmittel. Ich habe sie alle gegessen (alle, die mir bekannt waren). Mein Favorit ist mit Abstand Bockshornklee, als gemahlene Samen als Gewürz über sämtliches Essen. Ich mag das. Curryartig in herzhaft, ein bisschen weihnachtlich bei Süßspeisen, ich kann aber verstehen, dass viele den Geschmack nicht mögen, da wären dann wohl Kapseln besser. Wenn es schnell gehen musste, einfach auf eine Scheibe Schinken gestreut und weggemapft. Also auf eher 5 bis 6 Scheiben Schinken. Davon ab natürlich Stilltees, vor allem die mit neben Fenchel, Anis und Kümmel auch Melisse, Majoran und eben Bockshornklee. Diverse Stillkugeln, aka. Energiebällchen. Nüsse, Nüsse und noch mehr Nüsse. Erdnüsse (Hülsenfrüchte) gingen auch gut. Datteln und anderes Trockenobst. Aber Datteln mag ich am liebsten. Vollkorngetreide. Bei mir: Amaranth, Quinoa, Hirse. Meeresfrüchte, also Fisch und auch Algen. Sushi ist super zusammen mit dem Reis für die Kohlenhydrate und sich ab und an was liefern zu lassen, kann einem gerade im Wochenbett sowieso manchmal den Verstand retten. Da die Milchdrüsen physiologisch verwandt sind mit Schweißdrüsen, hilft auch alles, was zum Schwitzen bingt: scharfes Essen (sofern es vertragen wird), Ingwer… und besser kein Salbei- oder Minztee. Zimt wurde auch ab und an genannt und da ich den ersten immer und zweitens in der Weihnachtszeit ganz besonders mag, ging der dann auch an sämtliche Süßspeisen. Kurkuma ist als Gewürz ein Allrounder, der irgendwie immer geannt, wird, wenn es um gesundheitliche Vorzüge geht, so auch hier, wenn auch eher selten. Ich mag ihn, er ist ein super Gewürz, drum ist er für mich dabei, wenn auch eingeklammert. Wurzelgemüse und Knollen helfen angeblich auch. Ich hatte auf jeden Fall sowieso Gelüste auf Möhren, Süßkartoffeln und rote Beete. Viel trinken ist immer wichtig und beim Stillen noch mal mehr. Allein nachst ziehe ich mir 1 bis 1,5 Liter weg.
Got milk?
Wärme. Wie gesagt sind Milchdrüsen und Schweißdrüsen verwandt. Also: warm halten und gern auch mal Kompressen oder Körnerkissen auf die Brüste packen.
Salamitaktik. Also Scheibchenweise zum Erfolg. Um die Stillhütchen loszuwerden, habe ich erst nur einmal am Tag ohne gestillt. Dann zweimal. Und so weiter wäre gut gewesen, aber Merle war dann doch tatsächlich etwas verwirrt durch den Saugerwechsel und so bin ich dann direkt auf tagsüber immer ohne und nur noch nachts mit Hütchen hochgegangen (für die meisten klappt es umgekehrt besser) und habe einige Tage die Zähne zusammenbeißen müssen, weil es wieder gezwiebelt hat. Es hat etwa 5 Tage gedauert, bis ich dann auch nachts allmählich die Hütchen weglassen konnte. Nachts ging für uns schlechter, weil merle bei nur verspätetem Milchspendereflex oft abdockt und die Kopf dreht, dadurch zieht sie an der Brustwarze. Da brauchte ich die Hütchen noch, denn, hui, das tat weh. Mittlerweile geht auch das. Ist nicht schön, aber nur noch etwas nervig und nicht mehr böse schmerzhaft.
Stillhütchen nur zum Anlegen. Auch das war ein guter Tipp. Da Merle ja vor allem frustriert und damit bissig war, wenn die Milch noch nicht floss, habe ich die Hütchen beim Anlegen gebraucht, sie dann nach eingesetztem Milchspendereflex kurz abgedockt, das Hütchen weggezogen und sie wieder angelegt. Das ging ziemlich gut.
Stillhütchen von Ardo (grün )bzw, Medela (gelb). Die Stoffstilleinlagen finde ich bedeutend angenehmer als die Wegwerfeinlagen. Einmal Elanee (meine Favoriten, auf beiden Seiten identisch gestrickt) und einmal Alana (hier sind Vorder- und Rückseite verschieden. Einmal Strick, einmal Flauschi). Beide sind aus Wolle-Seide-Gemisch. Ich hab sie euch unten verlinkt.
Stillberatung. Stefanie hatte dann noch ein paar entscheidende Tipps für mich parat, um endlich die Stillhütchen loszuwerden und generell noch mehr Entspannung reinzubringen. Brüste an der Luft lassen, Milch drauf trockenen lassen und NICHT mit Lanolin eincremen! Lanolinsalbe ist am Anfang okay, wenn die Haut fast offen ist. Aber die Brustwarzen sollen ja etwas abhärten, deshalb kein Lanolin mehr, das hält die Haut weich und empfindlich. Ich hab meine Brüste vor allem nachts gelüftet. Tags war das schwer umsetzbar, weil ich Merle viel trage und sie dann gescheuert hätte. Wenn möglich vor dem Stillen etwas anpumpen, damit schon ein bisschen Milch kommt, wenn das Baby sonst frustriert an der Brust ist, weil der Milchspendereflex nicht kommt. Stillhütchen immer dann weglassen, wenn das Baby möglichst friedlich ist. So im Halbschalf geht für die meisten ganz gut. Für uns wie gesagt nicht, aber das ist ein Grund mehr, weshalb ich nicht warte, bis Merle brüllt. Wenn sie Hunger anziegt, lege ich sie sehr zeitnah an (also ich kann vorher noch mal aufs Klo gehen oder mir Tee eingießen, aber ich sollte vielleicht nicht mehr noch eben die Wäsche einstecken wollen), dann dockt sie ruhiger an und saugt gleichmäßiger. Brüllt sie erst mal, wird es heftig. „Ich habe einen Dyson,“ habe ich oft gesagt, „Ohne Saugkraftverlust!“. Ich hatte das Gefühl mich ihr dann zum Fraß vorzuwerfen. Sie hat mich dann regelrecht angefallen. Von wegen Kuschelstunde. Da sie gerade am Anfang ja fast dauerhungrig war, hatte ich in den ersten Wochen gar keine Chance, sie vor diesem Wuthunger anzulegen, aber zumindest wurde sie immer dann nach den ersten Schlucken sanfter. Und wie gesagt: Jetzt ist es besser. Seit einigen Wochen können wir das Stillen genießen.
Milchschläfchen für Merle, Kakao für mich.
Und da wären wir. Mit einem zufriedenen, vollgestillten Baby und… naaa, noch nicht 100%ig tollen Brustwarzen, aber auf dem Weg dahin. 5 Wochen haben wir gebraucht, um die Pre-Milch wieder auszuschleichen. Etwa eine weitere Woche habe ich gebraucht, um die Stillhütchen loszuwerden und es sieht so aus, als würden es noch mal so zwei Wochen insgesamt dann werden, bis Stillen ohne Hütchen dann auch schmerzfrei sein dürfte. Wir sind so gut wie angekommen.
Was mir noch aufgefallen ist und was ich einmal benennen mag:
Stillen in unserer Gesellschaft
Stillen hat bei uns in gewisser Weise zwei Gesichter in der öffentlichen Wahrnehmung. Zum Einen das des einzig Wahren, des Idealisierten, das Mittel zum Zweck ein perfektes Kind großzuziehen. Wer sich gegen das Stillen entscheidet, ist nahezu geächtet als egoistische Mutter, die sich ja keine Vorstellungen davon macht, was sie ihrem Kind damit antut bzw. vorenthält. Das ist ein eher kleiner Teil der Gesellschaft, der diesen Bereich hier bespielt und ich sage mal: Zum Glück. Die Frauen, die ich kennenlernen durfte, die pro Stillen eingestellt sind, die sind dabei wirklich warm und offen und denen ist absolut bewusst, was das für eine riesige Aufgabe ist und dass Stillen zwar wirklich eine tolle Sache ist, aber eben nicht die Antwort auf alle Fragen, auch nicht im Umgang mit einem Säugling.
Was mir dagegen häufiger begegnet, das ist das andere Ende der Skala. Stillen wird dort nicht abgelehnt, denn in der Regel ist wirklich allen bewusst, dass es eine sinnvolle Sache für Babys ist, aber es herrscht eine große Unwissenheit vor und wie mit den meisten Dingen, die fremd sind, wird aus Unwissenheit schnell Unsicherheit. Vorurteile, Ammenmrächen und gefährliches Halbwissen ersetzen dann eine differenziertere Meinung. Niemand muss Stillprofi sein, schon gar nicht, wenn man selbst kinderlos ist, aber es ist nicht nur einfach schade, sondern teilweise schon ein bisschen erschreckend, wie schwer es stillenden Müttern gemacht wird, einfach dadurch, dass das Unwissen so verbreitet ist.
Nach wie vor gehören stillende Mütter absolut nicht zum Alltagsbild, auch wenn man sich in manchen Stadtteilen vor Dickbäuchen und Kinderwagen kaum retten kann. Stillen in der Öffentlichkeit ist gerade erst dabei sich besser zu etablieren und ich hoffe, der Trend setzt sich fort.
Ich habe hier nicht umsonst die psychologischen Aspekte zuerst genannt, als es um die Lösungen unserer Probleme ging. Denn stillen ist hochemotional und gerade vor diesem Unwissenheitshintergrund mit soviele Unsicherheiten behaftet. Sehr viele Frauen akzeptieren dann die bei uns etablierte Norm, dass wenn es mit dem Stillen nicht von allein läuft, man eben zum Fläschchen wechselt und aus Zufütterung wird schnell ein mehr oder weniger unfreiwilliges Abstillen. Hebammen und Kinderärzte, genauso wie Gynäkologen haben oft erschreckend wenig Erfahrung mit dem Stillen, obwohl sie direkten Kontakt mit der Thematik haben. Echte Stillberatung ist schwer zu finden.
Betrachtete man die gesundheitlichen Vorzüge des Stillens, so hat aber auch unsere Gesellschaft als Ganzes ein echtes Interesse daran, dass möglichst viele Frauen ihre Babys stillen, allein schon aus Prävention. Aktuell bleibt aber der Wunsch nach mehr Stillberatung für alle genau das: ein Wunsch. Denn viele finden ja noch nicht mal eine Nachsorgehebamme. Auch deshalb dieser Artikel hier. Für ein klein bisschen bessere Welt. Für Informationen und mehr Zuspruch. Dafür, dass es eben sehr wohl geht: wieder voll zu stillen, auch wenn einmal das Fläschchen da war. Und auch um zu sagen: Ja, es ist Arbeit und es läuft sehr oft nicht von allein. Aber es lohnt sich.
Stillen wird schön. Es kann nur unter Umständen etwas dauern. In den ersten Lebenswochen des Babys, ist die Flasche für die meisten absolut bequemer. Aber später dann, dann kehrt sich das um. Die Brust ist immer dabei, immer wohl temperiert, muss nicht sterilisiert werden. Es entfällt eine Menge unbequeme Packerei und Logistik und Stillen ist viel günstiger. Flaschennahrung kostet ein paar tausend Euro im Jahr, wer also weniger emotional am Thema hängt, den bekomme ich vielleicht mit diesem Argument.
Langzeitstillen ist bei uns geradezu geächtet und das, obwohl es weltweit eher die Regel als die Ausnahme ist. Wer bei uns sein Kind noch stillt, wenn es schon laufen oder gar sprechen kann, der wird oft mehr als nur schief angesehen. Begriffe wie „abartig“ fallen da. Echtes Langzeitstillen ist aber etwas, was hier wirklich, wirklich selten ist: mit einem Kind, das zusätzlich zur normalen Kost noch zusätzlich gestillt wird, wenn (nicht obwohl!) es schon 3 oder 4 Jahre alt ist. Die Milch ist dann ein Zusatz. Einer mit einer Menge Vorteilen fürs Immunsystem. Und wie gesagt eher die Regel weltweit. Bei uns herrscht eher die Angst vor, dass die Kinder dann „einen Hau weg“ bekommen könnten, vor allem, was ihre sexuelle Entwicklung angeht, weil bei uns die Brust traditionell eher als Sexualorgan, denn als Babyversorgung angesehen wird. Ich selbst fremdel enorm mit Kindern, die selbst nach der Brust greifen können, aber ich muss einräumen: Das ist eine absolut erlernte Reaktion. Ich kenne das nicht, deswegen finde ich es komisch. Stillen ist etwas, was auch ich nur als Teil des absoluten Säuglingsalters kennengelernt habe.
Ich weiß selbst noch nicht, wie lange ich stillen möchte. Einen großen Teil der Entscheidung wird Merle mir abnehmen. Und, das sage ich jetzt, eventuell auch ihre Zähne. Aber da sind wir noch nicht. Also schließen wir für heute damit, dass ich für meinen Teil sagen kann: Es war ein langer Weg, aber er hat sich gelohnt! Für die Gesundheit meines Babys, für meine und für die Horizonterweiterung.
Auch wenn ich sage, dass es gut ist, stillenden Müttern zusehen zu können, wie das geht, ist hier doch für mich meine persönliche Grenze. Deswegen sind meine Bilder hier mehr dekorativ als informativ. Wer mich im realen Leben kennt, dem zeige ich gern, wie das mit dem Anlegen geht, aber im Internet muss ich das nicht haben.
Nicht vergessen
Und auch hier noch mal ganz wichtig: Ich habe zwar eitliche allgemeine Tipps zusammengetragen, einfach auch, weil ich sämtliche Register gezogen habe, die ich gefunden habe, aber das hier war und ist Merles und mein Weg. Jedes Stillpärchen ist anders. Was für uns funktioniert hat, muss nicht auch für andere klappen. Auch deshalb mag ich hier noch mal wiederholen: Nicht kampflos aufgeben, Hilfe holen, ausprobieren, anpassen. Nichts war für mich so wertvoll, wie der Zuspruch anderer, die meine Situation nachempfinden konnten.
Wenn es nicht klappt mit dem Vollstillen oder auch mit dem Stillen allgemein, dann ist das wie gesagt schade, aber eine glückliche Mutter-Kind-Beziehung ist nicht allein davon abhängig und auch die Gesundheit des Kindes nicht. Stillen hat enorm viele Vorteile für Mutter und Kind, aber wer bin ich, euch zu sagen, dass ihr euch nur genug bemühen müsst? Ich hab auch bei der Geburt um eine PDA gefleht. Ich habe auch zwischenzeitlich kapituliert und dankbar die Pre-Milch angerührt und hatte Tränen in den Augen, als ich unsere Tochter zum ersten Mal wirklich satt und ruhig nach einer Mahlzeit erlebt habe. Etwas, was wir erst seit kurzem auch mit Muttermilch haben. Jeder hat eigene Grenzen. Zumal wenn man weiß, dass es Alternativen gibt. In diesem Sinne wünsche ich einfach allen Müttern, die das hier lesen eine schöne Zeit mit ihren Babys. Geborgen liebevoll und ja, auch natürlich satt und zufrieden.
Und hier ist die Liste meiner kleinen großen Helferlein, die uns das Stillen erleichtert haben:
Lansinoh Lanolin Brustwarzensalbe. Vor allem ganz am Anfang hilfreich, später wie oben beschrieben nicht mehr. Bei Brustwarzensalbe immer darauf achten, dass reines Wollfett (Lanolin) drin ist und nichts weiteres. Lanolin muss nicht von der Brust abgewaschen werden, bevor das Baby angelegt wird.
Tulips Stillhütchen von Ardo. Die hatte ich im Krankenhaus schon in der Wegwerfversion bekommen, daheim dann diese hier zum Abkochen. Alternativ die von Medela (die gibt es auch bei dm), aber die haben eine gaaaanz feine Pressnaht am Übergang zwischen Schild und Nippel und ganz am Anfang konnte ich die Nahrt unangenehm spüren. Später war es egal. Fragt eure Hebamme oder besser noch Stillberaterin, welche Größe ihr braucht. Ich habe z.B. eher kleine Brustwarzen, bin aber sowohl bei Ardo als auch bei Medela mit Größe M dabei. Bei der Medelapumpe habe ich sowohl den M- als auch den S-Aufsatz, perfekt wäre etwas dazwischen.
Sehr gut fand und finde ich den Medela Calma Sauger. Der Nuckel passt außerdem auf die Fläschchen, die zur Milchpumpe gehören. wenn man die Flasche senkrecht nach unten hält, kommt nichts heraus. Das Baby muss saugen, um an die Milch zu kommen und der Sauger ist brustwarzenförmig (so wie die Warze dann aussieht, wenn sie vom Baby eingesogen wurde). Bei anderen Saugern läuft zumindest ein bisschen Milch eigentlich immer von selbst allein durch die Schwerkraft heraus. Medela-Pumpe und Fläschchen bekommt ihr auch bei dm. Hier wäre ein via Amazon: Medela Flaschenset mit Calma Sauger und Muttermilchbeuteln. Und das hier ist die Medela Harmony Hand-Milchpumpe die ich auch verwende. Und natürlich könnt ihr auch direkt von der Medela-Seite aus bestellen, die haben sowieso gutes Stillzubehör. Nicht ganz billig, aber bei Medela und Ardo hat das Preis-Leistungs-Verhältnis für mich bisher immer gepasst. Nur schade, dass sie keine Glasfläschchen haben… Da wären wir dann doch wieder bei NUK und dm. Da sind die Sauger aber nicht so gut wie bei Medela. Leider ist der Calma-Sauger nicht compatibel mit den Glasfläschchen.
Stilleinlagen aus Wolle-Seide-Gemisch von Elanee. Ich mag die Einmalwegwerfeinlagen gar nicht, zumal ich da sagen muss: tatsächlich je billiger desto schlechter. Da klebt das obere Flies dann schnell an der Brustwarze und wenn das festtrocknet und wieder abgezogen werden muss, ist das fies. Die Einlagen von Alana (dm) sind schon ganz gut, meine Favoriten sind aber die von Elanee. Auch die gibt es bei dm.
Bio-Stilltee von Lilabu Den Beuteltee von dm babylove oder Hipp Bio habe ich auch, aber den hier mag ich lieber bzw. ich bilde mir ein, dass er mehr bringt. Reiner Fenchel-Anis-Kümmel-Tee, wird auch oft als Stilltee verkauft. Den trinke ich seit Jahren auch so. Vielleicht konnte ich da deshalb keinen weiteren Effekt auf die Milch feststellen, weil mein Körper diese Zusammensetzung kennt.
Stillkissen Ohne das Teil ging vor allem anfangs gar nichts. Wer stillt, muss bequem sitzen. Erst hat Mama es bequem, dann das Baby. Ich mag unser Pünktchenmodell sehr. Angenehm groß und dick und damit habe ich Merle dann schön hoch bekommen, denn bei winzigem Baby und kleiner Brust an langer Mama ist sonst der Abstand ganz schön groß. Mittlerweile geht es deutlich besser, weil sie nicht mehr so klein ist, dass sie mir im „Graben“ zwischen Stillkissen und meinen Körper versinken würde. Da stopfe ich immer noch ein Handtuch zwischen, wodurch sie sich auch noch besser halten lässt. Ich habe das graue mit den weißen Punkten.
Stefanie ergänzt hier: Stillkissen sind nicht für jeden was. Dass ich damit wunderbar klarkomme, muss also für andere Mütter nichts heißen.
BIO-Bockshornklee-Samenpulver. Es gibt auch Kapseln oder ganze Samen. Das Pulver fand ich sehr komfortabel, weil eben einfach ein Gewürz. Ich esse davon etwa 1/2 bis 1TL am Tag. Von der Marke Azafran habe ich noch andere Gewürze. Bio, dabei vergleichswese günstig und geschmacklich war ich auch immer zufrieden. Dazu gehören der Ceylonzimt und das Kurkumapulver vom Bild oben, ebenso wie auch süßes smoky Paprikapulver (das hier irrelevant ist, bloß lecker).
Und schließlich Hörbücher: audible bietet drei kostenlose Probemonate für Amazon-prime Kunden. Da wir das sowieso sind, hat das echt gut gepasst. Das kann, wenn es wie bei uns vor allem Startschwierigkeiten sind, dann über die härteste Zeit hinweg helfen und man musste nichts kaufen.
Eigentlich sagt die Überschrift alles, uneigentlich nicht. Drum gibt es wie immer ein kleines Udate dazu, wie sich mein Schopf nun nach der Geburt weiter entwickelt. Und der von Töchterchen Merle auch.
Daten
87cm Länge macht einen Zuwachs von erneut 1cm. 6,7cm Zopfumfang halte ich schon beinahe für einen Messfehler, denn das bedeutet: kein messbarer Volumenschwund. Lässt sich aber reproduzieren, von daher wird es schon stimmen.
Postpartaler Haarausfall
Wie kann der Zopfumfang stimmen? Nun, ich hab ja Neuwuchs auf allen Längen und offenbar schiebt da noch was vom Schwangerschaftsneuwuchs nun in den Zopf rein und puffert das verstärkte Ausfallen ab. Das gilt also nur für den Bereich unmittelbar am Zopfgummi. Der Zopf an sich hat schon gelitten und ich merke es auch bei Dutts und daran wie meine Ficcare wieder anders (lockerer) sitzen. Ausgezählt habe ich diesmal nicht, das hätte mir zu lang gedauert, aber die Fotos sind ja schon recht deutlich.
Seit Woche 12 post partum habe ich wirklich Büschel in der Bürste. Es hatte sich ja schon in den letzten beiden Monaten kontinuierlich gesteigert, aber jetzt habe ich an Waschtagen zweimal ein richtiges Filzflies, das ich aus dem Tangleteezer ziehen kann, an Nichtwaschtagen ist es eins. Überall finde ich meine Haare und das, obwohl ich sie auch deshalb nur noch geduttet und/oder weggeflochten trage, außer, um sie zu trocknen (was dann erklärt, weshalb sie überall rumliegen).
Haarverlust an einem Nichtwaschtag„Tangle Teezer“ (von der dm-Eigenmarke) als Größenvergleich, Knäul von einem Waschtag, Knäul vom morgendlichen Kämmen am Tag danach, der Rest des Tages fehlt da also. Dokumentiert, damit ihr einschätzen könnt, was auf euch zukommen kann und dass 30 oder 40 Haare wirklich kein Grund zur Besorgnis sind. Das hier sind… puh, geschätzt um die 300-400 im großen Knäul, eventuell mehr. Diese Knäulgröße hatte ich auch 2011 beim massiven Eisenmangel.
Dennoch gibt es eine gute Neuigkeit: Das total stumpf Verklettete, das lässt spürbar nach. Ich kann wieder bedeutend besser kämmen. Von daher schauen wir mal, wie es sich weiter entwickelt. Auch ist die Haarausfallmenge einmal deutlich runter gegangen, als ich mal gut schlafen konnte, umgekehrt, bekomme ich quasi eine sofortige Übernachtquittung für schlechten Schlaf. Der Faktor ist wirklich massiv…
Frisch gekämmt und drapiert… naaa, man sieht jetzt im unteren Bereich schon dass es langsam franst. Dass die Haare insgesamt mal ein Wellnesswochenende gebrauchen könnten, das auch. Aber insgesamt: Passt noch.
Schneidegedanken?
Erst mal nicht, vor allem, weil es diese Tage gab, an denen es aussah, als würde es sich beruhigen, weil ich mehr Schlaf bekommen hatte. Da sich das bei uns zunehmend entspannt durch das Vollstillen (siehe vorheriger Artikel), bin ich zuversichtlich und neugierig, wie es sich weiter entwickelt. Offentragen kann ich ohnehin nicht, weil ich dafür zu stark haare und weil Merle ständig reingreift. Und so bleibt mir erst mal noch etwas mehr Duttvolumen.
Mein Weathering, also das Ausbleichen zu den Spitzen hin, ist mittlerweile wieder sehr deutlich sichtbar. Ich mag das ja. Verstärkt zwar den Eindruck von trockenem Haar, aber ich finde den Farbverlauf schön. Wie immer, wenn meine Haare ein schwierige Phase haben, tröstet mich die Farbe doch sehr.
Babyhaar
Allmählich bekommt Merle auch von vorn wieder einen Haaransatz und gaanz langsam wachsen die kahlen Schläfen zu. Da sie immer aktiver wird, aber noch nicht von selbst in die Bauchlage kommt, hat sie sich wie viele Babys am Hinterkopf eine fast kahle Stelle gescheuert. Ich lege ihr nun immer ein Seidentuch (meinen alten Zopfschoner) unter und das hilft ganz gut. Zumindest verfilzt nichts mehr.
Richtig kahl ist die Stelle nicht, man sieht neue Haare und ich finde mal wieder: die sehen heller aus. Insgesamt wird ihr Köpfchen aber eher dunkler, vermutlich aber, weil einfach nun schon mehr Haar da ist.
Erste Haarwäschen
Sie hat außerdem ihre ersten Haarwäschen mit stark verdünntem Shampoo bekommen, um den Kopfgneis zu lösen. Ich habe es nach Anleitung der Kinderärztin gemacht (und nach einer Runde Internetrecherche…) und Merles Kopf vorher in Öl (Olive-Jojoba) ersäuft, bis die Schuppen ganz gelb und weich-klebrig waren. Dann habe ich in einer Schüssel warmes Wasser mit etwas Shampoo gehabt und das mit einem Baumwollwaschlappen gaaaanz vorsichtig aufgestrichen (mit dem Wuchs) und leicht einmassiert. Ein paar Minuten lang. Erst werden die Schuppen dann weiß, dann etwas aufgeschwemmt, dann lassen sie sich abstreichen. Aber längst nicht alle. Dann habe ich mit einem frischen Waschlappen mit klarem warmem Wasser den Kopf weiter mit dem Strich gereinigt, auch um die Shampooreste abzunehmen. Zum Schluss habe ich mit einen Wattepad abgekühlten schwarzen Tee aufgetupft. Die gerbstoffe sollen laut meiner Kinderärztin helfen die so gereizte Haut zu beruhigen und die Poren zu schließen. Da mir schwarzer Tee schom für alle möglichen Hautproblemchen als Hausmittel bekannt ist (und auch wirksam in meinen Augen, fand ich das sehr gut und meine Kinderärztin hat damit bei mir ein paar Pluspunkte gesammelt.
Ergebnis: Etliche Schuppen konnte ich lösen, der Babykopf war danach aber trockener und die verblieben Schuppen recht hart. Laut Kinderärztin muss man das aber öfter wiederholen, bis alles runter ist, so 5-8x wohl. Nicht hintereinander! 1-2x die Woche. Ich habe jetzt zweimal gewaschen und es sind nur noch so minimal Schüppchen übrig, dass ich von weiterem Waschen erst mal absehe. nach dem zweiten mal habe ich zusätzlich zum schwarzen Tee etwas Aloe Vera Gel und Rosenwasser aufgetupft, was sehr gut war: die Kopfhaut war danach viel weicher und weniger trocken als nach der ersten Wäsche.
Shampoo für Babys Köpfchen?
Kopfgneis ist eine Form des seborrhoischen Ekzems. Deswegen habe ich mich für Shampoo entschieden. Und weil die Kinderärztin meinte, die Haut könne unter den Schuppen nicht atmen. Was ich glaube, allein so vom Angucken, denn die Schollen waren teils ganz schön dick. Generell bin ich aber ein Befürworter von so wenig Pflegeprodukt wie irgendmöglich an der Kinderhaut. Die Kinderärztin auch, aber beim seborrhoischen Ekzem handelt es sich um fettige Schuppen und da braucht es dann etwas Fettlösendes. Deswegen auch erst das Öl (Fett reinigt Fett) und dann nur noch wenig Tensid, um das so schon vorher gelöste Zeug abnehmen zu können.
So langsam freundet sich das Küken mit der Bauchlage an. Generell wird sie aber lieber umhergetragen, um da dann Köpfchenhalten zu üben. *schlepp*
Farbentwicklung
Und sonst war Merle nach der Haarwäsche deutlich blonder. Sie ist aber immer noch im mittelblonden Bereich und mit den zarten Härchen lässt sich nicht sagen, ob sich da noch mehr Richtung heller, dunkler, goldiger oder kühler tut. Oder doch? Das Fotoeinfügen jetzt lässt mich ja doch wieder in Richtung Goldblond spekulieren. Ihre Augen werden auf jeden Fall immer heller blau und die Wimpern länger und dunkler. Brauen sind dichter, aber nahezu durchsichtig. Farbtypprognose verstärkt zu Light Summer. Je heller die Kleidung, desto besser an ihr, dabei aber bitte kühl und besser gedämpft.
So sieht es aus. Schauen wir mal, was der nächste Monat so bringt.
Diese köstlichen und super gesunden Energiebällchen hatte ich euch schon in aller Kürze in meinem Artikel zu den verschiedenen Eiweißpulvern vorgestellt. Hier ist das Rezept noch mal gesondert und etwas mehr im Detail.
Ihr könnt das Rezept noch weiter vereinfachen, indem ihr nur Hanfproteinpulver, Kakao, Zimt, Ahornsirup und Kokosöl nehmt. Amaranth, Hirse und Kakaobutter sind optional, machen aber ein schöneres Kaugefühl. Die Basisbällchen ohne diese Zutaten werden sehr dicht und man hat beim Kauen das Gefühl es wird immer mehr im Mund. Außerdem mag ich den leichten Crunch von den Hirseflocken und die Kühle von wieder ausgehärteter Kakaobutter.
Jetzt vor Weihnachten machen sich auch Lebkuchengewürz oder Pumpkinspice echt gut im Teig.
Hier und auf den folgenden Bildern eine Version ohne Hirse
Zubereitung
Kakaobutter und Kokosöl schmelzen und dann alle Zutaten vermengen. Eventuell die Masse eine Weile kalt stellen, damit sie weniger klebrig und eher teigig wird dund dadurch besser formbar. Und das war’s auch schon. Hier muss nichts gemixt oder gehackt werden, also wirklich sehr, sehr einfach.
Erster Einblick in „Wie ist es denn nun wirklich?“ Im Vergleich zu den Vorstellungen, die ich noch schwanger hatte.
Merle ist nun also etwa 3 Monate alt (16 Wochen) und ein „richtiges“ Baby, kein Neugeborenes mehr, mit dem Wochenbett kann ich also jetzt nicht mehr argumentieren. Auch wenn ich generell das Gefühl hatte unseres ging eher so bis Woche 12, sowohl was unsere Stillgeschichte angeht als auch mein körperliches Abheilen. Das ist eben doch sehr individuell und die üblichen 40 Tage, die so gern veranschlagt werden, die haben bei uns längst nicht gereicht.
Da jedes Baby anders ist (und jede Mutter und jede Familienkonstellation auch) hier unsere Eckdaten, denn vergleichbar bleibt es auch damit nicht wirklich, aber besser einzuordnen. Bedenkt auch immer, dass ihr den Leuten nur vor den Kopf gucken könnt. Vor allem, wenn man sich nicht SEHR gut kennt, könnt ihr davon ausgehen, dass ihr vermutlich nicht die ganze Wahrheit vom Leben mit Kindern erfahrt, wenn ihr fragt. Smalltalk über Koinder ist für Kinderlose ja sowieso schon immer hart an der Grenze zu tödlicher Langeweile. Und wenn dann noch die Themen um durchwachte Nächte und Windelunfälle kreisen… Da erzählen die stolzen Eltern (denn die meisten sind stolz, egal wie müde sie dabei sind) dann doch lieber davon wie niedlich das kleine Päckchen Mensch ist, das ihnen daheim die Wände zusammenbrüllt. Das es sich schon drehen kann oder greifen oder niedliche Geräusche machen oder was auch immer. Man will sich ja nicht toal ins kommunikative Abseits befördern. Und wenn jemand sagt, dass es so gut läuft: ihr wisst erst mal vielleicht nicht, wer da alles noch mithilft. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es alles wirklich steht und fällt mit der Hilfe, die man bekommt, bzw. bekommen kann oder bereit ist anzunehmen.Selbsterklärend ist der Alltag für eine Alleinerziehende bedeutend härter, als für ein Elternpaar, bei dem zum Beispiel beide gerade in Elternzeit sind oder wo die Oma eine Straße weiter wohnt und regelmäßig vorbeischaut um das Baby zu bespaßen oder zum Mittagessen einlädt.
Ich bin in also Elternzeit somit arbeite ich derzeit nicht, Benedict arbeitet nach einem Monat Elternzeit direkt nach der Geburt nun wieder voll. Die Großeltern können aus diversen Gründen bei uns so gut wie nicht unterstützen. Es gibt keine andere Verwandtschaft, die einspringen könnte. Ich habe eine andere Mama-Freundin hier vor Ort, mit der ich mich regelmäßig treffe (unsere Töchter sind nur 25 Stunden nacheinandner geboren worden, wir waren schon zusammen schwanger), ansonsten liebe ich mein soziales Netzwerk vor allem auf Instagram, was den Mama-Austausch angeht. das rettet mir manchmal echt den Verstand. An dieser Stelle: Huhu ihr Lieben! Schön dass es euch gibt! Ihr wisst schon, wer gemeint ist.
Merle ist neugierig, geduldig, hat eine wie ich finde sehr nachvollziehbarer Reizschwelle (also die Grenze zischen genau richtig viel Input und oh nee, jetzt wird es zu viel), wenngleich das für viele von außen als eher empfindlich wahrgenommen wird. Sie kommuniziert sehr eindeutig (oder ich kann es mittlerweile gut lesen…? Ich habe kein Vergleichsbaby, also hier auch wieder schwierig für euch wirklich zu sehen, was ich meine) und zu dieser Eindeutigkeit gehört, dass sie nicht in einer vollen Windel liegt ohne Protest (sie weist erst darauf hin und wenn man dem nicht nachkommt, wird verständlicherweise gebrüllt), sie sich nur sehr begrenzt durch Ablenkung vom eigentlichen Bedürfnis abbringen lässt (Langeweile bleibt Langeweile und lässt sich nicht mit der Brust trösten und auch nicht umgekehrt) und sie Interaktion erwartet. Was ja passt. Denn Kommunikation mit der Zimmerdecke ist ja auch eher fad. Das kann man als Klette erleben und so ging es mir zu Anfang auch. Mittlerweile denke ich eher, dass sie eben gut für sich sorgt. Der in ihren Augen beste Ort hat etwa den Radius meiner Armeslänge und je näher am Zentrum, desto besser. Da ist ja alles, was ihr gefällt. Außerhalb des Radius fällt ihr dann ja sehr schnell auf, dass sie nicht selbst vom Fleck kommt und alles rund um Hunger, Pipi, kalt bedeutend schwerer den Eltern zu vermitteln ist. Rufen kostet Kraft. Auf meinem Arm ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ich niederschwellige Signale mitbekomme, bevor ein Bedürfnis drängend wird. Aktuell entwickelt sie sich dahin gehend weiter, dass Sichtweite schon öfter genügt. WObei Körpernähe einfach durch nichts zu ersetzen ist.
Wäre ich sie, ich würde es genauso machen. Würde ich von außen auf uns drauf sehen würde ich denken: „Ui. Woher weiß Heike jetzt, dass die kleine Pipi muss? Und kraaaass. das ist echt schon eine Art Symbiose. Muss man wollen…“
Oder man muss sich drauf einlassen, sage ich. Sage ich jetzt. Denn es hat eine Weile gedauert. Und glaubt mal nicht, dass ich mir nicht ab und an doch mal wünsche etwas mehr Ich und etwas weniger Wir zu sein. Aber so zum großen Ausblick, da kommen wir am Schluss.
Also.
„Wenn das Baby erst mal da ist, wirst du nicht mehr zum Schlafen kommen.“
Erwartungen: Das kriege ich schon hin, Schlafen, wenn Baby schläft. Man muss nur noch genug priorisieren und sich Hilfe holen.
Realität: Im Wochenbett hat Merle so wenig und vor allem so wenig am Stück geschlafen, dass das absolut nicht ging. Jetzt, allmählich, läuft es tatsächlich ziemlich genau so. Was aber nicht heißt, das Schlaf jetzt einfach so gewuppt wird. Nach wie vor ist es ein sensibles Thema, um das ich den ganzen Tag drumherum planen muss. Tue ich das, klappt es aber dafür auch. Seit Merle 5kg und die 3 Monate erreicht sind, hat es sich deutlich entspannt und auch das Vollstillen hat viel dazu beigetragen, dass wir endlich mehr Ruhe haben. Vorher war Merle Wenigschläfer mit nur etwa 11h auf 24h, teils weniger. Die Vermutung liegt nahe, dass es mit an Durst und Hunger lagen, um ihr leichtes Startgewicht wettzumachen. Hat geklappt. Aber hui… Jetzt kommt sie auf gut 15h. Die ist dabei eine Nachteule, die erst sehr spät Abends (teils kurz vor Mitternacht) einschläft und dann aber dafür lang in den Vormitag schlummert. Termine am Vormittag sind für uns nicht wahrnehmbar.
Ich wusste aber zum Beispiel nicht (und hatte das dementsprechend auch nicht erwartet), dass es jeden (!) Abend gut und gern 3-4 Stunden dauern kann, bis das Baby schläft. Ein circadianer Rhythmus muss sich erst noch entwickeln und auch das Einschlafen als Solches ist für Babys nicht gerade einfach. Im Familienbett zu schlafen (Co-Sleeping) ist für uns Gold wert. So kann ich liegen und ruhen, wenn Merle einfach Probleme hat in den Schlaf zu finden und grad nur Gesellschaft braucht und kein aktives Interagieren durch tragen, schaukeln, noch mal wickeln… Sie fühlt sich sicherer. Ein eigenes Kinderbett haben wir ausprobiert, nur um es getestet zu haben. Sie war nicht begeistert, so gar nicht.
Mittlerweile finde ich das Familienbett aber echt schön. Ich habe mich an die Schlafpositionen gewöhnt und finde es ziemlich süß, wie sie sich ankuschelt (kann nicht krabbeln und nicht robben, aber sie findet trotzdem zielstrebig den Weg in meine Armbeuge mit am besten noch einem Kontrollhändchen an meiner Brust). Ich kann sie so auch bequemer stillen. Wir sind immer noch bei alle 2-3 Stunden, ab und an auch mal nur alle 4h, manchmal aber auch öfter. Damit bin ich voll einverstanden, da ich mittlerweile auch endlich gut wieder in den Schlaf zurück finde und manchmal morgens noch nicht mal mehr weiß, wie oft sie angekommen ist. Aufstehen würde ich dafür echt nicht wollen (also um sie aus dem Kinderbett zu holen). Auch toll ist, dass sie jetzt nicht mehr so oft nachts gewickelt werden muss, sie hält länger durch als noch als Neugeborene. In einer vollen Windel hat sie wie schon erwähnt noch nie geschlafen. Keine Chance. Eigentlich ja eine gute Sache, bloß anstrengend für die Wickelbeauftragten.
Das erste und das letzte Gesicht, in das ich jeden Tag schaue. Merle schläft ohne Schlafsack. Sie mag das Teil überhaupt nicht. Also ist es so. Außerdem mit im Bild das Seidentuch (mein alter Zopfschoner), das ich ohr unter den Kopf lege, damit sie sich am Hinterkopf nicht eine noch größere Glatze scheuert. Gegen Verfilzen hilft das auf jeden Fall super! Orange Abendbeleuchtung von der Salzlampe, die wir als Nachttischlampe haben.
Fazit: Jedes Baby ist anders. Wenigschläfer und vor allem Kurzschläfer sind definitiv eine echte Herausforderung. Die ersten 3 Monate hake ich echt ab als: Hölle. Schlafhölle. Aber das Fegefeuer scheint nun langsam auszuglimmen und einer gewissen Lagerfeuerromatik zu weichen. Will heißen es ist immer noch ab und an reichlich unbequem, und morgens sind die Knochen steif, aber es hat seinen eigenen kleinen Zauber. Seit ich mich darauf einlassen kann, ist es plötzlich schön. Wie gesagt, anstrengend, aber schön. Das Lagerfeuerbild ist wirklich ganz passend.
„Wenn das Baby da ist, kommst du nicht mehr dazu (so gesund) zu essen.“
Erwartungen: Weiterhin sehr gesund essen, eventuell wird es etwas langweiliger, weil weniger Zeit für die Zubereitung ist.
Realität: Entspricht ziemlich den Erwartungen. Ich esse mehr als erwartet, das ja, was viel mit meinen Problemen beim Stillen zu tun hat, aber ich esse bestimmt nicht weniger und ungesünder auch nicht, eher noch penibler. Die Gerichte sind einfacher und schneller geworden und wenn ich zu nix mehr komme, reiße ich eine Tüte Nüsse auf und dann esse ich die auf. Es gab in den letzten 16 Wochen eine handvoll Tage, an denen ich mich echt mieserabel ernährt habe. Das waren Tage mit rasant hohem Stresspegel. Wenn es nicht möglich ist Stress abzubauen durch Ruhe, Yoga, Sport, was Schönes für sich tun (weil eben das Baby permanent fordert), dann ist ein Schokoriegel eine der ganz wenigen überhaupt möglichen Mikrofluchten. Das rächt sich aber ziemlich schnell. Das Zuckerloch danach macht das Funktionieren noch schwerer und generell merke ich deutlich, dass die Nährstoffe fehlen und ich nur für kleine Nervenkicks gefuttert habe, ganz sicherlich aber nicht, um mich auszubalancieren, was wichtiger wäre. Drum kommt das zwar vor, aber ich lasse es dann direkt wieder. Und das hat nichts damit zu tun, dass ich mich kasteien würde, im Gegenteil. Ich kümmere mich so gut wie möglich um meinen Körper, er leistet derzeit Großes. Derzeit… Seit ziemlich genau einem Jahr!
Beerenmüsli für mich und Greifling für das Kind. Müsli mache ich selbst in sehr großen Chargen, alle paar Monate reicht es, wenn ich da was produziere. Beeren sind derzeit ja aos gar nicht saisonal… aber ich habe wie auch schon in der Schwangerschaft ziemlich große Gelüste danach.Und wir sind hier ja ehrlich: das sind meine anderen Gelüste und denen gebe ich auch nach. Tortilla Chips aka Nachos. Für mich die Version nur mit Salz. Auf Salziges habe ich auch ständig Heißhunger. da werden es dann diese Chips oder gesalzene Nüsse in der Regel.
Fazit: Läuft. Wäre ich alleinerziehend, sähe es vermutlich anders aus. Aber tatsächlich mache ich den Großteil meines Essens selbst. Merle mag die Küche und bleibt da ziemlich lange friedlich auf dem Arm, in der Trage oder sogar im Babybay. Die Arbeit und teils auch Disziplin, die ich in gesundes, nährstoffdichtes Essen investiere, zahlt sich mehrfach wieder aus, wenn ich zu Unzeiten dann funktionieren und ein weinendes Baby beruhigen muss. Wobeid as weinende Baby bedeutend seltener geworden ist seit wir grob die 100 Tage geschafft haben.
„Mit Kind hast du keine Zeit für Workouts.“
Erwartungen: Wird schwieriger unterzubringen und sicherlich oft nicht am Stück ablaufen, aber doch, ich werde sporteln.
Realität: Rückbildung ist schnarchlangweilig, aber ich weiß jetzt, weshalb das so ist: Der Körper ist echt lädiert nach der Geburt, zumindest war es meiner. Das Wochenbett klammere ich hier mal aus, denn das verbuche ich nicht als das, was ich meinte mit „Leben mit Kind“, sondern ich meinte die Zeit nach diesem Ausnahmezustand. Somit mache ich jeden Tag Yoga. Zwischen 2 und 15 Minuten, je nach dem, wie lang Merle mich lässt. Meistens sind es 10 Minuten und oft gestückt auf 2x 5min, weil sie zwischendurch etwas einfordert wie stillen oder Windel wechseln oder Langeweile bekämpfen. Sie liegt also ein paar Meter neben mir und ich reiche zwischendruch Spielzeug an, singe bei den Übungen oder hebe sie auf den Arm, wenn ich ein paar Kniebeugen mache. Das ist echt nichts, was entspanntes Yoga wäre, aber immerhin bewege ich meinen Körper einmal durch, was als Kompensation der immer wieder gleichen Hebebewegungen echt Not tut. Bei Heben bin ich auch sehr penibel geworden. Seit sie über 5kg wiegt gehtd as sonst ganz schön in den Rücken.
Meine Mittagsrunden zähle ich als Low Intesity Workouts, denn danach bin ich geschwitzt und der Puls war erhöht. So ein Baby und erst recht ein Kinderwagen wiegt ganz schön und hier sind viele Steigungen. Ich bevorzuge die Trage.
Wenn ich einen optimalen Tag habe, werde ich etwa 20 Minuten vor Merle wach, kann mir schon mal einen Tee kochen, kurz auf der Terrasse durchatmen und mache dann Yoga, bis sie ruft, weil sie wach ist (nicht weint!). Das tut immer enorm gut. Mir dafür aber den Wecker zu stellen ist es nicht werrt, Schlaf hat Vorrang. Wenn tagsüber gar nichts ging, dann mache ich ein Minidehnprogram, wenn Benedict im Feierabend daheim ist und Merle wickelt, trägt und bespielt.
Auf jeden Fall habe ich derzeit keine Zeit Fotos oder gar Videos von mir beim Sporteln zu machen. Da mache ich dann, wenn es sich ergibt, gern rückblickend etwas. Wenn. Ja wenn es sich ergibt.
Fazit: Ich musste die Workouts anpassen und Yoga ist mal wieder die Antwort auf die meisten Fragen. Es ist nicht einfach unterzubringen, aber es geht. Ich investiere lieber diese Zeit in mich, als Kopfschmerzen zu riskieren, da haben alle Beteiligten noch weniger von. Hatten wir nämlich auch schon und das war dann so richtig ätzend. Hier gilt dasselbe wie beim Essen: Das hat nichts damit zu tun, dass ich mich hier quälen und reglementieren wollte. Es ist echte Zeit für mich, ich tue mir etwas Gutes. Mir fehlt die Bewegung und das gute Essen sehr schnell, wenn ich es nicht bekomme.
„Wenn du erst mal Mutter bist, hast du andere Prioritäten als dich hübsch zu machen.“
Erwartungen: Halbe Zustimmung, denn es gibt vieles, was wichtiger ist. Aber jeden Tag anziehen und kämmen und 5min fürs Gesicht muss sein. Ich sehe mich, Merle sieht mich, ich will mich wohlfühlen und mich nicht nach totalem Versumpfen fühlen.
Realität: Mjoah, fast. Im Wochenbett gingen wegen der Schmerzen nur Schlabberhosen, mittlerweile kann ich mich wieder normal kleiden, einzig es passt nicht mehr alles, weil ich schwerer bin bzw. meine Proportionen anders sind. Es gab bisher 2 Tage, in denen ich nicht aus dem Schlafi gekommen bin und das waren Tage mit Erkältung. Da sumpfe ich auch ohne Baby rum. Ich dusche oft abends, wenn ich morgens mit Baby allein bin, damit ich mich dann nur noch umziehen muss. Schminken und frisieren fällt tatsächlich derzeit ziemlich flach. Wenn ich da mal „mehr“ mache, gibt es einen Flechtdutt, Wimpertusche und etwas Blush. Jedes mal umziehen nach Babyspucke auf Schulter oder Ärmel ist nicht drin. Also ja, doch, ich laufe auch mit Milchkotzflecken rum. Und meine Haare sehen echt doof aus, weil ich nur stramm dutten kann, weil ich durch den postpartalen Haarausfall sonst alles vollhaare. Müde Haut ist ungeschminkt auch nicht grad hübscher. Also, ja, ich muss gestehen, der Punkt läuft nicht wie erwartet und es wurmt mich. Ich mag mich manchmal nicht sonderlich gern, wenn ich in den Spiegel gucke. Was mich dann immer wieder aufbaut, ist, wenn ich Merle anschaue. Sie ist ein kleiner Exosymbiont derzeit. Also denke ich mir einfach, dass sie ja quasi ein Teil von mir ist, und der ist ziemlich süß. Passt also.
Rosa und schwarz. Geht immer bei mir. Da muss ich dann nicht drüber nachdenken, ob es zusammenpasst.Rosa und schwarz geht auch sehr gut zu meinen restlichen Klamotten in Herbstfarben. So wie dieser Parka. Farbtypverständnis zahlt sich aktuel echt aus, weilich mich damit einfach wohl fühle, wenn ich weiß, dass es zusammen passt. Ich bin da ein Monk… Wichtig ist das im Alltag mit Baby eigentlich wirklich nicht. Aber sagen wir so: in meinem Alltag ist mir das wichtig.
Fazit: Mega wichtig. Ich kann das gar nicht leiden, wenn sich das sehr nach hinten verschiebt, bis ich angezogen bin. Kann ich absolut nur empfehlen. Das Gefühl von Lagerkoller und „ich bin jetzt also nur noch Mutter?!“ verstärkt sich massiv, wenn ich mich nicht fertig mache. Davon ab auch gleichzeitig eher unwichtig. Hier profitiere ich sehr von einer Garderobe, in der praktisch alles zueinander passt. Ich hätte keinen Nerv aktuell Outfits zusammenzustellen. Tage, an denen ich mich wirklich nicht fertig gemacht haben, haben sich tatsächlich super mies angefühlt. Dass derzeit Haare und Make-up absolut nicht das sind, was ich an mir mag, ist doof genug, aber zumindest läuft der Rest, weil ich nicht drüber nachdenken muss.
„Mit Kind kannst du so einen ordentlichen Haushalt gar nicht aufrechterhalten.“
Erwartungen: Alles hat seinen Platz, und das wird auch so bleiben. Mit Kind ist Ordnung noch mal wichtiger. Es fällt mir aber kein Zacken aus der Krone, wenn ich nicht so oft Staub saugen kann.
Realität: Ziemlich genau so – aber auch erst wieder nach dem Wochenbett. Im Wochenbett war hier einfach alles zu viel. Die Taktung ist enger und wir sind noch effektiver geworden. Auch brauchten wir zwei Wochen, um die Wohnung noch mal umzustrukturieren, weil nach der Geburt doch noch etliche Dinge angeschafft wurden, von denen wir nicht gedacht hätten, dass wir sie brauchen und diese Dinge forderten ihren Platz, aber jetzt ist es tatsächlich so: Jedes Ding hat ein Zuhause und das ist Gold wert. Ich fange nichts Neues an, bevor nicht etwas Vorheriges beendet wurde. Ganz wichtig auch: Vorrausschauen. Immer sehen, was als nächstes passieren wird und das wieder vorbereiten, dann staut es nicht. Am störendsten ist tatsächlich der Papierkram. Dem werden wir aktuell nicht so Herr, wie wir uns das wünschen. Einfach weil solche Bearbeitungen doch Zeit am Stück brauchen. Im Bad kann ich mal hier, mal da irgendwo drüber wischen. Aber wenn ich etwas ausfüllen soll, dann macht das wenig bis gar keinen Sinn das zeilenweise zu tun. Und oh ja, hier wird selten gesaugt. Denn das geht vom Zeitfenster her nur, wenn Merle schläft (und dann ist das zu laut) oder unterwegs ist. Kann ich also unter der Woche nicht machen und wenn Benedict und ich am Wochenende zusammen mit der Kleinen spazieren wollen oder auch die kostbare Zeit, in der sie schläft einfach mal zusammen in Ruhe essen oder – Gott bewahre! – fernsehen wollen, dann wird auch nicht gesaugt.
Fazit: Der Nestbau- und Putztrieb Ende der Schwangeschaft macht enorm Sinn. Absprachen mit dem Partner sind unumgänglich. Ohne Partner wäre es die Hölle. Ehrlich. Ich kann einfach nur wirklich jedem, der es sich irgendwie leisten kann, eine Haushaltshilfe/Putzfrau empfehlen, die zumindest einmal die Woche kommt. Ich überelege da schon eine ganze Weile drauf rum. Aber es ist eben teuer. Davon ab wünschte ich, ich wäre noch besser im Minimalismus. Wirklich jedes Teil, das in der Wohnung ist, ist tendentiell eines zu viel, weil es Stauraum will und Aufmerksamkeit und Putzpflege. Wäre ich noch mal schwanger, ich würde noch viel rigoroser ausmisten, als ich das schon getan habe.
„Wenn du ein Kind hast, wirst du deinen Blog/dein Buch/Hobby XY aufgeben müssen!“
Erwartungen: Es wird sehr viel schwieriger, weil viele Prioritäten wichtiger sind, aber nein, ich werde mich und meine Interessen nicht aufgeben. Es wird dauern, bis ich im Tagesablauf dazu übergehen kann, aber ich werde weiter ich sein.
Realität: Es dauert teilweise mehrere Tage, bis ich etwas wieder angehen kann. Und ich bin aktuell an dem Punkt, an dem ich überlege, was ich aufgeben kann bzw. möchte, denn ja, es ist mir zu viel. Das tut mir enorm weh, denn es ist ein echtes Opfer. Für Merle wach zu sein, ständig zu stillen, das ist kein Opfer für mich, das ist eben Babyversorgung. Es ist etwas, was ich gebe. Aber etwas aufzugeben, das fällt mir sehr, sehr schwer, zumal etwas, was ich so sehr als Teil meiner selbst wahrnehme. Tatsächlich habe ich noch mal an der Effektivitätsschraube gedreht und, wer hätte das gedacht, da ging noch einiges, aber mit der kurzen Erkältung letztens habe ich gemerkt, dass ich auf 110% laufe (oder höher) und das nicht halten kann. Ich musste auf 80% runter, um Puffer zu haben, für den nächsten Wachstumsschub, noch mal Kranksein, die nächsten Impfungen oder was auch immer. Meine Realität bei diesem Punkt gefällt mir leider wirklich so gar nicht. Ab und an, mache ich dann doch Blog und Buch, bevor ich sportel oder mich anziehe oder aufräume. Weil ich mich sonst selbst verlieren würde. Hier ist er erreicht, der Punkt. Man kann nicht alles haben. Autsch. Großes Autsch, wirklich.
Eins der ganz wenigen Haarfotos der letzten Zeit. Es hat sooooo Spaß gemacht! Auch wenn es keine 5 Minuten waren, bevor wir wieder reingehen mussten. Solange hat Merle sich mit dem Spielbogen beschäftigen können.
Fazit: Dieser Punkt tut enorm weh. Sehr viel mehr, als ich gedacht hätte. Ich identifiziere mich stark über meine Interessen und so sehr ich mich an Merle erfreue, so schlimm ist es für mich, meine Existenz auf die Mutterrolle eingeschrumpft zu sehen. So wie es aussieht, sind wir gerade jetzt an der Schwelle, an der ich langsam wieder mehr Ich-Zeit bekomme. Und es ist ein großartiges Gefühl. Ähnlich, wie wenn Schmerz nachlässt.
Und dann war da noch… die Sache mit den Freunden
Erwartungen: Besser gesagt Befürchtungen. Ich hatte es geahnt und schon erwähnt. Dass ich einige Beziehungen nicht mehr würde so pflegen können wie vorher. Das Kontakte einschlafen könnten. Dass man sich weniger zu sagen hätte.
Realität: Und genau das ist passiert. Daran habe ich ebenfalls ganz schön zu kauen. Beziehungsweise… hätte ich, wenn ich mir die Zeit dafür nehmen würde, darüber länger nachzudenken. Tue ich aber nicht, weil Zeit so unglaublich kostbar geworden ist, dass ich nicht bereit bin über etwas Negatives nachzudenken, was ich derzeit nicht ändern kann, nicht mit meinen Zeit- und Energieressurcen. Es ist dem geschuldet, dass ich eben mit Alltagsaufrechterhaltung rund um ein Baby beschäftigt bin. Dass ich oft so müde bin, dass ich vergesse nachzufragen. Dass ich dankbar bin, mich mit anderen Müttern auszutauschen, denn es brennt mir mehr auf der Seele, ob dieses und jenes noch normal ist, ob man sich auch schon Gedanken über einen Kindersitz gemacht hat statt ob Freundin X gestern in der Altstadt einen trinken war. Es sind tatsächlich mehrere Kontakte, die stark gelitten haben. Und ich kann nichts zu meiner Entschuldigung sagen, außer genau das, nämlich dass es mir leid tut. Es ist ein Verstummen, kein Schussmachhen. Dieser Punkt ist wie der Vorherige auch eine Selbstaufgabe, die mich ziemlich amputiert. Das Abschlagen war dabei besonders hart. Jetzt habe ich mich schon daran gewöhnt weniger Gliedmaßen zu haben, um im Bild zu bleiben. Es bleibt ab und an ein bitterer Phantomschmerz und sonst arrangeire ich mich eben damit, dass es jetzt anders ist. Von außen ist es natürlich gut sichtbar, dass ich nicht mehr so bin wie früher.
Fazit: „Mich gibt es jetzt nur noch als Mutter.“ Das habe ich früher so oft von Frauen mit Kindern gehört und fand es immer grässlich. Und das finde ich noch. Aber es ist wahr. Unumstößlich und unabänderbar. Und das führt dazu, dass manche Leben keine Schnittmengen mehr haben. Ich bin sehr traurig, was das angeht, gleichzeitig aber auch… annehmend. Das Bein ist ab. Punkt. Vielleicht ändert es sich wieder. Ich mag meine Menschen immer noch so gern. Und wenn es bei mir leichter wird oder bei ihnen vielleicht auch ein Kind kommt, dann haben wir uns auch wieder mehr zu sagen. Das hoffe ich. Zeit hat ja die Angewohnheit zu vergehen.
Gesamtfazit:
Das Wochenbett ist und bleibt ein A***loch und hat bei mir sämtliche Erwartungen über den Haufen geworfen. Gru-se-lig. Ich weiß aber von einigen Müttern, dass sie sich eben genau darauf eingestellt hatten und es damit dann für sie bedeutend besser zu ertragen war. Kann ich verstehen. Müsste ich den Spaß noch mal machen, ich würe ihn jetzt auch anders verarbeiten können. Hätte, hätte Fahradkette. Das Leben mit Kind ist bedeutend anstrengender als erwartet, aber, wenn ich hier so lese und mich umschaue, so bin ich doch froh, dass ich ansonsten mit meiner Einschätzung gar icht so daneben lag, was Schlaf, Essen, Sport, Haushalt, Blog und Freunde angeht. Und darum bin ich echt froh. ich habe wie gesagt im Wochenbett erlebt, wie es ist wenn alle diese Säulen auf einmal wegbrechen. Wenn ich mir vorstelle, das wäre dauerhaft so… nein, ich stelle es mir lieber nicht vor. Muss ich auch nicht. Denn: Zeit vergeht. Kinder werden größer. Bei den einen geht es schneller, bei den anderen langsamer. Alles braucht seine Zeit. Das anzunehmen ist die größte Aufgabe bei dem ganzen Spaß.
Was ich jetzt verstehe
„Das verstehst du nicht, du hast keine Kinder.“
Ich verstehe erst jetzt, da ich selber Mutter bin, auf welchem Boden diese Gedanken gewachsen sind. Denn selbst mit größter Empathie macht man sich keine Vorstellung davon, wie es dann wirklich ist. Es gibt Mütter, die sowas zu anderen Frauen sagen, um sich selbst aufzuwerten und die Anstrengungen im Leben der Kinderlosen kleinzureden, aber was ich jetzt sehe, ist etwas anderes. Denn Anstregungen und Schmerz, Probleme generell, sind immer subjektiv. Man kann kinderlos genauso erschöpft und besorgt und überwältigt sein, wie mit Kindern. Mit Kindern ist man das bloß in anderen Situationen.
Ich vergleiche es gern mit der Pubertät. Man weiß, dass Verliebtsein eine bestimmt ganz tolle Sache sein kann und je älter man wird, desto mehr wünscht man es sich vielleicht auch. Man sieht es bei anderen, es entsteht Sehnsucht. Vor allem dann, wenn man schon wünscht und es klappt nicht. Man muss es letztlich erst selbst erleben, um wirklich zu wissen, was es bedeutet glücklich verliebt zu sein, mit jemandem zusammen zu sein und eben auch Sexualität zu leben. Als Kind kann man noch nicht mal das Bedürfnis danach nachvollziehen.
Ähnlich ist es mit Kindern und somit Elternschaft. Erst betrachtet man die Thematik aus der Ferne, kann sich noch nicht mal vorstellen, warum man sowas mögen sollte oder man mag es nur, weil man ein Bild davon im Kopf hat, das man idealisiert. Wenn dann das Sehnen kommt, ist man schon näher dran. Aber selbst mit großem Kinderwunsch ist die Realität mit Kind dann doch noch mal anders als die Realität vorher nur aus der Beobachtung und Vorstellung heraus. Vielleicht schöner, vielleicht schlimmer. In jedem Fall, das mag ich behaupten, anders.
Ich denke hier liegt für mich einer meiner Hasen im Pfeffer: Ich habe nie sehr gesehnt, ich habe mir nie groß eine Traumwelt mit Kind ausgemalt, ich mochte noch nicht mal Geschichten rund um Familienleben besonders gern. Ich hab mir gedacht, könnte ganz nett sein. In gewisser Weise bin ich in die Mutterschaft reingestolpert, wie eine 14-Jährige, die ihren ersten Zungenkuss bekommt und sich denkt: „Bah, also das soll jetzt schön sein? Kann man das auch weniger nass haben? Ja? Das sah doch irgendwie in den Filmen immer so aus, als wäre das super toll. Naaaaja.“
„Solange Männer die Welt regieren, wird es keinen Frieden geben!“
Ich sage: Solange Väter in der Betreuung (ungleich Erziehung, denn auch jemand, der nur wenig vor Ort ist, kann sehr stark erziehend mitwirken, auch wenn er nicht oder nur wenig mit betreut) so stark ausgeklammert werden (teils haben sie keine andere Chance, irgendwo muss das Geld ja her kommen, es ist also kein Vorwurf gegen Männer hier), solange wird aus diesem Satz ein Teil der Wahrheit. Ich habe jetzt 40 Wochen Schwangerschaft und 16 Wochen Betreuung und Versorgung in dieses wundervolle Baby investiert. Und ich sage jetzt schon: Kinder sind nicht nur das kostbareste, was man haben kann aus Liebe, sie sind es auch deshalb, weil man so wahnsinnig in sie investiert. Ihnen DARF nichts passieren. Ist es nicht Dumbledore, der zu Harry sagt: „Bist du in der Lage Leben zu geben, Harry? Dann sei auch nicht so vorschnell es nehmen zu wollen.“ (sinngenäß, ich bin nicht dazu gekommen, die genaue Textstelle rauszusuchen) Der weise alte Mann bezieht das sogar darauf Voldemort nicht zu töten, den er ja weiterhin mit „Tom“ anspricht, seinem Kindernamen (Tada, sieh an, es ist NICHT Dumbledore, der das sagt. Es ist Gandalf. Und er sagt es zu Frodo. Ich glaube, in Bezug auf Gollum. Vielen Dank für den hinweis. Aber Dumbledore hätte auch gepasst, finde ich.). Oder wie Herbert Renz-Polster (Kinderarzt, seinen Blog Kinder-verstehen kann ich sehr empfehlen, ich hab ihn fast von vorn bis hinten gelesen) es in seinen Büchern schreibt: „Der Mensch leistet sich den teuersten Nachwuchs.“ Keine Spezies investiert so viel in ihre Kinder, wie der Mensch. Und ohhhh ja, das ist ein Investment. Der finanzielle Aspekt ist dabei fast schon zu vernachlässigen. Es sind vor allem Zeit und Nerven. Oder sagen wir lieber Geduld, denn das ist ja doch die Summe aus Zeit und Nerven: Geduld. Geduld ist nur wohlwollender.
Also. Eine Frau, die weiß, was es heißt Kinder zu gebären und am Leben zu erhalten, hat ein anderes Verständnis davon, was es bedeutet ein Leben auszulöschen als jemand, der das nicht kennt. Ein empathischer Vater, der viel mit dabei ist, kann das genauso empfinden, sage ich. Zumindest sehr, sehr ähnlich. Ähnlich genug, um ebenfalls zu wissen, dass es verflucht noch mal kein „Jaja“ ist, wenn „in Afrika Kinder sterben“. Und auch Erwachsene. Jeder ist jemandes Kind.
Kinder zeigen dir, was wirklich wichtig ist.
Ja, siehe vorheriger Absatz. Und sie zeigen gut, dass es ihnen wurscht ist, ob der Pulli zur Hose passt, es aber alles andere als egal ist, ob die Worte zum Subtext der Stimmlage passen. Ich wusste auch ohne Kinder, dass die inneren Werte mehr bedeuten als die äußeren. Aber Kinder zeigen das noch mal anders. Blöder Vergleich: Aber Haustierbesitzer haben da schon etwas ganz ähnliches erlebt.
Abgesehen von diesen hohen Werten geht es aber auch um die kleinen Wichtigkeiten im Alltag. Es bleibt einfach keine Zeit für Dinge, die nicht wichtig sind.
Und Merle hat mir damit sehr deutlich gemacht, dass mir dieser Blog, das Schreiben, bedeutend wichtiger ist als ich noch dachte. Denn hier sitze ich sobald ich kann. Dafür lasse ich den Haushalt schleifen, dafür verzichte ich auf mein Yoga und sogar auf Treffen mit Freunden. Also manchmal. Aber hierfür schaufel ich mir Zeit frei. Was die Frage geklärt hätte, wie ich das hier schaffe. Nun, ich schaffe das, weil unter anderem dafür im Garten einige Pflanzen verrotten, die ich nicht winterfertig gemacht habe. Und oh ja, wir haben letzten 2 Wochen lang nicht gesaugt…
Ich mache das hier einfach. Weil ich es brauche. Für mich. Ich brauche die Kommunikation, den Austausch, ich brauche es, meine Gedanken so zu ordnen. So entwickle ich mich weiter. Schreiben, das bin ich. Das bin mehr ich als gesundes Essen und Sport und ein bestimmter Zopf oder Dutt oder auch nicht. Mich selbst nicht zu verlieren hat für mich in all dem 24/7 Muttersein oberste Priorität. Denn wer bin ich denn auch für Merle, wenn da nichts ist, außer blanker Betreuung? Es gibt Tage, da ist das so. Da bin ich nichts weiter als Hol- und Bringservice mit Instantfood und eingebauter Wärmflasche, trostspendend, animierend, beruhigend, was auch immer gerade gebraucht wird. Aber jetzt gerade schläft sie und ich schreibe und ich bin ich. Damit tanke ich für die nächsten Tage auf. Oder auch einfach für die nächsten Stunden, in denen ich dann wieder ganz präsent bin.
Hier komme ich nicht mehr dazu alle Kommentare zu beantworten, teils auch nicht zu monderieren. Aber bald wieder, da bin ich mir sicher.
Zusammenfassung und Ausblick
Das Leben mit Baby ist bisher der härteste Job, den ich je hatte. Ich habe unzählige Male meine Komfortzone weiter nach außen geschoben und bin über mich hinausgewachsen. Jedes Mal war es im Moment der Erweiterung einfach nur furchtbar, danach aber besser. Und ich muss tatsächlich etwas revidieren. Denn ich habe immer von mir gesagt, dass ich nicht so die Säuglingsmama sei. Stattdessen fand ich schon immer Kindergartenkinder einfach wunderbar. Ich bin aber eine deutlich besser Säuglingsmama, als ich gedacht hätte. Denn ganz ehrlich und wirklich: Erst jetzt kann ich wirlich sehen, wie toll diese kleinen Menschen schon sind. Gar nicht langweilig „weil die können ja nix“, ganz im Gegenteil. Aber sie sind irre, irre anstrengend. Und man muss als Erwachsener die Kommunikation mit ihnen erst mal lernen. Lässt man sich darauf ein und sieht und hört mehr als nur ein schreiendes Baby, dann wird es richtig toll. Ich habe einige Wochen gebraucht, um dort hin zu kommen und zu verstehen, was alle Mütter mit älteren Kindern sagen: „Genieße es, sie werden so schnell groß!“ Ich habe mir in den ersten Wochen nichts mehr gewünscht, als dass das doch bitte ganz schnell passieren sollte. Ich habe nach vorn geschaut. Weit nach vorn. Jetzt bin ich hier. Im Moment. Und sehe einen kleinen Menschen, der jeden Tag die Welt entdeckt. Und zwar eben jetzt schon. Schon seit der Geburt und eigentlich auch schon vorher. Nicht erst seit sie besser sehen kann oder greifen oder brabbeln. Merle hat das geschafft, was mir so viele Menschen immer schon mitgegeben haben: Entspann dich, habe Geduld und genieße den Moment. Das zu können war die größte Verschiebung meiner Komfortzone, denn es war die ultimative Verlangsamung und Fokussierung. Es stimmt. Kinder zeigen einem nicht nur, was wichtig ist. Sie lehren uns auch das, was wir lernen müssen. Wenn wir sie lassen.
Ich bin also gespannt, was ich noch zu lernen habe. Und weiß jetzt, dass ich belohnt werde hinter dem Moment, der sich nach Verzweifeln anfühlt. Auch hinter Momenten, die länger dauern als nur einen Moment.
Gut gemacht kleine Merle. Es ist schön, dass es dich gibt.
Wer zeigt hier wem die Welt?
Wenn ihr möchtet schreibe ich so einen Artikel noch mal, wenn Merle etwa 6 Monate alt ist. Mal sehen, was ich dann gelernt habe. Ich bin gespannt. Habe Respekt vor den Aufgaben und freue mich gleichzeitg auf sie. Dann, wenn es soweit ist.
Dieser filigrane, schon jugendstilartige Haarschmuck ist der, auf den ich mit Abstand am häufigsten angesprochen werde. Deshalb gibt es heute die Bronzo en detail.
Und da der ursprüngliche Artikel dazu mit nur schwachen Kunstlichtfotos aufwarten kann, brauchte es ein Update. Außerdem hat es letztens so schön geschneit und die Bilder, die dabei entstanden sind, sind einfach toll geworden. Da nun eine Freundin von mir fragte, wie lang das gute Stück sei und so weiter, weil sie auch so eine Forke nach eben diesem Vorbild haben wolle, nun, da konnte ich den Artikel hier einfach nicht länger aufschieben.
Maße
12cm Gesamtlänge inklusive Topper
9cm Nutzlänge, also nur die Zinken
9cm Topperbreite
2,3 x 1,4cm Größe des Mondsteincabochons
Hier sieht man wunderbar, wie der Mondstein schillert.Je nach Licht ist der Stein aber auch einfach perlig weiß.
Frisuren
Am liebsten benutze ich die Bronzo tatsächlich als Steckkamm in verschiedenen Dutts, die schon durch Screws oder Pins allein halten, da ist sie dann nur Dekoration.
Im Cinnamonbun hält sie aber auch allein, genauso wie in einem Flechtdutt oder Rosebun, also generell in geschneckt zum Dutt aufgerollten Zöpfen.
Bei meiner Haarlänge und -dicke schauen die Zinken nun also fast gar nicht mehr auf der anderen Seite des Dutts heraus. Ich empfinde das als perfekte Größe. Mein Haar ist hier etwa 87cm lang bei 6,6cm Dicke und starkem Taper.
Da diese Forke sehr schwer ist, braucht es dafür dann aber eine gewisse Haardicke bzw. noch wichtiger Länge (je länger, desto besser lassen sich Dutts meist festzurren, und eine Gewisse Maße braucht es quasi als Gegengewicht bzw als „Nadelkissen“), um allein ohne weitere Hilfsmittel zu halten. Für mich kein Problem da ab und an lieber extra festzupinnen, ich habe sie wie gesagt sehr gern als Deko.
Bezugsquelle
Senza Limiti, wie immer. Die Homepage ist leider etwas schwierig, aber scheut euch nicht, einfach eine Email an info@senzalimiti.net zu schreiben und den Schmuck anzufragen, den ihr euch wünscht. Und bestellt Gundula ganz liebe Grüße von mir.
Eyecandy
Und hier noch ein paar mal die Bronzo im Einsatz. Ich sage ja, ich liebe das Teil.
Und wer generell meint, auf meiner Seite gäbe es nicht genug Senza-Limiti-Schmacht-Schmuck zu finden, dem empfehle ich zum einen mal meine Accessoires Unterkategorie (neben den unten sowieso schon eigens verlinkten Artikeln), außerdem @mysenzalimiti auf Instagram und ebenfalls auf Instagram, den Account von @lena_nymeria. Ich knie nieder vor dieser wundervollsten Senza-Limiti-Haarschmucksammlung überhaupt. Und so toll fotografiert! Wahnsinn!
Schöner Titel, finde ich. Denn das wünscht man sich doch für das eigene Kinde, oder?
Heute nur eine kurze Rezension, aber dennoch eine, die ich nicht unerwähnt lassen möchte. Nach „artgerecht“ von Nicola Schmidt, welches ich euch schon vorgestellt habe, ist „geborgen wachsen“ von Susanne Mierau das zweite Buch auf der Liste der Empfehlungen, die ich von euch bekommen habe.
Zu Recht, wie ich finde.
„Geborgen wachsen“ behandelt dabei im Prinzip dieselben Themen wie „artgerecht“: Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit, Tragen, Wickeln (oder auch eben eher windelfrei), Beikost und Betreuung. Wo Nicola (artgerecht) mehr mit den Ursprüngen der Menschheit, der Evolution und dem Clan argumentiert, ist Susanne (geborgen wachsen) psychologischer unterwegs. Ich habe beides gern gelesen und auch wenn sich sehr vieles gedoppelt hat (denn letztlich brechen beide Frauen eine Lanze für den selben Erziehungsstil: bedürfnisorientiert, liebevoll, undogmatisch und einfach menschenfreundlich ohne dabei realitätsfremd zu werden), waren diese ähnlichen und doch eben etwas anderen Perspektiven dabei schön.
Daumen hoch. Beide Daumen.
„Georgen wachsen“ kann ich dementsprechend genauso empfehlen wie „artgerecht“ und das bedeutet: Ich empfehle es sehr! Geborgen wachsen ist handlicher, da ein leichtes Taschenbuch, kommt bis auf Kapitelaufmacher gänzlich ohne Bilder aus und liest sich etwas schneller. „Artgerecht“ ist umfangreicher und etwas attraktiver in der Gestaltung.
Welches ihr also bevorzugt, liegt vermutlich eher an euren Lesegewohnheiten. Wer schon gut im Thema bedürfnisorientierte Elternschaft ist, ist mit „geborgen wachsen“ besser dabei, wäre mein Ansatz. Ein Anfänger findet in „artgerecht“ mehr Detailwissen. Eventuell empfinde ich das aber auch so, da ich nunmal zuerst „artgerecht“ und dann „geborgen wachsen“ gelesen habe. Unter Umständen würde ich anders urteilen, wäre die Reihenfolge anders herum.
Mittlerweile ist Merle so alt (fast 4 Monate), dass wir Späßchen machen können. Das ist total toll. Das Foto ist Weihnachten entstanden mit Extensions und meiner geliebten Labradoritspange.
Wenn ihr Genaueres wissen wollt zu eben Stillen, Tragen, Windelfrei, lest in meine Rezension zu „artgerecht“ rein, dort habe ich die Themen schon gut aufgeschlüsselt. Das hier zu wiederholen, wäre wirklich eine Dopplung.
Und das war’s auch schon. Damit habt ihr nun quasi die Wahl. Ich finde, beide Bücher braucht man nicht, eines reicht völlig, denn das eine bestätigt einfach das andere.
Und in Überschallgeschwindigkeit sind wir ins neue Jahr gerauscht. Zumindest kam es mir auf den letzten Metern so vor.
In der Summe war 2017 wirklich grandios. Auch grandios anders als erwartet und ziiiiiemlich anstrengend, aber hey: Da liegt ein gesundes, wonniges Kind in meinem Bett und himmelt mich an. Scheint so, als wären die wichtigen Dinge ziemlich gut gelaufen.
Na, schon ausgeschlafen? Wenn ihr mögt, ist hier der unvermeidliche Post zu meinen Neujahrsvorsätzen, denn klar habe ich auch welche. So wie ich auch immer Monatsvorsätze, Wochenvorsätze und Tagesvorsätze habe (letztere nicht immer, aber meistens). Die Jahresvorsätze sind dabei der drittgrößte Posten. Ich habe nämlich auch 5-Jahres-Vorsätze (oder Wünsche ) und auch 10-Jahres Wunschvorsätze. Moment! Lebensvorsätze habe ich auch. Also. Auf einmal ist ein Jahr gar nicht mehr so lang.
Halten wir es kurz und tabellarisch heute, denn das Wichtigste vorweg: Frohes neues Jahr, ihr Lieben! Was auch immer das alte Jahr für euch parat hatte und was auch im neuen Jahr kommen wird: Ihr seid jetzt hier und das allein ist schon mal bei genauerer Betrachtung echt großartig. Und unselbstverständlich. Würdigen wir einmal den Moment.
Und nun schauen wir mal:
2017er Vorsätze und was aus ihnen wurde
Oberste Priorität hat meine Gesundheit. Für das Baby und für mich.
-> Ich sage mal: Das habe ich wirklich gut hinbekommen. Ich war mit Abstand die fitteste im GVK, habe die ganze Schwangerschaft über bis auf die Kotzizeit gesportelt (Yoga primär) und habe mich nach der Geburt und dem Monsterwochenbett ebenfalls wieder mit der für mich üblichen Stehaufmännchenmentalität daran begeben, mich wieder aufzumöbeln. Bin dabei. Läuft. Die Erschöpfung Anfang des Jahres war unschön, aber temporär. Wochenbett und Monsternächte waren und sind temporär. Und das so wahrnehmen zu können, geht auch nur deshalb, weil ich fit genug bin, um immer wieder rasch zurück auf die Füße zu kommen.
Ein guter Mensch sein. Hier eine Sammlung an Adjektiven, die ich Ende 2016 niedergeschrieben habe, die ich sein wollte: „wohlwollend, nachsichtig, freundlich, lachend, helfend“.
-> Auch das finde ich, ist mir gelungen. Dass das tatsächlich mein Vorsatz war, hatte ich schon vergessen. Ist mir noch nicht mal bei meinem Artikel zu Healthy Mindset wieder eingefallen.
Meine Bücher…
-> Nun, das hat nicht geklappt. Rückblickend auch kein Wunder. Großes, großes Leider. Aber: Nicht aufgeben. Tue ich nie.
2018er Vorsätze
Fitness wiederherstellen. Ab dem 15. Januar mache ich mit beim #bbg2018. Den möchte ich das ganze Jahr durchziehen. Außerdem möchte ich mich im Bereich mit Yoga und Pilates verbessern. Ende des Jahres möchte ich wieder fest und trainiert sein. Schlank bin ich ja immer noch trotz 5kg mehr. Aber an sich mag ich die wieder weg haben. Ich habe zu viele schöne Klamotten im Schrank, in die ich derzeit nicht reinpasse. Ich möchte einen Handstand können und einen Klimmzug. Außerdem einen wirklich sauberen Forwardfold. Und ich möchte mit einer Freundin bouldern gehen. Einfach so. Als Ziele. Zum Spaß. Weil ich es können möchte.
Bücher… Dazu aber mal dann was gesondert. Ich sagte ja: Ich gebe nicht auf. Und seit es Merle gibt, gebe ich noch mal weniger auf.
Eine schöne Alltagsfrisur finden. Derzeit ist mir das einfach zu platt und langweilig vor allem von vorn. Mit Schmuck bekomme ich ja Dutts von hinten ja sehr gut aufgewertet, aber ich brauche etwas, was mehr Haar rund ums Gesicht bringt.
Ein besserer Mensch werden, weiterhin. Merle hat mich dabei schon Ende 2017 bedeutend nach vorn gebracht, aber ich merke, dass der Schwung noch anhält und nehme ihn dankbar mit. Ich habe da konkret einige Bereiche vor Augen, zwei davon folgen hier nun als Vorsätze, die ich mit euch teilen mag:
Heiki goes pesci-vegetarian. Ja genau, richtig gelesen. Testphase ist schon durch. Auch dazu gern demnächst mal was gesondert. Ich freue mich auf jeden Fall sehr, denn dass das überhaupt möglich ist, hat viel damit zu tun, dass ich ENDLICH Hülsenfrüchte vertrage. Hat mehrere Gründe. Wie gesagt dazu mal was gesondert.
Ein weiterer moralischer Vorsatz betrifft mein Konsumverhalten und ich sehe das folgende Jahr als Experiment: 90% meiner Kleidung möchte ich Second Hand kaufen. Die übrigen 10% fallen auf Unterwäsche, Sportkleidung und gaaaaaanz vielleicht (denn eigentlich nicht) auf eine neue passende Jeans, sollte ich nicht in meine alten zurück sporteln.
Keine Haarlängenvorsätze? Nein. Das ist zu unberechenbar. Natürlich hätte ich gern den Meter und rein rechnerisch ist das möglich. Aber noch muss ich erst mal das Ende des postpartalen Haarausfalls abwarten. Und dann sehen wir weiter. Bis dahin will ich auf jeden Fall etwas haben, was mir gefällt, wenn ich in den Spiegel gucke. Von vorn. Ohne Handspiegel für die Rückansicht.
Generell liegt mein Fokus nicht auf meiner Haarlänge, sondern auf persönlicher Entwicklung, aber um im Haarjargon zu bleiben: Ich würde gerne weise werden, bevor ich weiß werde. Das muss nicht 2018 passieren, aber jeden Tag ein bisschen besser und 365 mal ein bisschen besser macht schon viel aus. Das hat wenig mit der von vielen ja seeehr skeptisch beäugten Selbstoptimierung zu tun, bei der sich auf das Ausmerzen von vermeintlichen Makeln gestürzt wird, sondern damit, klarer zu sehen. Es ist ein bedeutend meditativerer Ansatz denn ein aktiver.
Best nine 2017
Weil das letztes Jahr schon Spaß gemacht hat, habe ich auch dieses Jahr mir wieder ausspucken lassen, welche meiner Instagrambeiträge am beliebtesten waren.
Hier einmal für @haselnussblond:
War klar, dass Nessa dort mit auftauchen würde (oben links), ihr Haar ist und bleibt anbetungswürdig (Habt ihr ihr neues Haarschneidevideo gesehen? Schmacht!). Und auch ein Elasticbraid hat es wieder in die Liste geschafft, die Brautfrisur, die ich Anfang des Jahres zaubern durfte. Ansonsten eins, zwei, dreimal Heiki mit Extensions, meine liebe Nickike posiert mit mir 5er-verzopft mit Hurley und auch Andrea ist dabei. Sie wird vermutlich auch mitmachen beim BBG, dieses Jahr, da freue ich mich schon drauf, da eine Mitstreiterin zu haben. Mein persönliches Lieblingsbild ist oben rechts, der rosa Babybauch.
Und hier für @haselnussheike
Acht von neun mal Merle oder zumindest mit Merle. Plus ein Sportposerfoto. Von letzterem hoffe ich 2018 dann richtig gute machen zu können. Gar kein Foodie. Damit hätte ich tatsächlich nicht gerechnet.
Was den Blog hier angeht: Ich finde, er hat sich 2017 deutlich weiterentwickelt, Instagram aber auch. Und das wünsche ich mir für 2018 ebenfalls. Das wünsche ich mir für mich als Ganzes. Und somit – wie könnte es anders sein? – auch für euch.
Und damit sind wir bei zwei, fast drei Monaten Haarausfall beziehungsweise vermehrtem Haarverlust nach der Geburt unserer Tochter Merle. Die Haare wachsen weiterhin gut, aber ich verliere nun sichtbar und spürbar Volumen.
Oha, jetzt wird es ernst. Schon bevor ich gemessen habe, habe ich gewusst, dass ich diesen Monat deutlich an Volumen verloren hatte. Normal: Postpartaler Haarausfall dauert in der Regel etwa 6 Monate an, also bis das Kind 9 Monate alt ist, beginnt er ja verzögert 3 Monate nach der Geburt. Bei mir ging es früher los, mal sehen, ob es dann alsbald auch früher wieder aufhört. Das wäre ja schön.
Aber eins nach dem anderen.
Maße
88,5cm und damit 1,5cm Wachstum über Dezember und glatt gekämmt ist das schon ziemlich hüftlang, auch wenn noch so ein bis zwei fingerbreit eigentlich fehlen. Auf jeden Fall deutlich länger als taillenlang.
Der Zopfumfang ist von 6,7cm um ganze 4mm auf 6,3cm geschrumpft. Autsch. Aber noch über 6cm, das ist schon mal gut.
Hmmmm, doch, ich finde das geht eigentlich noch ganz gut. Trotz so viel Volumenverlust.
Knäulgröße
Hier haben wir mal ein Wochenknäul, der Tagesverlust schwankt erheblich und ist nicht repräsentativ. Die Wochenknäiule sind aber relativ konstant seit 4 Wochen. Ich finde, wenn Frau nicht weiß, dass sowas nach der Geburt auf sie zukommen kann (vermutlich sogar), dann ist das wirklich erschreckend. Und auch so ist es nicht schön, aber wie gesagt: normal.
Verändertes Handling
Bei etwas ausgeleierten Zopfgummis muss ich jetzt schon einmal mehr um den Pferdeschwanz herum schlingen. Noch passen meine Ficcare Clips Größe M besser als meine Clips in S, von daher bin ich nach wie vor für mich noch im grünen Bereich. Offen tragen geht aber absolut nicht: dann haare ich alles voll. Für besondere Anlässe habe ich meine Extensions wieder heraus geholt, aber auch die werden gezopft oder geduttet. Noch geht alles gut klar. Frisuren halten, ich habe noch nur eher sehr selten Kopfhautblitzer und vom wirklich dünnen Flechtzopf sieht man nicht viel, weil ich den derzeit wenn überhaupt nur im Flechtdutt weggesteckt trage. Schläfenbereich, vor den Ohren und Geheimratsecken sind aber schon ziemlich ausgedünnt, dort wächst nur noch Haar von wenigen Zentimetern Länge. Der Scheitel wird weniger scharf, mehr diffus, ebenso der Stirnhaaransatz vor allem dort, wo ich den Scheitel trage.
Ich muss mittlerweile wieder täglich wadschen, weil ich kein Deckhaar mehr in dem Sinne habe, sondern alles eine Schicht ist, und das Haar somit sofort komplett fettig aussieht. Das ist mit Baby und dieser Haarlänge ziemlich lästig, auch Scalp-Wash hilft da nicht viel, weil vor allem die lange Offentragetrocknungszeit unpraktisch ist. Außerdem dusche ich im Moment öfter als früher, fast täglich jetzt. Früher habe ich aus Hautpflegegründen (meine ist super sensibel und lebt am besten, wenn ich nur kalt bis lau wasche und auch keine Seifen verwende) nur ein bis zweimal die Woche geduscht (außer nach Sport oder im Sommer, dann öfter) und mich sonst täglich gewaschen. Derzeit brauche ich die Dusche aber eher psychologisch, um die immer noch knüppelharten Babyabende am nächsten Morgen abzubrausen. Und da bietet sich eine Komplettwäsche dabei einfach an. Und Wasser über den Kopf fließen zu lassen wäscht einfach emotional besser rein, als unter der Dusche sich zu verrenken, damit der Schopf trocken bleibt.
Schon recht ausgedünnt in den Spitzen, aber ich überlege, mehr Pferdeschwanz zu tragen, wenn ich Länge zeigen mag. Dabei liegen die Haare ja automatisch dichter nebeneinander.
Schneidegedanken?
Nach wie vor erst mal keine. Denn: Ich habe Ende November/Anfang Dezember bisher am stärksten gehaart mit Ausnahme eines wüsten Stresshaarausfallschubs letztens. Vielleicht ist das Gröbste schon überstanden und dann mag ich lieber schauen, was dann wirklich am Ende übrig bleibt, bevor ich zur Tat schreite. Eventuell helfe ich mir auch einfach weiter mit Extensions über die Durststrecke einer längeren Trimmphase. Also: Noch bleiben sie dran. Was mich mehr stört, ist, dass ich einfach nur platt auf dem Kopf aussehe, dadurch dass ich eben fest dutte, um nicht überall lose Haare zu verteilen und dem Kind Greifangebote zu unterbreiten, die ich lieber nicht gemacht hätte.
Auch die Haare seitlich über die Schulter zu nehmen schummelt per optischer Täuschung ein bisschen mehr Volumen. Der Betrachter erwartet, dass da bestimmt noch mal so viel Haar für die andere Seite irgendwo ist. Auf jeden Fall sieht es auf einer Seite noch schön dicht aus.
Babyhaar
Bei Merle ist der Kopfgneis bis auf ganz wenige Stellen verschwunden und wir mussten nur noch einmal eine Behandlung mit Öl und anschließendem Shampoonieren vornehmen. Ihr Schopf ist jetzt so dicht, dass er sich als geschlossener Flaum um ihren Kopf schmiegt. Tatsächlich sieht sie aber auf Fotos oft glatzköpfiger aus als früher, da ihre Haare nun doch sehr blond weiter wachsen, deutlich heller als die ersten dunkelblonden Spitzen. Diese schieben sich immer weiter von der Kopfmitte weg und machen Platz für etwas, was mittel- bis sogar hellblond ist. Nach wie vor sehr glatt, ganz fein und weich und unnötig zu sagen, dass ich sie wunderschön finde.
Schäfchen mit blauen Augen.
Zwar kann sie sich mittlerweile auf den Bauch drehen, aber sie liegt immer noch recht viel auf dem Rücken. Nachts ja sowieso. Da sie dabei sehr aktiv ist und sich am Hinterkopf ein Glätzchen gescheuert hat, habe ich Seidentücher besorgt, um weiteres Verfilzen und Wegscheuern zu verhindern. Klappt ganz gut. Die Stelle wird nicht größer und wächst ganz langsam wieder zu. Wirklich nur sehr langsam, und so lange sie eben weiter primär auf dem Rücken liegt, denke ich auch nicht, dass es ganz weggehen wird. Aber bald.
Da der Effekt wirklich deutlich war, denke ich derzeit über einen Seidenbezug für mein eigenes Kissen nach… Splissprävention. Na mal sehen. Erst mal brauche ich wirklich, wirklich! für Januar eine neue Alltagsfrisur. Dieses streng Anglegte gefällt mir so überhaupt nicht…
Besser gesagt: Babys verstehen. Und genau dafür ist das Buch absolut Gold wert. Ich war mehr als einmal einfach nur erleichtert zu lesen, dass ich mich nicht anstelle, mir dieses jenes nicht einbilde und es völlig normal ist, dass manches grad furchtbar ist, obwohl wir uns hier beide Beine für das Kind ausreißen. Herr Renz-Polster, wollen Sie Merles Kinderarzt werden?
Denn genau das ist,Herbert Renz-Polster: Kinderarzt. Ich kannte seinen Blog „kinder-verstehen“ bereits und habe den euch auch schon mal empfohlen. Und bei fast allen Fragen, die ich zwischenzeitlich hier rund um „Warum zur Hölle ist Merle grad so und so, ist das normal und was kann ich tun?“, bin ich über kurz oder lang auf Artikel von ihm gestoßen. Und die waren so gut, dass ich irgendwann direkt „Renz Polster“ mit in meine google Suchanfragen geschrieben habe. Kann ich ebenfalls empfehlen. Man bekommt sinnvollere Treffer und nicht nur kilometerweise Forengescrolle…
Da dem so war, habe ich mir dann „Kinder verstehen“ des guten Mannes zugelegt. Außerdem hatten viele von euch es mir wiederholt empfohlen, da war der Kauf dann klar.
Ui und was für ein Brocken! Damit hatte ich nicht gerechnet, mit so einem Wälzer! Aber: Tatsächlich, so viele Seiten müssen auch sein. Ich bin sehr begeistert und anders als bei „artgerecht“ und „geborgen wachsen“, welche ich euch letztens schon vorgestellt habe, ist hier wenig Redundanz mit den vorangegangenen Büchern, trotz vieler gemeinsamer Themen (was logisch ist, letztlich geht es eben immer um das Leben mit und das Aufziehen von Babys). Renz-Polster ist vielmehr auch Quelle für die erste genannten Autorinnen, was für mich dann ein weitere Kaufkriterium war. Ein Weiterleseargument, trotz des wie gesagt für mich gerade aktuell mit sehr begrenzten Zeitressourcen etwas abschreckenden Umfangs, war einfach die Intelligenz, die sich aus jeder Zeile herauslesen konnte. Noch lieber als als Kidnerarzt hätte ich herrn Renz-Polster als Verwandten, auf den man sich freut, weil man bei den großen Familienfeiern mit ihm einfach geniale Gespräche führen kann.
Durch die Augen der Evolution
Ich bin also sehr begeistert. Und erleichtert. Denn ich bin wieder gut abgeholt worden, teils freigesprochen von Problemen, bei denen ich einfach nicht mehr weiter wusste (Stichwort Dreimonatskoliken) und ich mag es sowieso, wenn man mich logisch an ein Thema heranführt. Da Renz-Polster evolutionsbiologisch argumentiert, steht er dem „artgerecht“ Ansatz somit sehr nahe bzw. umgekehrt. Ebenfalls etwas, was ich an beiden Büchern schätze, ist, dass ich mich als Mutter, wir uns als Eltern gut aufgehoben fühlen bei Themen, bei denen einfach klar ist: Evolution gut und schön, aber wir leben nicht mehr in Höhlen und wollen dahin auch nicht zurück. Wir müssen arbeiten gehen und oft leben die Großeltern mehre hundert Kilometer entfernt. Da sehen dann manche Themen evolutionsbiologisch noch so logisch aus, das, was wir heute daraus dann machen müssen, ist oft ein Kompromiss, denn einen eigenen Clan erschafft man nicht über Nacht. Und da geht es Renz-Polster eben darum, dass der Alltag so odern er eben nun ist, für alle Beteiligten so gut wie möglich machbar ist – was immer ein Kompromiss ist. Ziel ist ein Baby, das weiterhin artgerecht, geborgen und sicher gebunden aufwachsen kann und Eltern, die nicht im Stehen einschlafen (oder schlimmeres…). Mal klappt das besser, mal schlechter. Und dass das selbst unter Idealbedingungen oft ein Ziehen und Zerren ist, ist ebenfalls normal, auch das wird schön deutlich.
Babys sind keine unfertigen Erwachsenen…
…sondern perfekte Babys. Und Kinder sind perfekte Kinder. Renz-Polster erklärt wunderbar, weshalb es aus evolutionsbiologischer Sicht Sinn macht, wenn Babys genau so sind, wie Babys sind. Warum Kleinkinder trotzen und warum Beikost eigentlich Bonuskost heißen sollte. Über das ganze Buch war ich voller Respekt und Bewunderung für seine Art genau so über Kinder zu schreiben: Respektvoll, fasziniert, klug und mehr als manchmal auch sehr humorvoll.
Ressourcenverteilung
Interessant und dadurch sehr lesenswert und neu fand und finde ich Renz-Polsters Ansatz, dass es beim Zusammenleben von Baby und Eltern bzw. Kind und Eltern immer um die Interessen mehrer geht. Da ist eben nicht nur das Baby, dessen Bedürfnisse durch die Eltern befriedigt werden müssen/sollen/können, da sind auch die Eltern selbst, deren Aufgabe es ist dabei mit ihren Kärften so zu haushalten, dass sie selbst dabei nicht zu kurz kommen. Evolutionsbiologisch leicht nachvollziehbar, denn wenn die Eltern nicht mehr kampffähig sind, dann sieht es auch für den Nachwuchs finster aus. Wieder einmal besonders spannend im Kontext mit der modernen Gesellschaft, in der wir nun mal leben.
Diese Ressourcenverteilung ist auch ein spannender Ansatz, um zum Beispiel die Trotzphase zu erklären, egal ob da tatsächlich Geschwisterchen nachgekommen sind, die dem Trotzkind die Ressource Mama (und damit auch die Ressource, Muttermilch, Wärme und einfach Aufmerksamkeit) streitig machen oder nicht. Aber das nur, um das Thema mal anzureißen.
Dreimonatskoliken und abendliche Schreistunde
DAS war mein „Lieblingskapitel“: Schreien. Damit habe ich das Buch begonnen, ihr könnt euch denken, weshalb. Und oh, was war ich froh, es gelesen zu haben! Ich habe zwar keinen neuen Ansatz mehr bekommen, um Merle über ihre teilweise Untröstlichkeit in diesen ersten grob 100 Lebenstagen besser hinweg zu helfen, aber ich habe gelesen, dass all das, was ich schon getan habe, was wir getan haben, im statistischen Mittel zumindest zu weniger Schreien führt und das war dann wiederum für uns als Eltern sehr tröstlich. Und so haben wir die Kleine einfach weiter getragen, getröstet, gewiegt, besungen, regelmäßig an die Luft und ins Tageslicht gebracht, generell Routinen gepflegt und viel Körpernähe gegeben. Und… sehr viel nicht gemacht. Das war vielleicht das Härteste dabei. Mit diesem Kapitel hatten wir für uns geistig eine Lösung, einen Freispruch. Wir kamen uns nicht mehr wie grobe Holzklötze vor, die einfach zu blöd sind zu verstehen, was ihr Baby braucht. Es brauchte alles und nichts. Wenn Renz-Polster denn Recht hat. Ich mag es ihm glauben. Er selbst sagt, die Thematik ist auch für Kinderärzte unbefriedigend, weil das Schreien der ersten drei Monate kaum erklärbar bleibt. Koliken sind eine Mögloche Theorie, aber noch nicht mal eine sehr plausible. Schlicht der Name „Dreimonatskoliken“ hat sich eingebürgert.
Und da schläft das Baby (Bild von Ende November, 3 Monate alt). Was tagsüber nicht ganz einfach war, war abends oft… hart. Für uns alle. Das Babybay akzeptierte sie tagsüber gut und schlief dann zum Beispiel ganz gern in der Küche, wenn wir dort gekocht haben. Abends und nachts? Keine Chance. Familienbett bitte. Soll sie gern haben. Finde ich sowieso ganz praktisch. Und niedlich. Aktuell sind wir bei nur Trage und Familienbett. Aber aus dem Babybay ist sie sowieso rausgewachsen.
Auf Augenhöhe
Dieses Buch bekommt von mir eine große Empfehlung, auch wenn es wie die zuvor schon besprochenen Bücher „artgerecht“ und geborgen wachsen“ dieselben Themen behandelt. Es bietet eben noch etwas mehr an Themen, mehr Detailwissen und sehr schöne „Einblicke und Ausbblicke“ wie Renz-Polster sie nennt. Also ein paar Denkanstöße, die deutlich machen: Was man jetzt weiß, ist eben das, was man jetzt weiß, sich zusammengereimt hat. Ob es so stimmt? Und wenn ja, was hat das für eine Konsequenz? Keine, mehrere, widersprüchliche? Sehr spannend.
Den größten Pluspunkt bekommt er aber von mir für seine schon erwähnte so liebevolle, respektvolle und gleichzeitig humorvolle Art über Kinder zu schreiben. Wie er sagt: Es sind keine unfertigen Erwachsenen. Es sind erst mal einfach perfekte Babys und Kinder und sie haben das Rüstzeug, um genau das zu sein. Man liest seine Bewunderung für diese kleinen Geschöpfe heraus, seine Faszination. Es liest sich anders (nicht primär besser oder schlechter, einfach anders) als die Bücher von Nicola Schmidt und Susanne Mierau, welche fürsorglicher, ja eben bedürfnisorientierter und geborgener schreiben. Renz-Polster gibt wenig Alltagstipps, sondern bereitet das Hintergrundwissen so auf, dass man kein explizites „Tu dieses und jenes!“ mehr braucht, denn man kommt mit dem neuen Wissen dann selbst darauf.
In diesem Sinne: Renz-Polster ist für mich gleichauf mit Nicola Schmidt. Noch umfangreicher (dafür dauert es dann eben auch länger, bis man alles gelesen hat) und dabei nicht minder unterhaltsam. Wer bei dem Wälzer in Leseschockstarre verfällt, dem empfehle ich nach wie vor „geborgen wachsen“, das liest sich so runter. Was mir hier einige kommentiert haben, bezüglich, wer „Kinder verstehen“ gelesen hat, der brauche die anderen Bücher nicht, dem stimme ich teilweise zu. Teilweise nur deshalb, weil „Kinder verstehen“ eben genau dieser enorme Wälzer ist. Ich lese seit Wochen daran. Für erste Hilfe im Wochenbett sind die anderen Bücher bedeutend schneller und da ja jede Nacht zählt, ist das finde ich schon ein Argument, das nicht zu vernachlässigen ist. Wer sich noch schwanger vorbereiten mag, oh ja, dem empfehle ich Renz-Polster als Nummer eins.